Tesarenland (German Edition)
Körper eines Tieres, das in einer Ecke des kleinen Raumes liegt. »Wer weiß, vielleicht war hier seit dem Krieg niemand mehr drin.«
Kayla schaut sich auch misstrauisch um. Da stehen zwei Regale, deren Holzbretter zum Teil schon zusammengebrochen sind. Überall gibt es riesige Spinnennetze, die ganz staubig und grau sind. Wahrscheinlich leben ihre Bewohner genauso lange nicht mehr, wie das Tier in der Ecke. Zumindest behagt mir die Vorstellung mehr, dass sie tot sind, wenn ich bedenke, dass ich die Nacht hier verbringen soll. Spinnen sind mir ein Graus. Ich kann alles auf meinem Körper ertragen, aber nicht die haarigen Beine einer Spinne.
»Oh, schaut mal!«, ruft Kayla begeistert. »Ganz viel Essen. Hier halten wir es mehrere Tage aus.« Sie holt hastig einige Büchsen aus den Regalen, die gefährlich wackeln. Ich laufe schnell rüber und ziehe sie weg, bevor sie unter einem Berg Konserven begraben wird.
»Ich geh mal nachsehen, ob ich oben etwas finde, womit wir die warm machen können. Ich habe nicht schon wieder Lust auf kaltes Essen. Und dank der Tesare haben wir ja für heute Nacht Strom.«
Strom brauchen wir dann doch nicht. Luca bringt einen Kanister mit einer klaren Flüssigkeit mit und zwei alte Alutöpfe.
» Alfratol«, erklärt er schmunzelnd. »Man kann damit Feuer machen, das nicht raucht. »Wir benutzen das häufig. Es ist total praktisch, weil man überall ein Feuer damit machen kann, auch in geschlossenen Räumen.« Er kippt in beide Töpfe etwas von dem Wunderzeug und verschwindet noch einmal. Kurz darauf kommt er mit einem schwarzen Ofenblech wieder. Das kenne ich von der Bäckerin. Die Bäckerin ist die einzige in Kolonie D, die noch einen Ofen mit einer Backröhre in ihrer Hütte hat. Darin hat sie die nahrhaften Haferkekse gebacken, die ich manchmal für Kayla eingetauscht habe.
Luca baut vier Türme aus Konservenbüchsen und legt dann das Blech darauf. Ich denke erst, er will einen Tisch bauen, an dem wir essen können, aber dann schiebt er einfach einen der Feuertöpfe unter das Gebilde, öffnet drei Büchsen und stellt sie oben auf das Blech.
»Das wird funktionieren!«, ruft Kayla freudestrahlend.
Luca geht noch mal los und sucht nach Decken für die Nacht und anderen brauchbaren Sachen. Ich will mich auch nützlich machen und versuche den Boden wenigstens etwas sauber zu machen. Schlimm ist es ja nicht, nur die Staubschicht ist so dick, dass wir uns schon mit ihr zudecken könnten.
Wenig später sitzen wir um die Töpfe herum, starren in das Flammenspiel und freuen uns über das Essen, und dass wir es heute Nacht warm haben werden. Luca hat die Tür aus Stahl, die den Raum die ganze Zeit verschlossen gehalten hat, wieder herangezogen, sodass sie nur noch einen winzigen Spalt geöffnet ist. Dann hat er sie von innen mit einem Strick verriegelt, für den Fall, dass es hier auch größere Tiere gibt als Mäuse, hat er gesagt. Ich vermute aber eher, dass er es den Tesaren etwas schwerer machen will, die uns hier vielleicht entdecken könnten. Immerhin funktionieren unsere Chips noch. Aber ich bezweifle, dass ein Stück Seil die Aliens aufhalten kann. Vielleicht kann es die merkwürdige Konstruktion aus Brettern und schweren Steinen, die er über der Tür angebracht hat.
Noch vor Anbruch der Dämmerung machen wir uns auf den Weg. Wir lassen Kayla im Keller zurück, weil wir ohne sie schneller sind. Außerdem hatte sie in der Nacht wieder Schüttelfrost und sie fühlt sich heiß an. Ich hatte schon damit gerechnet, dass sie Fieber hat, ihre roten Wangen gestern Abend waren ein deutlicher Hinweis. Heute Morgen waren ihre Augen ganz glasig. Ich habe ihr kalte Umschläge gemacht. Luca hat ihr versprochen, dass wir schnell wieder zurückkommen würden.
Wir haben Glück, auf den Straßen sind nur ein paar Leibsklaven unterwegs, die interessieren sich nicht für uns. Wir sehen auch einen Tesarenwächter, aber wir können uns rechtzeitig verstecken.
Die Tesarenwächter überwachen die Leibsklaven auf den Straßen, hat Luca erklärt. Jeder Fluchtversuch wird mit dem Tod bestraft. Versagen bei der Arbeit oder Gehorsamsverweigerung, mit Folter. Für die Tesare sind wir Vieh, minderwertige Lebewesen ohne Bedeutung. Sie wissen, wir sind machtlos, können nichts gegen sie ausrichten. Sie haben uns in jeglicher Hinsicht besiegt. Die menschliche Rasse, vernichtet und versklavt von einer Handvoll Aliens. Aber ihr Sieg war feige, die Tesare waren feige. Es hat nie einen wirklichen Kampf
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