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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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von der Decke spritzten Wasser und Schaum. Sie schienen den blauen Kunstmenschen mit allen Waffen zu bekämpfen, die an Bord eines Omegaraumers angewendet werden konnten. Yaku fragte sich, warum Bergens Roboter sich nicht wehrte.
    »Bleiben Sie ruhig, versuchen Sie bloß nicht, ins Geschehen einzugreifen.« Yaku und Cludwich fuhren herum. Im Sichtfeld die maskenhafte Visage Waller Roschens. »Aus Gründen, die der Geheimhaltungspflicht unterliegen, sind wir leider gezwungen, die Maschine auszuschalten. Terra Prima ist nicht mehr weit. Wenn Sie sich nicht einmischen, werden Sie sicher dort landen …«
    Ein Knall ließ die Männer wieder zum Schott herumfahren: Die beiden Flügel hatten sich geschlossen. Davor lagen Glieder des Kunstmenschen und ein Teil seines Rumpfes: der Unterleib , wenn man es mit humanoiden Analogien beschreiben wollte.
    Sibyrian Cludwich stöhnte auf, Yaku stockte der Atem: Ein blaues Kristallbein zuckte in verschmortem Stoff und im Hüftgelenk eines künstlichen Unterleibs. Das andere Bein lag losgelöst neben einer brennenden Kunsthand. Auch aus dem kristallinen Unterleib selbst züngelten Flammen zwischen einer Unzahl von feinsten Drähten und Schläuchen.
    Der Rabe stimmte wieder ein ohrenbetäubendes Gekrächze an, die Kampfmaschinen standen reglos wie Säulen, die INGA 12 schwenkten ihre Langfinger hin und her, und am Boden vor dem Schott krümmte sich das abgerissene oder abgeschossene Bein des Kunstmenschen und begann ein paar Millimeter über dem Boden zu schweben …
     
    *
     
    Ein Geräusch wie aus einer anderen Welt. Venus Tigern blieb stehen und deutete auf die nächste Abzweigung. Merican Bergen hielt die Controgravliege an. Plutejo Tigern, noch halb narkotisiert, hob den Kopf aus dem Kissen.
    Alle drei lauschten sie.
    Ein derartiger Lärm war ungewöhnlich an Bord eines Omegaraumers. In Bergens Ohren klang er, als versuchten ein paar Wartungsroboter, ein Schott mit ihren Metallschädeln einzuschlagen – für die Geschwister von Genna, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer das Eis über einer Glaucaurisader zertrümmern. Und jetzt mischte sich ein akustischer Alarm in den Lärm: Feuer an Bord.
    An der Liege und an Venus vorbei ging Bergen zur Abzweigung. Von hier aus führte ein Seitengang zur Messe. Er spähte um die Ecke und in den Rücken einer Frau – schwarze Toga, dunkelrote Kombi, weißblondes Kurzhaar. Sie schoß aus einem Laserkaskadengewehr auf etwas, das im Hauptschott der Messe eingeklemmt war.
    Dieses Etwas hing in einem engmaschigen, schwarzen Netz. Durch dessen Maschen hindurch schimmerte es silbergrau und bläulich. Bergen glaubte einen Roboterschädel aus blauem Titanglas zu erkennen, er glaubte zu sehen, daß dieser Schädel lose auf der Brust eines Oberkörpers baumelte, der in einen brennenden Schutzanzug gehüllt war.
    Flammen schlugen aus dem Netz. Schwarzer Qualm füllte das Ende des Ganges.
    Ein kahlköpfiger Mann stand vor dem aus dem Schott hängenden, brennenden und qualmenden Etwas im Netz und drosch mit einem schweren Schraubenschlüssel darauf ein. Zwei weitere Männer standen ein paar Schritte abseits und feuerten Laserkaskaden auf das blaue Etwas in dem Netz.
    Bergen begriff natürlich und begriff doch gleichzeitig überhaupt nichts. Das Etwas im Netz war Heinrich – sein Helm zerbrochen, sein blauer Titanglasschädel so gut wie abgeschlagen, sein Torso in Flammen. Vor ihm hob Koboromajew einen armlangen Schraubenschlüssel aus Stahl und holte zum nächsten Schlag aus.
    Heinrich zerstört? Wie konnte das geschehen?
    Aus den Deckendüsen spritzte Schaum und sprühte Wasser.
    Anna-Luna Ferròn fuhr herum. Ihre Augen blitzten kalt und böse. »In Deckung!« zischte sie. »Gehen Sie in Deckung, Bergen, und rühren Sie sich nicht …!« Sie fuchtelte mit ihren Waffen. Bergen war unfähig, sich zu bewegen.
    Plötzlich ein Knall – das Schott zur Messe schloß sich, und das Netz mit dem bläulichen Etwas fiel zu Boden. Die Ferròn wandte sich von Merican ab und rannte los. Die Männer am Ende des kurzen Ganges rissen an dem schwarzen Netz herum, schüttelten schließlich einen Torso in verschmortem Schutzanzug heraus, dazu einen abgetrennten Arm, Splitter eines Helms und einen blauen Schädel aus Titanglas, von dem Bergen nicht zu sagen wußte, ob er noch mit dem Torso verbunden war oder ob er nicht mehr mit dem Torso verbunden war.
    Der mit dem Schraubenschlüssel stand schweratmend vor dem zerstörten Kunstkörper, die beiden anderen Männer

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