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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nicht mit. Er gehorchte dem Befehl des Schweigens darüber umso bereitwilliger, weil er ihnen nicht den Mut nehmen wollte und hoffte, sie würden ihr wahnwitziges Projekt vollenden. Denn trotz ihrer demonstrativen Unerschrockenheit wirkten sie verängstigt. Ihre Hände umklammerten nervös die Schäfte ihrer Waffen, und trotz der Kühle des Morgens waren ihre Gesichter mit Schweiß bedeckt. Und je näher der Augenblick des Tötens rückte, umso geringer wurde ihr Mut.
    Über den Dächern stiegen jetzt Irrwisch 1 und Irrwisch 2 auf. Die Sonnen tauchten den Fabrikhof in strahlendes Licht.
    »Wo bleibt er nur?«, murmelte Geof ärgerlich.
    »Wahrscheinlich hat er Probleme gehabt«, sagte einer der Jäger, ein Markisatiner, dessen Name Mikl vergessen hatte. »Wir sollten lieber abhauen.«
    Inzwischen wurde die Gruppe von nackter Angst beherrscht und war bereit, den geringsten Vorwand zu benützen, um den Rückzug antreten zu können. Mikl verfluchte ihre Feigheit.
    Sollten diese Typen jetzt aufgeben, dachte er, findet dieses einzigartige Experiment nicht statt, ein Experiment, das alles ändern könnte. Er musste unbedingt wissen, wie es
ausgeht, denn erst dann konnte er eine Entscheidung treffen. Wenn sich herausstellen würde, dass man die Scaythen mit Waffen bekämpfen kann, würde er eine interplanetarische Bewegung ins Leben rufen, deren einziges Ziel wäre, diese Kapuzenmänner zu eliminieren. Die ganze Nacht hatte er über sein Projekt nachgedacht. Zuerst musste er sich mit den heimlich operierenden Schleusern in Verbindung setzen und sie dazu bewegen, ihm ihre Deremats zur Verfügung zu stellen. Danach wären Mitarbeiter auf den siebenundsiebzig Planeten des Ang-Imperiums anzuwerben, schließlich die gesamte Operation zu koordinieren und zu überwachen … Natürlich war das ein gigantisches Programm, voller Unwägbarkeiten …
    Doch allein die Aussicht, Zeuge des Todes eines Scaythen zu werden, hatte Mikl zu diesem geistigen Höhenflug inspiriert. Zwar war er kein Krieger der Stille mehr – wie ein Dieb hatte er sich während der Abwesenheit seines Meisters, des Mahdi Shari, von Terra Mater davongestohlen, seine Adoptiveltern des Lichts Naïa Phykit und Sri Lumpa enttäuscht. In den verschiedensten Welten hatte er während seiner Flucht von Gelegenheitsarbeiten gelebt und das Antra verloren – und damit jede Hoffnung.
    Vielleicht war heute der Tag der Revolte, vielleicht konnte er seine Würde wiedererlangen, wenn er kämpfte. Natürlich nur, wenn diese feigen Jäger nicht im entscheidenden Moment versagen würden. Denn wahrscheinlich beschränkte sich ihr Mut auf die gemeinsame Vergewaltigung eines Barmädchens oder das Massakrieren friedlicher Eingeborener.
    »Jetzt kommt er nicht mehr«, sagte Geof Runocq.
    Und während Mikl wie gebannt auf das geschlossene Tor starrte, dachte er unablässig: Öffne dich! Öffne dich!
    Er könnte das Verlöschen des Feuers, das jetzt in ihm loderte,
nicht ertragen, das wusste er. Dasselbe Feuer hatte ihn einst als Kind zu seinem tollkühnen Verhalten auf seinem Heimatplaneten beseelt. Als er sich nach der blutigen Repression durch die kaiserlichen Truppen in eine Reiseagentur des InTra geflüchtet, den Angestellten getötet und sich in einer Deremat-Maschine versteckt hatte. Die Koordinaten des letzten Reisenden waren noch nicht gelöscht worden. Er hatte auf den Transfer-Knopf gedrückt und war auf einem künstlichen Satelliten namens Eden rematerialisiert worden – einem Rehabilitationszentrum für reiche alte Leute mit dem Ziel, durch Schönheitsoperationen und Transplantationen den Alterungsprozess zu verlangsamen.
    Mikl hatte in dem Hotelzimmer derjenigen, die vor ihm den Deremat benutzt hatte, einer einhundertsechzigjährigen Sbaraonerin, wieder das Bewusstsein erlangt. Die alte Frau hatte ihn versteckt und liebevoll umsorgt, doch Mikl hatte sie zum Dank mit einer Vorhangschnur erdrosselt und sie ihres Vermögens beraubt, zahlreicher Jetons, jeder davon tausend Standardeinheiten wert.
    Auf diese Weise mit einer üppigen Reisekasse ausgestattet, hatte er versucht, einen Angestellten der InTra-Agentur zu überreden, ihm ein Ticket zur Freien Weltraum City zu verkaufen. Doch der Mann hatte es für klüger gehalten, den zehnjährigen Knirps bewusstlos zu schlagen, ihm sein Geld abzunehmen und, um sich seiner zu entledigen – denn als guter Kreuzianer schreckte er vor Mord zurück –, ihn nach Terra Mater zu expedieren, auf eine vergessene Welt, die niemand

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