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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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blieb nicht mehr. Donna Kyrilla hielt sich nicht damit auf, diejenigen Arbeiten herauszusuchen, für die DuBonheur ausgezeichnet worden war – die Entwicklung eines Quantenkernprozessors, der den Turing-Sprung von Kunsthirnen wirksam verhinderte –, sondern speicherte sämtliche Dateien, die sie fand, auf einem Datenkristall und löschte sie danach.
    Zuletzt zog sie einen Schutzanzug an. Den Datenträger und DuBonheurs Individuelles Kunsthirn versenkte sie in dessen Brusttasche.
    Die Luke des Schlafraums öffnete sich, DuBonheurs Gattin Lissa und sein Chefingenieur und Eidmann Trevor Gorges traten ein. »Weg von meinen Mann, elendes Luder!« Lissa begann sofort zu zetern. »Du stürzt ihn noch vollends ins Unglück!« Sie rannte zu DuBonheurs Bett und warf sich über den Bewußtlosen. »Mein armes Genderlein, mein armer, armer Schatz …!«
    »Ihn hat schon wieder ein Nervenzusammenbruch umgehauen«, flüsterte die Bordärztin dem Chefingenieur zu. »Ich mußte ihm ein Beruhigungsmittel spritzen.«
    Gorges musterte sie mißtrauisch. »Wie ich höre, will er zurück nach Fat Wyoming«, sagte er. »Seine Frau und ich halten das für eine vernünftige Entscheidung. Auch Sie haben diese Entscheidung zu akzeptieren, Dr. Kyrilla!«
    »Aber selbstverständlich, Dr. Gorges!«
    Der Ingenieur wandte sich ab und ging zum Bett des Höchstgeehrten . Lissa DuBonheur kniete davor, küßte die Hand ihres bewußtlosen Mannes und benetzte sie mit ihren Tränen.
    Donna Kyrilla bewegte sich rückwärts zur Luke. Über die Schulter sah sie nach draußen: Auf der Schwelle zum Foyer standen Alban und Urban unschlüssig zwischen Gepäckstücken herum. Mit einer Handbewegung gab sie den Zwillingen zu verstehen, die Sachen aus der Suite und in den Hangar von DuBonheurs persönlichem Beiboot zu schaffen. Sie wartete, bis die Leibwächter ihrer Anweisung nachkamen und endlich das Foyer verließen.
    »Sorg dafür, daß er wieder zu sich kommt, Miststück!« Lissa DuBonheur begann schon wieder zu zetern. »Los, mach schon, du Schlampe …!«
    »Aber selbstverständlich.« Donna Kyrilla verschloß die Luke und öffnete einen Wandschrank neben dem Lukenrahmen. Dem entnahm sie ein Gravitongewehr. Sie aktivierte es mit ihrem ID-Code, verringerte die Streuung auf maximale Konzentration und mittlere Intensität und schoß. Zuerst in Gorges Rücken, danach in Lissas Beine.
    Den Ingenieur hob der Treffer einen halben Meter hoch von seinem Füßen und schleuderte ihn über das Fußende des Bettes hinweg gegen die Schränke, wo er bewußtlos auf den Boden rutschte. Lissa rutschte halb unter das Bett, vor dem sie kniete. Erst schlug ihr Kinn gegen die Bettkante, danach ihr Hinterkopf auf den Boden.
    Donna Kyrilla spritzte beiden ein starkes Betäubungsmittel, fesselte sie und schleppte sie ins Bad.
     
    *
     
    »Nehmt an«, sagte der Mann im Visuquantenfeld.
    Anna-Luna saß im Sessel vor der Schnittstelle ihrer Privatsuite. Waller Roschen schwebte neben ihr.
    Der Mann im Sichtfeld hatte angenehme, ja schöne Gesichtszüge, symmetrisch und markant. Volles blondes Haar fiel ihm auf die Schultern. Seine Augen waren grau, und etwas wie Heiterkeit leuchtete aus ihnen. War er schon fünfzig oder erst dreißig? Schwer zu sagen, er wirkte irgendwie alterslos.
    »Annehmen?« Anna-Luna zweifelte, ob sie richtig verstanden hatte. »Ihr wollt auf den Sieger des SPIELS verzichten, verehrter Unitas?«
    Aus dem Sichtfeld heraus musterte Gabrylon die GGS-Generalin ein paar Atemzüge lang. Er rieb sich nicht das Kinn, er kratzte sich nicht am Hinterkopf, er trommelte nicht mit den Fingern auf einer Tischplatte herum – er musterte sie nur. »Von wollen kann keine Rede sein, meine Verehrteste«, sagte er schließlich.
    Der Zweite Vorsitzende des Sicherheitsrates von Terra Prima trug wie immer eine rote Toga. Doch heute nicht über einem weißen, sondern über einem dunkelblauen Seidenanzug. Das kam nicht allzuoft vor. Hinter Unitas Gabrylon hing ein Tuch aus rotem Samt. Auf ihm prangte das Wappen der Galaktischen Republik Terra: eine Spirale aus 794 goldenen Sternen auf blauem Grund. Gleich auf den ersten Blick erkannte Anna-Luna den neu hinzugekommenen Stern am äußeren Ende der Spirale. Er stand für einen neuen Planeten der Republik. Aqualung im System Tarkus, vermutete die GGS-Generalin.
    »Die Bedingungen der Rebellen sind unverschämt, das ist wahr«, sagte Gabrylon nachdenklich. »Aber manchmal muß man Prioritäten setzen, das wißt Ihr doch selbst am besten,

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