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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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heißt und die laufend über den Bedarf an Arbeitskräften und über die technischen Ausbildungsstätten in der Region informiert. Als das palastartige Schulgebäude vor achtzig Jahren errichtet wurde, erachtete man es nicht als notwendig, besondere Räumlichkeiten für Beratungsgespräche bereitzustellen; Beratung fand überall statt, im kleinen Rahmen durch liebevolle Eltern, im großen durch eine moralistische Nationalkultur und dazwischen durch Ratgeber jedweder Art. Einem Kind wurden mehr Ratschläge eingetrichtert, als es verdauen konnte. Jetzt aber spricht Jack Levy gewohnheitsmäßig mit Kindern, die keine Eltern aus Fleisch und Blut zu haben scheinen – denen die Außenwelt ihre Anweisungen ausschließlich durch elektronische Geister zukommen lässt, die durch den schwarzen Schaumstoff von Kopfhörern brabbeln, am Ende eines überfüllten Raums vorüberflackern oder in den subtil programmierten ActionFiguren verschlüsselt sind, die durch die Explosionen produzierenden Algorithmen eines Videospiels zucken. Die Schüler stellen sich ihrem Berater dar wie wechselnde CDs, deren schimmernde Oberfläche keinen Hinweis auf ihren Inhalt gibt, wenn man nicht über die richtigen Abspielgeräte verfügt.
    Dieser Schüler im letzten Schuljahr, der fünfte, der an diesem erschöpfend langen Vormittag zum Beratungsgespräch erscheint, ist ein hoch aufgeschossener, dünner, beigehäutiger Junge in schwarzen Jeans und einem verblüffend sauberen weißen Hemd. Das Weiß des Hemdes tut Jack Levy in den Augen weh; nach der kurzen Nacht ist sein Kopf ein wenig empfindlich. Außen auf der Mappe mit den Schulergebnissen des Jungen steht Mulloy (Ashmawy), Ahmed.
    «Ein interessanter Name», sagt Levy zu dem jungen Mann. Etwas an ihm – diese höfliche Wachsamkeit des weichen Mundes, das sorgfältig geschnittene und gekämmte Haar, ein drahtiger Schopf, der über der Stirn gleich in die Höhe streben möchte – ist Jack sympathisch. «Wer ist Ashmawy?», fragt der Berater.
    «Sir, gestatten Sie, dass ich es Ihnen erkläre?»
    «Ja, bitte.»
    Der Junge spricht mit künstlicher Würde; er ahmt, glaubt Levy, irgendeinen Erwachsenen nach, den er kennt, einen gewandten, formellen Redner.
    «Ich bin das Produkt einer weißen amerikanischen Mutter und eines ägyptischen Austauschstudenten; als sie beide an der State University von New Jersey studierten, haben sie sich auf dem Campus von New Prospect kennen gelernt. Meine Mutter, die inzwischen Schwesternhelferin geworden ist, hat damals einen Abschluss in bildender Kunst angestrebt. In ihrer freien Zeit malt sie und entwirft Schmuck, mit einem gewissen Erfolg, aber wir können davon allein nicht leben. Er-» Der Junge stockt, als sei er auf ein Hindernis in seiner Kehle gestoßen.
    «Ihr Vater», hilft ihm Levy weiter.
    «Genau. Er hatte, wie meine Mutter mir erklärt hat, die Hoffnung, sich amerikanische Techniken der Unternehmensführung und des Marketing anzueignen. Doch so einfach, wie man es ihm dargestellt hatte, war das nicht. Sein Name war – ist; ich habe das deutliche Gefühl, dass er noch lebt – Omar Ashmawy, und meine Mutter, die irisch-amerikanischer Abstammung ist, heißt Teresa Mulloy. Sie haben einige Zeit vor meiner Geburt geheiratet. Ich bin ehelich geboren.»
    «Nun gut, das habe ich keineswegs bezweifelt. Nicht dass es darauf ankäme. Wenn überhaupt jemand einen Verstoß begeht, dann jedenfalls nie das Baby, wenn Sie verstehen, was ich meine.»
    «Allerdings, Sir. Ich danke Ihnen. Er wusste genau, dass ihm eine Heirat mit einer Amerikanerin, sie mochte noch so gewöhnlich und unmoralisch sein, die amerikanische Staatsbürgerschaft einbringen würde, und deshalb hat er sie geheiratet, nicht aber amerikanisches Know-how und das Netz von Beziehungen, das zu amerikanischem Wohlstand führt. Als ich drei war, hatte er alle Hoffnung aufgegeben, je mehr ais ein dürftiges Einkommen zu erzielen, und er brach sein Lager ab. Verwende ich den Ausdruck richtig? Ich bin darauf in einem autobiographischen Werk des großen amerikanischen Schriftstellers Henry Miller gestoßen, das auf Miss Mackenzies Lektüreliste für den Leistungskurs Englisch stand.«
    «Wirklich? Du meine Güte, Ahmed – wie sich die Zeiten ändern. Früher war Miller nur unter der Theke zu haben. Kennen Sie den Ausdruck ‹unter der Theke›?»
    «Natürlich. Ich bin ja kein Ausländer. Ich war noch nie im Ausland.»
    «Sie haben nach ‹das Lager abbrechen› gefragt. Ein altmodischer Ausdruck, aber

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