Terror von Rechts
erläutert und dargelegt wurde, in denen die Terroristen versuchten zu erklären, warum sie angeblich zu den Waffen haben greifen müssen. Die Linksterroristen mordeten aber nicht, um zu morden. Das macht die Taten nicht weniger grausam, ist aber eine wichtige Erkenntnis, um die unterschiedlichen Arten des Terrors zu verstehen. Die RAF musste ihre Taten rechtfertigen, weil sie doch eigentlich eine Gesellschaft der Gleichen wollte. Da bedarf es einiger theoretischer Ausführungen, um zu erläutern, warum man dennoch Menschen entführen und ermorden dürfe. Doch der Zweck heiligte die Mittel, so die Denkweise. Im Rechtsextremismus ist hingegen die Vernichtung politisches Programm, nicht nur Mittel zum Zweck, sondern der Zweck an sich. Wer diesen Kern des Rechtsextremismus nicht sieht oder nicht erkennen will, hat diese Ideologie nicht verstanden, verkennt das tödliche Potential und hat aus der Geschichte offenkundig nichts gelernt. Links ist nicht gleich Rechts, ein Überfall von 20 Männern auf ein Opfer ist etwas anderes als Notwehr, und ein Vernichtungskrieg unterscheidet sich von einer Intervention, um Massenmorde zu beenden. Eine Erkenntnis, die es insbesondere in Deutschland schwer hat, sich dauerhaft durchzusetzen, denn früher erklärte Deutschland der Welt den Krieg, heute den Frieden – wobei komplexe Konstellationen oder akute Bedrohungen oft ignoriert werden. Genau wie der mörderische Kern der rechtsextremen Ideologie, die voll auf die Exklusion, den Ausschluss von Menschen abzielt. Dieses Unverständnis zeigte sich in den vergangenen Jahren oft – in der politischen Bewertung von Straftaten beispielsweise. Während abgebrannte Autos in einer von der Bundesregierung geförderten Broschüre über Linksextremismus einfach als linke Straftaten eingestuft wurden, obwohl dafür gar keine Belege vorlagen, und in der Öffentlichkeit von einer Art Terror die Rede war, wurden gezielte Angriffe von Neonazis bisweilen entpolitisiert – als Keilereien zwischen Banden oder Wirtshausschlägereien unter Betrunkenen. Man stelle sich nur den umgekehrten Fall vor: Eine Regierung würde sämtliche Straftaten, bei denen Migranten Opfer wurden, zu rechtsextremen Verbrechen erklären. Der Sturm der Entrüstung wäre gewaltig, denn bei der Debatte über die rechtsextremen Straftaten schwingt stets die Sorge um das deutsche Ansehen im Ausland mit. Das interessiert sich aber wenig für die deutschen Rechtsextremen, dabei gäbe es hier Bemerkenswertes zu beobachten. Beispielsweise die NPD, die mit dem rechtsextremen Vernichtungswillen sogar offen auf Wahlplakaten hausieren ging: »Gas geben!« wollte Ex-Parteichef Udo Voigt im Berliner Wahlkampf im Jahr 2011. Zwar saß Voigt dabei auf einem Motorrad – doch die eindeutig zweideutige Botschaft wurde deutlich: Der Begriff »Gas« im direkten Zusammenhang mit Berliner Neonazis löst eine Assoziation aus – Auschwitz. Dieses präzedenzlose Verbrechen zeigt, was die uneingeschränkte Herrschaft der rassistischen Fanatiker bedeuten würde, nämlich die totale Auslöschung für alle, die nicht in das Weltbild der selbsternannten »Herrenmenschen« passen. Auschwitz wurde nicht grundlos genau zu der Zeit errichtet, als die deutsche Macht in Europa auf dem Höhepunkt und der Vernichtungskrieg in vollem Gange war und die Deutschen offenbar keinen Gegner mehr zu fürchten brauchten.
Mit diesem Zivilisationsbruch lebten die Nazis ihre Vernichtungspläne aus und perfektionierten diese, auch wenn die Begriffe »Todesfabrik« und »industrielles Töten« das Geschehen verharmlosen, wie der Historiker Andreas Strippel betont: »Zwar waren moderne Verwaltung und Technik wichtige Voraussetzung für die serielle Tötung von Menschen, aber dennoch täuscht dieser Eindruck über die Realität der Mordprozesse weg. Viele der Opfer sind qualvoll durch deutsche Hungerpolitik zugrunde gerichtet worden, noch mehr wurden erschossen. Auch in den sogenannten ›Todesfabriken‹ spielten sich unfassbar barbarische Szenen ab, die nichts mit dem vermeintlich ›sauberen‹ Töten zu tun hatten. Vom Einleiten des Gases über das Sortieren der Kleidung, vom Herauszerren der Leichen aus den Gaskammern bis zu ihrer Verbrennung in den Krematorien: immer waren Menschen direkt an der Tötung beteiligt, der ganze Vorgang dauerte Stunden. Die Arbeit wurde von jüdischen Zwangsarbeitern verrichtet, die selbst ständig vom Tode bedroht waren. Das Inferno der Vernichtungslager hat nichts mit dem etwas sterilen Bild
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