Terrorist
freundlich –sich an den Ort in Ahmed zu versetzen, den dieser, vom Allumfassenden erfüllt, dicht verschlossen hält.
Die Grenzen zwischen dem einst ausgedehnten Gelände von Central High und den privaten Liegenschaften der Innenstadt sind zu einer komplizierteren Sache geworden, seit die Sportplätze der Schule sich nicht mehr zaunlos bis zu einer Straße mit viktorianischen Häusern erstrecken, die so unterschiedlich sind und so weit auseinander stehen, dass sie als Villen durchgehen können. Diese Gegend, nordwestlich des imposanten Rathauses, war einmal in der Hand der Mittelschicht, die ihr Geld aus den Fabriken längs des Flusses bezog, und lag nur einen kurzen Fußweg von den Mietskasernen der Arbeiterklasse am Rand des damals sehr belebten Geschäftsviertels entfernt. Doch die Häuser, die einmal fast Villen waren, sind zu Behausungen geworden, wie Jack Levy findet. Knapp kalkulierende Bauunternehmer haben sie in Apartments aufgeteilt und ihre großzügigen Rasenflächen zerstückelt oder aber sie ganz abgerissen, um Platz für Zeilen von schlichten Mietreihenhäusern zu schaffen. Das Bevölkerungswachstum und vandalistische Übergriffe übten ihren Druck auf die grüne Weite des schuleigenen Geländes aus, bis schließlich in einem Schachzug, der diversen städtischen Komitees schlau und einträglich vorkam, der Footballplatz, der im Frühling zum Trainingsfeld der Leichtathleten wurde, und der Baseballplatz, auf dessen Vorfeld sich während der Footballsaison die Nachwuchsmannschaften tummelten, auf das fünfzehn Busminuten entfernte, angekaufte Land einer alten Farm verlegt wurden, deren Milchkühe die Knochen von Generationen junger Bürger von New Prospect mit Kalzium versorgt hatten. Aus den Sportplätzen in der Stadt wurden übervölkerte Slums.
Sodann wurde die High School mit ihren Nebengebäuden von italienischen Maurern mit Mauern umgeben, die man später noch mit gleißenden Rollen von Stacheldraht krönte. Die Einmauerung erfolgte schubweise, als Reaktion auf Beschwerden, Fälle von Beschädigungen und explosionsartiges Auftreten von Graffiti-Sprayern. Die verunstaltenden, rostenden Befestigungen ließen unbeabsichtigterweise lauschige Plätzchen entstehen, wie zum Beispiel die paar Quadratmeter rissigen Betons längs des halb in die Erde versenkten gelben Klinkerbaus, in dem sich die riesigen, ursprünglich mit Kohle beheizten Kessel befinden, die jedes Schulzimmer mit empört rumorendem Dampf beschicken. An einer gelben Klinkerwand ist ein Basketballkorb befestigt, dessen Reif fast bis in die Vertikale heruntergebogen wurde von Jungen, die den Stil von NBA-Profis – Andotzen, Reindippen, Ranhängen – nachahmen. Zwanzig Schritte weiter, im Hauptgebäude, wird bei warmem Wetter mit Keilen eine Flügeltür offen gehalten, die mit Stangen gegen Bruch gesichert ist; durch sie gelangt man auf Stahltreppen hinunter ins Souterrain mit den Spinden – die der Jungen am einen Ende, die der Mädchen am anderen und dazwischen die Kantine und die Holz- und Metallwerkstätten für die Schüler des berufsvorbereitenden Zweiges. Aus den Rissen des Betonfußbodens erheben sich Fingergras, Wollkraut, Löwenzahn und kleine, wie Kaffeesatz schimmernde Trichter der darunter befindlichen Erde, die Ameisen heraufbefördert haben. Dort, wo der Beton besonders gründlich unterminiert und zerbröselt ist, sind sogar richtige kleine Beete entstanden, auf denen, sobald der Frühling in den Norden von New Jersey einsickert, grünes Unkraut sprießt.
In dieser grusigen, unüberwachten Ecke mit dem abgeknickten Basketballkorb, die zu nichts taugt als zu ein paar raschen Zügen, einem Schluck oder zum Showdown zwischen feindlichen Jungen, nimmt Tylenol sich Ahmed vor, der noch seine Laufshorts trägt. Der Bus hat ihn von der fünfzehn Minuten entfernten Aschenbahn auf dem Schulparkplatz abgesetzt. Heute bleiben ihm zehn Minuten, um zu duschen, sich umzuziehen und die zehn Blocks zur Moschee und zu seinem zweimal in der Woche anberaumten Koranunterricht zu rennen. Er hofft, sich ein paar Schritte sparen zu können, indem er die Flügeltür anpeilt, die an diesem warmen Tag offen stehen dürfte. So lange nach dem regulären Unterricht ist dieser Bereich des Schulgeländes gewöhnlich verlassen, bis auf ein paar Neuntklässler, die den verbogenen Basketballreif hinnehmen, wie er ist, und sich dennoch daran im Einwerfen üben. Heute jedoch hängt dort eine ganze Schar von Schwarzen und Latinos herum, die ihre
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