Terrorist
fahre?» Ahmed ist zu Trauer fähig, wenn schon nicht um sich selbst, so doch um den Laster – um sein heiteres Kürbis-Orange, seine schmucken Schriftzüge, die überlegene Sicht, die er vom Fahrersitz aus hat und aus der alle Hindernisse und Gefahren der Welt, ob sie nun von Fußgängern oder anderen Fahrzeugen kommen, unmittelbar jenseits der hohen Windschutzscheibe auftauchen, sodass sich der verbleibende Manövrierraum leichter abschätzen lässt als am Steuer eines Personenwagens mit seiner langen, buckligen Motorhaube.
«Um einen ähnlichen Lastwagen, den für eine kurze Strecke zu fahren dir keinerlei Schwierigkeiten bereiten dürfte. Der Excellency-Lkw selbst würde die Chehabs belasten, sollten identifizierbare Stücke davon übrig bleiben. Man hofft, dass dem nicht so sein wird. Beim ersten Bombenanschlag auf das World Trade Center – du bist vielleicht zu jung, um dich daran zu erinnern – ließ sich die Spur des Mietlastwagens lächerlich leicht zurückverfolgen. Bei diesem Mal werden die materiellen Indizien liquidiert – manche Klafter tief versenkt, wie der großen Dichter Shakespeare sagt.»
«Liquidiert», wiederholt Ahmed; kein Wort, das er oft hört. Eine seltsame Schicht, wie von durchsichtiger, unangenehm schmeckender Watte, hat sich um ihn gelegt und behindert den Dialog seiner Sinne mit der Außenwelt.
Scheich Rashid dagegen, der die Übelkeit des Jungen spürt, ist unvermittelt seiner Trance entstiegen. «Du wirst es nicht erleben», sagt er eindringlich. «Du wirst in diesem Moment bereits in jannah sein, im Paradies, und dem entzückten Antlitz Gottes entgegentreten. Er wird dich als seinen Sohn willkommen heißen.» Jetzt beugt der Scheich sich mit ernster Miene vor und legt einen anderen Gang ein. «Ahmed, hör mir gut zu. Du musst dies nicht tun. Deine Erklärung Charlie gegenüber bindet dich nicht, wenn dir das Herz sinkt. Es gibt viele andere, die sich nach der Glorie und der Gewissheit ewiger Glückseligkeit verzehren. Der Dschihad ist von Freiwilligen überlaufen, sogar hier, im Heimatland des Bösen und der Irreligiosität.»
«Nein», wehrt Ahmed ab, voll Eifersucht auf diese angebliche Horde anderer, die ihm seine Glorie stehlen wollen. «Meine Liebe zu Allah ist bedingungslos. Ich kann das Geschenk, das Sie mir bereiten, nicht zurückweisen.» Da er ein Zucken Über das Gesicht seines Meisters hinweghuschen sieht, ausgelöst von einem Konflikt zwischen Erleichterung und Kummer, einen Riss der Bestürzung auf dessen sonst so ruhiger Oberfläche, einen Riss, in dem aufblitzt, dass der Scheich auch nur ein Mensch ist, lässt Ahmed sich erweichen und gibt sich seinerseits als Mensch zu erkennen, indem er scherzt: «Ich möchte ja nicht, dass Sie meinen, die Stunden, die wir mit dem Studium des Ewigen Buches verbracht haben, seien vertane Zeit gewesen.»
«Viele studieren das Buch; wenige sterben dafür. Nur wenige erhalten wie du die Chance, seine Wahrheit zu beweisen.» Nun ist es an Scheich Rashid, von der hohen Warte seiner Strenge hinabzusteigen: «Wenn du in deinem Herzen die mindeste Unsicherheit entdeckst, dann sag es jetzt, mein Junge. Du hast keine Strafe zu befürchten, alles wird so sein, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden. Ich verlange von dir lediglich Verschwiegenheit – Stillschweigen, damit jemand, der mehr Mut und Gottvertrauen besitzt, die Mission ausführen kann.»
Der Junge weiß, dass er manipuliert wird, lässt es jedoch zu, da die Manipulation ein heiliges Potenzial in ihm erschließt. «Nein, ich übernehme die Mission, selbst wenn ich das Gefühl habe, davor zum Wurm zu schrumpfen.»
«Nun gut», sagt der Lehrer abschließend, lehnt sich zurück, lüpft seine zierlichen schwarzen Schuhe und setzt sie sichtbar auf den silberdurchwirkten Fußschemel. «Wir werden nicht mehr darüber sprechen, du und ich. Und du wirst nicht mehr hier erscheinen. Es ist mir zu Ohren gekommen, dass das Islamische Zentrum unter Überwachung stehen könnte. Du wirst Charlie Chehab von deinem heroischen Entschluss unterrichten, und er wird dafür sorgen, dass du bald detaillierte Anweisungen erhältst. Gib ihm den Namen dieser sharmoota, die du mehr würdigst als deine Mutter. Dass ich dies gutheiße, kann ich nicht behaupten: Frauen sind unsere Felder, doch unsere Mutter ist die Erde selbst, der wir entsprungen sind.»
«Meister, ich würde den Namen lieber Ihnen anvertrauen. Der Kontakt, den Charlie mit ihr hatte, könnte ihn dazu bewegen, meinen Willen
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