Terrorist
Platz vergeudend diagonal geparkt, inmitten von Spuren einer mysteriösen Geschäftigkeit: Styropor-Kaffeebecher und muschelartige Behälter aus Imbissketten liegen umher, achtlos auf die gesprungene Betonfläche geworfen und von ankommenden und abfahrenden Fahrzeugen platt gewalzt wie Tiere auf Landstraßen.
Über ihm brennt die Sonne durch den bedeckten Himmel und wirft ein schummeriges, fahles Licht, wie das einer Taschenlampe, deren Batterie bald den Geist aufgeben wird. Bevor Ahmed gesehen werden kann – obwohl in den fremden, anmaßend eingedrungenen Autos anscheinend niemand sitzt –, wendet er sich nach rechts, die Thirteenth Street hinauf, die er erst überquert, als ihn die Büsche und das hohe Unkraut verdecken, die hinter dem rostenden Kipplaster gewuchert sind, auf einem Grundstück, das nicht zu Excellency gehört, sondern sich hinter einem längst eingegangenen Diner in Gestalt eines altmodischen Straßenbahnwagens erstreckt. Dieses mit Brettern verrammelte Relikt steht an der Ecke zu einer schmalen Straße, Frank Hague Terrace, mit Doppelhäusern zu beiden Seiten, in der es an Wochentagen still ist, bis die Kinder aus der Schule kommen.
Ahmed blickt auf seine Uhr: sieben Uhr siebenundzwanzig. Er beschließt, Charlie bis Viertel vor acht Zeit zum Auftauchen zu geben, obwohl in ihrem Plan sieben Uhr dreißig vorgesehen war. Dann jedoch dämmert ihm, mit jeder verstreichenden Minute deutlicher, dass etwas schiefgelaufen ist; Charlie wird nicht auftauchen. Der Hof ist wie vergiftet. Die leere Fläche hinter dem Laden hat ihm früher immer das Gefühl gegeben, er werde von oben beobachtet; doch jetzt ist der Beobachter nicht Gott, und Ahmed verspürt nicht Gottes Atem. Er, Ahmed, ist es, der mit angehaltenem Atem beobachtet.
Auf einmal tritt ein Mann im Anzug aus dem Hintereingang des Möbelhauses auf die Laderampe hinaus, von deren dicken Planken einige noch Fichtenharz absondern, und kommt die Stufen herunter, auf denen Ahmed oft müßig herumgehockt ist. Dort haben er und Joryleen an jenem Abend gemeinsam das Gebäude verlassen und sind dann für immer voneinander geschieden. Der Mann geht dreist zu seinem Wagen und spricht mit jemandem über eine Art von Funkgerät oder Mobiltelefon am Vordersitz. Seine Stimme klingt wie die eines Polizisten; es ist ihm gleichgültig, ob ihn jemand hört; Ahmed kann dem, was er sagt, im Rauschen des Verkehrs ohnehin nicht mehr Sinn entnehmen als dem Zwitschern eines Vogels. Für eine Sekunde wendet der Mann sein weißes Gesicht voll in Ahmeds Richtung – ein wohlgenährtes, aber kein glückliches Gesicht, das eines Agenten für ungläubige Regierungen, für Mächte, die spüren, dass ihnen die Macht entgleitet –, aber er sieht den Araberjungen nicht. Es gibt da nichts zu sehen, nur den im Unkraut rostenden Kipper.
Ahmeds Herz schlägt so wie an jenem Abend mit Joryleen. Jetzt tut ihm die Verschwendung leid – dass er sie nicht genommen hat, wo sie doch dafür bezahlt worden war. Aber es wäre schlecht von ihm gewesen, sie in ihrem gefallenen Zustand auszunutzen, obwohl sie ihren Zustand für so schlecht nicht hielt, und auch nur für vorübergehend. Scheich Rashid hätte es missbilligt. Am Vorabend hatte der Scheich aufgewühlt gewirkt, irgendetwas, worüber er nicht sprechen wollte, belastete ihn, ein Zweifel irgendeiner Art. Ahmed hat die Zweifel seines Lehrers schon immer spüren können, denn es war für ihn wichtig, dass es keine gab. Nun befällt Ahmed Angst. Sein Gesicht fühlt sich geschwollen an. Ein Fluch hat sich über diesen friedvollen Ort gelegt, der sein liebster Fleck auf der Welt gewesen ist, eine wasserlose Oase.
Er geht los. Erst zwei Querstraßen weit die stille Hague Terrace entlang – wo die Kinder in der Schule, die Eltern bei der Arbeit sind – und dann zurück zum Reagan Boulevard, auf das arabische Viertel zu, wo der weiße Laster verborgen ist. Es hat irgendein Durcheinander gegeben; Charlie muss ihn dort erwarten. Ahmed beeilt sich, gerät unter der diesigen Sonne ein wenig in Schweiß. Die Geschäfte am Reagan Boulevard handeln mit großen Gegenständen – mit Reifen, Teppichböden, Farben und Tapeten, größeren Küchengeräten. Dann sind da die Autohändler – gewaltige Gelände voll neuer Automobile, so dicht geparkt wie militärische Formationen, hektarweise Autos, die nun, wo sich die Sonne durchsetzt, mit glitzernden Windschutzscheiben und Chromteilen Licht reflektieren wie ein windgepeitschtes Weizenfeld und die von
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