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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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freitags kein Fleisch, und sich ständig bekreuzigen – und dann kommt das Zweite Vatikanische Konzil und schmeißt den ganzen Krempel mir nichts, dir nichts raus – Sachen, an die die Leute seit zweitausend Jahren geglaubt haben! Die Nonnen haben auf das alles so lächerlich viel Wert gelegt und von uns Kindern das Gleiche erwartet, aber ich habe immer nur wunderschöne Welt um mich herum gesehen, für wie kurze Zeit auch immer, und ich wollte ihre Schönheit in Bilder fassen.»
    «Im Islam gilt das als blasphemische Anmaßung, denn Gott allein ist der Schöpfer.»
    «Nun ja, ich weiß. Deswegen gibt es in Moscheen keine Statuen oder Gemälde. Mir kommt das unnötig freudlos vor. Gott hat uns doch Augen gegeben, damit wir etwas sehen, oder?»
    Während sie redet, nimmt sie immer wieder einen Schluck Kaffee, spült ihre Cornflakesschale und stellt sie in den Abtropfständer, lässt ihr Toastbrot aus dem Toaster springen und klatscht Marmelade darauf. Ahmed sagt: «Von Gott soll man sich kein Bild machen. Haben die Nonnen das nicht auch gesagt?»
    «Eigentlich nicht, soweit ich mich erinnere. Aber ich war ja auch nur drei Jahre auf der kirchlichen Schule, dann bin ich auf die öffentliche gewechselt, und da sollten die Lehrer Gott nicht erwähnen, damit es bloß kein jüdisches Kind hinterher zu Hause seinen atheistischen Rechtsanwaltseltern erzählte.» Sie blickt auf ihre Uhr, deren Glas so dick ist wie das einer Taucheruhr und die große Ziffern hat, die sie beim Pulsnehmen erkennen kann. «Schatz, ich führe unheimlich gern ein ernstes Gespräch, und vielleicht könntest du mich ja bekehren, wenn sie nicht verlangen würden, dass man diese ganzen plustrigen, schweißtreibenden Klamotten trägt, aber jetzt bin ich wirklich spät dran und muss los. Ich hab nicht mal mehr die Zeit, dich bei der Arbeit abzusetzen – tut mir leid, aber du wärst dann sowieso als Erster dort. Lass dir doch noch ein bisschen Zeit für dein Frühstück und für das Geschirr, und dann gehst du zum Geschäft, oder du rennst hin – sind ja nur zehn Blocks.»
    «Zwölf.»
    «Weißt du noch, wie du überallhin gerannt bist, in diesen kurzen Laufshorts? Ich war so stolz auf dich, du sahst so sexy aus.»
    «Mutter, ich liebe dich.»
    Gerührt, sogar getroffen, weil sie irgendein tiefes Bedürfnis in ihm spürt, jedoch nur an den Rand davon flitzen kann und gleich wieder wegmuss, drückt Teresa ihrem Sohn ein Küsschen auf die Wange und sagt zu Ahmed: «Aber klar doch, Herzchen, und ich dich auch. Wie sagen die Franzosen gleich? Ça va sans dire. Versteht sich von selbst.»
    Blöderweise wird er rot; wie er sein glühendes Gesicht hasst. Aber er muss noch etwas loswerden: «Weißt du, all die Jahre hindurch war ich so zwanghaft auf meinen Vater fixiert, und wer für mich gesorgt hat, warst du.» Unsere Mutter ist die Erde selbst, der wir entsprungen sind.
    Sie streicht rasch an sich hinunter, um zu überprüfen, ob auch alles an seinem Platz ist; wieder blickt sie auf die Uhr, und Ahmed fühlt, dass sie sich innerlich aufschwingt, dass sie davonfliegt. Ihre Entgegnung lässt ihn bezweifeln, dass sie wirklich gehört hat, was er gesagt hat. «Ich weiß, Liebes – in unseren Beziehungen machen wir alle Fehler. Könntest du dir heute Abend vielleicht selbst etwas zu essen besorgen? Die Zeichengruppe kommt jetzt mittwochabends wieder in Gang, wir haben heute ein Modell – weißt du, wir werfen jeder zehn Dollar in den Topf, aus dem wir sie bezahlen, dafür posiert sie ein paar Mal je fünf Minuten und anschließend länger. Man kann mit Pastellkreiden kommen, aber Ölfarben sind nicht erwünscht. Jedenfalls, neulich abends hat Leo Wilde angerufen, und ich hab versprochen, mit ihm hinzugehen. Weißt du noch, wer Leo ist? Ich bin früher mal gelegentlich mit ihm ausgegangen. Untersetzt, trägt einen Pferdeschwanz, komische kleine Omabrille –»
    «Ich erinnere mich, Mutter», sagt Ahmed kalt. «Einer von deinen Losern.»
    Er sieht ihr nach, wie sie zur Tür hinauseilt, hört ihre raschen, gelgepolsterten Schritte im Flur und das dumpfe Anspringen des Fahrstuhls, der ihrem Knopfdruck gehorcht. Am Küchenbecken spült er seine benutzte Schale und sein Orangensaftglas mit neu entdecktem Eifer; mit der Gründlichkeit eines Menschen, der etwas zum letzten Mal tut. Er lässt Schale und Glas im Abtropfständer zurück. Sie sind vollkommen rein, so rein wie ein Wüstenmorgen, an dem sich der Sichelmond den Himmel mit Venus teilt.
    Auf dem Hof von

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