Test: Phantastische Erzahlungen
Autor in der Regel, wenn er negative Erscheinungen der Wirklichkeit angreifen will; dann stellt er seine Science-f ction in den Dienst der Satire, dann ist das utopische Genre seinen kritischen Intentionen untergeordnet.
Unser Band enthält eine Auswahl aus den Erzählbänden »Invasion vom Aldebaran«, »Roboterbuch« und »Mondnacht«. Er gliedert sich in zwei Teile. Der erste – die detektivistisch anmutenden Geschichten um den Weltraumfahrer Pirx – stellt einen Lem vor, der gegen die T ese von der Übermacht der Technik über den Menschen polemisiert. Im zweiten Teil präsentiert sich Lem als ironischer Kritiker seiner Zeit. Diese Erzählungen benutzen die Science-f ction nur noch als Vorwand, sie sind utopische Parabeln auf die Gegenwart. So ist die »Waschmaschinentragödie« mehr als eine Satire auf den amerikanischen Reklamerummel. Sie entlarvt die Scheindemokratie und die Pseudogerichtsbarkeit in »Gottes eigenem Land«, während die »Rechenmaschine, die mit dem Drachen kämpf e«, vor dem Mißbrauch der Technik durch einzelne warnt, und »Invasion vom Aldebaran« in grotesker Form zeigt, daß die ausgeklügelte Technik an einem dummen Zufall scheitern kann.
Lem geht es also um mehr als nur darum, seine Leser zu zerstreuen. Ein Meister im Fabulieren, im Konstruie ren spannender utopischer Handlungen, schreibt er doch aus unserer Zeit, für uns Zeitgenossen. Ohne die Gefahren, die der Erforschung des Raums innewohnen, zu bagatellisieren, zeigt Lem immer wieder – bald ernst, bald kritisch, bald komisch, ironisch, satirisch –, daß der Mensch das Maß aller Dinge ist, daß er selbst sein Schicksal in der Hand hat. Damit erfüllt Lem eine echte literarische Funktion: er unterhält, bringt zum Lachen und regt gleichzeitig zum Nachdenken an.
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