Tesarenland (German Edition)
der Vorstellung, wie sie alle gemeinsam ein Bad nehmen. »Alle in einem?«
Kayla muss auch lachen. Sie schüttelt sich geradezu aus vor Lachen. Ihr glückliches Gesicht zu sehen, freut mich.
»Soweit ich weiß, sind die Behälter nicht viel größer als sie selbst. Nur auf dem Mutterschiff soll es ein großes Becken geben. Aber wir sollten uns nicht zu sicher fühlen, einige von ihnen passen immer noch auf .«
Wir verstummen sofort und schauen uns unsicher um. Die Straße ist noch immer verlassen. Links und rechts stehen Häuser, verlassene und bewohnte. Die Verlassenen sehen heruntergekommen und zerfallen aus. Statt Fenstern klaffen da nur noch finstere Löcher. Die bewohnten Häuser dagegen sind beleuchtet und wirken nicht ganz so zerstört wie die anderen. Die Vorstellung, dass diese echsenartigen Wesen leben wie es früher die Menschen getan haben, lässt mich den Kopf schütteln. »Warum leben sie in unseren Häusern, wenn sie doch gar nicht für so ein Leben geschaffen sind?«, sage ich mehr zu mir selbst als zu Luca.
»Ich denke, sie passen sich den Gegebenheiten, die sie auf einem Planeten vorfinden , einfach nur an. Ich könnte mir vorstellen, dass sie viel lieber in feuchten Gebieten leben würden, aber ihre Anführer lassen das nicht zu. Wir vermuten auch, dass die Gewässer hier auf der Erde nicht das sind, was sie eigentlich brauchen.« Luca läuft langsam die Straße herunter und wir folgen ihm. »Ihre Hierarchie ist sehr streng, zumindest glauben wir das. Sie funktionieren wie eine Armee; einer gibt die Befehle, alle anderen müssen gehorchen.« Luca zuckt die Schultern und schaut mich stirnrunzelnd an.»Eine Monarchie. So was gab es bei den Menschen auch, ganz früher. Königshäuser haben ein ganzes Land regiert. Oft wurde das arme Volk schlimm unterdrückt.«
Blindes Gehorsam ohne einen eigenen Willen? Das erklärt, warum sie so gefühllos erscheinen. Sie handeln wie Maschinen und führen ihre Befehle aus, ohne sie auch nur einmal zu hinterfragen. Gut möglich, dass ihre Anführer Untergebene genauso schnell bestrafen, wie die Tesare es bei den Menschen machen.
Luca stemmt sich gegen eine dicke Holztür, die schief in ihren Angeln hängt. Die Tür gibt nur schwerfällig nach. Als die Öffnung breit genug ist, dass wir hindurchpassen, winkt er uns in das Haus. Er bedeutet uns, hinter der Tür zu warten. Ich habe ein mulmiges Gefühl, als Luca in der Dunkelheit verschwindet. Kayla scheint es nicht so zu gehen. Sie setzt sich auf den Boden und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand.
Es ist zu dunkel, um sehen zu können, wie der Fußboden aussieht, aber in meinem Kopf schwirren die Bilder von unserer Gefängniszelle herum, in der wir unsere Tage verbracht haben, bevor wir in das Lager bei der Mine gebracht worden sind. Ein Schauder rollt meinen Rücken hinunter. Ich möchte Kayla am liebsten wieder auf die Beine ziehen, aber sie ist so erschöpft. Hoffentlich kommt Luca schnell wieder zurück.
Ich starre angestrengt in die Dunkelheit, trete von einem Fuß auf den anderen. Meine Finger wandern zum Mund, aber in letzter Sekunde kann ich mich davon abhalten. Der Ekel ist einfach übermächtig. Wer weiß, was ich hier zufällig schon berührt habe. Also knabbere ich lieber an meiner Unterlippe statt an meinen Fingernägeln. Zumindest stinkt es nicht schlimm in diesem Haus.
Zwei gelbe Lichter schauen mich aus der Finsternis an. Sie bewegen sich in einiger Entfernung an mir vorbei. Ich weiche Rückwärts aus, stoße gegen die Wand in meinem Rücken. Etwas rieselt auf den Boden. Die zwei Lichter fauchen und verschwinden wie ein Blitz. Eine Katze, denke ich erleichtert, bestimmt nur eine Katze. Ich taste über die Wand hinter mir und spüre, wie sich noch mehr kleine Steinchen aus dem Gemäuer lösen.
Ein »Scht«, lässt mich zusammenfahren. »Hier lang.«
Ich helfe Kayla auf die Beine und führe sie an der Hand in die Richtung, in der ich Lucas Schemen erahnen kann. Wir steigen eine Treppe hinunter. Es wird noch dunkler. Kayla klammert sich an meinen Arm. Vorsichtig tasten wir uns Schritt für Schritt hinunter. Dann ein Licht, das aus einem Raum im Keller des Hauses zu kommen scheint.
»Das Haus ist leer. Der Keller hat keine Fenster. Das ist gut, so kann niemand sehen, wenn wir hier Licht anhaben.« Luca schaut sich um und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Es ist dreckig, aber die Tür war zu. Hier kam in den letzten Jahren nichts rein oder raus.« Er zeigt auf den mumifizierten
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