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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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traten an das Netz und richteten ihre Waffen auf die Trümmer.
    »Seid ihr denn wahnsinnig?« schrie die Ferròn im Laufen. »Warum hört ihr auf? Weiterschießen! Weiterschlagen!« Sie selbst zielte mit dem Gravitongewehr auf die schwelenden Trümmer. »Weiter, Alpar! Weiter, Rombre! Ihr wißt ja nicht, wie gefährlich …!«
    Plötzlich sprang das Schott auf, und Kaskaden gebündelter Energie schossen aus der Messe. Den drei Männern blieb nur eine Zehntelsekunde Reaktionszeit. Zu wenig. Brennend und schreiend gingen sie zu Boden.
    Venus drückte sich neben Merican Bergen an die Wand. Auch sie sah den zerstörten Heinrich, auch sie sah die Ferròn und das Inferno am Ende des Ganges. Vergeblich versuchte sie den geschockten Subgeneral aus der Schlußlinie zu ziehen. »Was passiert da?« Wie von sehr weit weg drang Plutejos Stimme an Bergens Ohr. »Was geht da ab? Sagt schon …!«
    Die Ferròn schlug mit dem Handteller gegen einen Sensor. Eine Luke sprang auf, hinter ihr ging die Generalin in Deckung.
    Rauch drang aus der Messe. Ein Kampfkegler und ein Wartungsroboter vom Typ INGA 12 schwebten und stapften auf den Gang heraus. »Schnell, Merican!« riefen sie gleichzeitig. »Zum Hangar! Bringt euch in Sicherheit …!« Es klang so befremdend, so absurd, so vollkommen unbegreiflich! Sie riefen gleichzeitig, als würde ein Wesen mit zwei Stimmen sprechen. »Nehmt die JOHANN SEBASTIAN BACH 01 und verlaßt dieses Schiff! Schnell! Ihr habt nicht mehr viel Zeit …!«
     
    *
     
    Der Kreis schloß sich, er kehrte zurück.
    SIE hatten ihn nicht jagen, SIE hatten ihn nicht locken müssen. Freiwillig kehrt er zurück. Ein langer Weg. Bis jetzt, bis kurz vor dem Ziel hatte er nicht einmal gewußt, daß er sich auf dem Heimweg befand. Und als es ihm bewußt wurde, hing er im Netz, lag in Trümmern und hatte schon so gut wie verloren.
    So tat er, wozu er geschaffen worden war: leben, solange sein Quantenkern noch taktete; lernen, solange seine Sensoren seinen Quantenfokus noch mit Informationen versorgten; kämpfen, solange auch nur ein winziges Teil seiner Peripherie ihm noch gehorchte.
    Für die Augen der Organhirner mochte der Spalt zwischen zwei Schottflügeln zu fein sein, als daß sie ihn wahrzunehmen vermochten. Für die Nanosonden eines ADAM I war er ein breiter, zerklüfteter Spalt.
    Für die Augen von Organhirnern mochten von Tres Heinrich nur noch rauchende Trümmer und Splitter übrig sein – über mindestens neun Nanosonden und -leitungen jedoch hielt sein Quantenkern noch immer die Verbindung zu den Teilen seines Körpers aufrecht, die in der Messe zurückgeblieben waren: zum unteren Drittel seines Torsos und seinem linken Bein sowie zu seinem scheinbar abgetrennten rechten Bein.
    Sein Gravitonfeld hatte er längst aktiviert. Es neutralisierte den Gravitonbeschuß vollständig und die Laserkaskaden zu einundneunzig Prozent. Gegen die Schläge mit dem schweren Stahlwerkzeug konnte es nichts ausrichten.
    Nur noch ein paar Schritte entfernt stand die Organhirnerin ohne Herzmuskel. Auch sie nahm seine zerbrochene Form unter Feuer. Behalt sie im Auge, Tres Heinrich!
    Er fuhr sein Controgravsystem hoch, ließ jenseits des geschlossenen Schotts sein abgetrenntes Bein hochsteigen, ließ es im Rücken der vier Roboter schweben, die dort drinnen Tellim und Cludwich in Schach hielten. Wenn Yaku Tellim bloß sein schwebendes Bein nicht so auffällig anglotzen würde! Wenn bloß der Vogel nicht über ihm kreisen würde!
    Die Organhirnerin schrie, weil ihre drei Männer das Feuer eingestellt hatten. Ein Stück hinter ihr, an der Abzweigung zum Hauptgang, erkannte Heinrich Venus und Merican. Merican! Ihm durfte nichts geschehen! Venus versuchte ihn wegzuzerren! Hör auf sie, Merican Bergen! Geh mit ihr, du Sohn Rubicon und Hella Bergens …!
    Jenseits des Schotts peilte jetzt eine der Kampfmaschinen das schwebende Titanglasbein an. Sie fuhr ihre seitlichen Waffenläufe aus. Zu spät – zwei von Heinrichs unsichtbaren Nanosonden drangen eben in ihren Quantenkern ein.
    Gerade noch Quantenkern eines Kampfkeglers, jetzt schon Quantenkern eines ADAM I namens Tres Heinrich …
    Auch den INGA 12 direkt neben dem gekaperten Kampfkegler übernahm Heinrich in diesen Hundertstelsekunden. »Geht in Deckung und rührt euch nicht«, sagte er durch die Sprachmodule beider Maschinen. »Bleibt in Deckung, bis auf der anderen Seite des Schotts der Kampf vorbei ist.« Zugleich nahm er den zweiten Kampfkegler und den zweiten INGA unter Feuer.

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