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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Beth bei einem Thema abwehrt, dann wirft sie sich, wie er im Lauf der Jahre herausgefunden hat, rasch auf ein anderes, um seine Aufmerksamkeit nicht gänzlich zu verlieren.
    «Apropos Antikörper, Herm hat mir gestern am Telefon gesagt – das ist absolut vertraulich, Jack, nicht mal ich dürfte es wissen, versprich mir, dass du’s keinem erzählst.
    «Versprochen.»
    «Sie erzählt mir solche Sachen, weil sie sich irgendwo aussprechen muss und weil ich mich ja nicht in den dortigen Kreisen bewege – sie hat erwähnt, dass ihr Chef im Begriff ist, die Tetroralarmstufe für New York und den Norden von New Jersey von Gelb auf Orange zu erhöhen. Ich dachte, sie melden es vielleicht im Radio, aber da kam nichts. Was das wohl zu bedeuten hat?»
    Hermiones Chef in Washington ist der Minister für Heimatschutz, ein pedantischer wiedergeborener rechter Ultra mit einem Kraut-Namen, Haffenreffer oder so ähnlich. «Es bedeutet, dass sie uns das Gefühl vermitteln wollen, sie säßen nicht bloß auf unseren Steuern. Dass sie wüssten, wie das Problem anzugehen ist. Nur wissen sie es nicht.»
    «Machst du dir darum Sorgen, wenn du dich sorgst?»
    «Nein, Liebes. Ehrlich gesagt, das ist das Letzte, was mich beschäftigt. Sollen sie doch kommen. Als ich so aus dem Fenster geschaut habe, ist mir vielmehr durch den Kopf gegangen: Die ganze Gegend hier könnte eine tüchtige Bombe vertragen.»
    «Ach, Jack, du solltest darüber wirklich keine Scherze machen – denk doch nur an die armen jungen Männer dort oben in den höchsten Stockwerken, die über Handy ihre Krauen angerufen haben, um ihnen zu sagen, dass sie sie lieben.»
    «Ich weiß, ich weiß. Ich sollte wirklich keine Scherze machen.»
    «Markie sagt immer, wir sollten irgendwo hinziehen, von wo es nicht so weit ist bis zu ihm nach Albuquerque.»
    «Das sagt er, Liebes, aber er meint es nicht. Uns in seiner Nähe zu haben, ist das Letzte, was er sich wünscht.» Da Jack befürchtet, er habe mit dem Aussprechen dieser Wahrheit die Mutter des Jungen gekränkt, setzt er scherzend hinzu: «Keine Ahnung, warum das so ist. Wir haben ihn schließlich nie geschlagen oder in eine dunkle Kammer gesperrt.»
    «Auf die Wüste würden sie nie Bomben werfen», fährt Beth fort, als stünde als nächster Punkt der Tagesordnung der Beschluss zur Debatte, nach Albuquerque zu ziehen.
    «Das stimmt. Sie, wie du sie nennst, lieben die Wüste.»
    Sie nimmt an seinem Sarkasmus immerhin so viel Anstoß, dass sie ihn nun in Ruhe lässt, wie Jack mit einer Mischung aus Erleichterung und Bedauern bemerkt. Ihr gelingt eine brüske, altmodisch hochmütige Kopfbewegung, und sie sagt: «Es muss herrlich sein, sich so wenig betroffen zu fühlen von dem, was sonst jedem Sorge macht.» Dann dreht sie sich um und geht zurück ins Schlafzimmer, um das Bett zu machen und um sich, mit dem gleichen schnaufenden Kraftaufwand, den sie den Kissen widmet, für ihren Tag in der Bücherei anzuziehen.
    Womit nur, fragt sich Jack, habe ich solche Treue, so viel ehefrauliches Vertrauen verdient? Ein wenig enttäuscht es ihn, dass sie seine harsche Feststellung nicht zurückgewiesen hat, ihr gemeinsamer Sohn (ein erfolgreicher Augenarzt mit drei lieben, von der Sonne verwöhnten, pflichtschuldig Brillen tragenden Kindern und einer blondierten, rein jüdischen, an der Oberfläche freundlichen, im Grunde aber reservierten Frau aus Short Hills) wolle seine Eltern nicht in der Nähe haben. Jack und Beth teilen gewisse Mythen, und einer davon besagt, dass Mark sie ebenso liebt wie sie ihn – hilflos, dem einzigen Ei in ihrem Nest ausgeliefert. Genau genommen hätte Jack gar nichts dagegen, sich aus der Umgebung hier zu verabschieden; nach einem ganzen Leben in einem Industriestädtchen der Ostküste, das abstirbt und sich in einen Dritte-Welt-Dschungel verwandelt, täte ihm ein Umzug in den Sonnengürtel womöglich gut. Beth ebenso. Der letzte Winter hat der mittleren Atlantikregion grausam zugesetzt, und im Dauerschatten zwischen manchen der dicht aneinander gerückten Häuser liegen noch immer kleine, von Schmutz geschwärzte Schneehaufen.
     
    Das Zimmer des Schülerberaters von Central High ist eines der kleinsten – ein einstiger Vorratsraum, noch immer mit dessen grauen Metallregalen ausgestattet, auf denen nun verstreut ein paar College-Kataloge, Telefonbücher und psychologische Handbücher liegen, sowie Stapel von alten Nummern einer bescheiden aufgemachten Wochenzeitschrift im Magazinformat, die Metro Job Market

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