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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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weiß nicht, ob sie uns folgen oder ob es Zufall ist, dass sie hinter uns laufen. Einen Ausleser tragen sie nicht dabei, also können sie unsere Chips nicht gescannt haben. Aber vielleicht hat man unsere Bilder schon überall verteilt. Vielleicht laufen sie nur hinter uns, ohne etwas zu unternehmen, um nicht die Aufmerksamkeit der Leibsklaven zu erwecken. Nein, sie würden keine Rücksicht nehmen. Dass sie Angst vor einem Aufstand haben, ist vollkommen lächerlich. Sie würden sofort schießen.
    Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf; ja, sie folgen uns, nein, sie haben uns nicht erkannt. Was, wenn doch? Mit jedem Gedanken rauscht mehr Blut in meinen Ohren. Ich wünsche mich in die Sicherheit von Kolonie D zurück. Und dann tue ich es doch nicht, wenn ich an Kaylas glückliches Gesicht denke, die vor Verwunderung riesigen Augen, wenn sie etwas entdeckt, dessen Funktion ihr vollkommen unklar ist, von dem sie aber doch fasziniert ist. Für sie ist die Welt außerhalb der Kolonie ein einziges Wunder.
    Ich lasse meine Hand in meine Jackentasche gleiten, berühre das Papier und den Holzstift. Kayla wird begeistert sein. In Kolonie D hat es nur wenige Menschen gegeben, die einen Stift besessen haben. Kayla hat ihre Kunstwerke mit einem Stock in die Erde vor unserer Hütte ritzen müssen.
    Luca biegt um eine Ecke, ich folge ihm. Es ist eine kleine schmale Gasse, in der sich haushoch der Dreck stapelt; ein verrottetes Auto, das nur noch aus seinem Gerippe besteht, stinkender Müll und noch mehr stinkendes Irgendwas. Luca stößt zischend die Luft neben mir aus, aber er läuft weiter, als würde er genau diesen Weg nehmen wollen.
    Vielleicht hatten die Tesare das auch vor. Vielleicht ist diese verdreckte Gasse gar keine schon lange vergessene Straße, sondern wird von den Menschen und Tesaren der Stadt regelmäßig genutzt. Aber ich glaube es nicht. Einer der Tesare hebt seine Waffe. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie er sie auf uns richtet. Ich weiß, jetzt ist es vorbei. Ich kneife die Augen zu, bete ein letztes Mal zu Mutter. Ich kann nicht sagen, wie ich es trotzdem schaffe, weiterzulaufen, aber mein Körper funktioniert irgendwie von alleine.
    Wir haben das Ende der Gasse fast erreicht, da versperrt uns ein Leibsklave den Weg. Wäre es nicht so gewesen, hätte es auch nichts an der Tatsache geändert, dass der andere Tesar jetzt auch seinen Speer auf uns richtet.
    Luca bleibt vor dem grauhaarigen Mann stehen. Er trägt eine schmutzig graue Kluft, ein Einteiler mit einer Reihe Knöpfe, die senkrecht über seine Brust laufen. Auf seiner faltigen Stirn sitzt das Leibsklavenzeichen. Er sieht hager aus, stützt sich schwer auf eine Krücke. Er wirkt älter als Marco, unser Ältester. Vielleicht ist er alt genug, um die Erde vor den Tesaren noch erlebt zu haben. In der Tesarenstadt soll es noch Menschen geben, die damals gelebt haben. Gut möglich, dass ich gerade vor so einem Menschen stehe.
    Einer der Tesaren hinter uns gluckst etwas. Ich zucke zusammen, für den Bruchteil eines Augenzwinkerns habe ich unsere Verfolger vergessen. Ich schaue den Mann an und bewege flüsternd die Lippen, flehe in an, uns zu helfen. Der Mann verzieht keine Miene. Sein Gesicht scheint völlig frei von Emotionen. Er schaut von mir zu Luca und dann auf die Tesare.
     
     
     
    10. Kapitel
     
     
    »Die sollen mir helfen. Sie sind meine Lehrlinge«, brabbelt der Alte zwischen schwarzen Zahnstummeln hervor. Seine Stimme ist fast tonlos. Sein Körper zittert. Ich bin nicht sicher, ob es an seiner Gebrechlichkeit liegt oder an den Tesaren in unserem Rücken. Der Alte nickt uns zu und bittet uns, ihm zu folgen. Ich stoße erleichtert die Luft aus meinen Lungen. Über die Schulter werfe ich einen Blick zurück, die Wächter wenden sich gerade von uns ab und verlassen die Gasse.
    Der Alte führt uns in ein Haus, dessen Front genauso verwahrlost aussieht, wie die Gasse. Gestrüpp und Ranken haben sich die Wände hochgearbeitet, dann sind sie verrottet, haben dürre, vertrocknete Zweige an der Hauswand zurückgelassen, in die sie Löcher hineingefressen haben. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt. Innen sieht das Haus umso sauberer aus. Im Eingang steht ein Schrank, so groß, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Er reicht fast bis zur Decke und ist mindestens so breit, wie die Spanne meiner Arme. Der Alte führt uns in ein Zimmer, von dem ich annehme, dass es die Küche sein könnte. Ich betrachte die Möbel, das Geschirr auf dem Tisch und einige

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