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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Kabel, die in einem Bogen über dem freien Raum hingen, führ ten zu ihren Spitzen. Vorher waren diese Kabel nicht dagewesen.
      Der Instrukteur, der auf der Gangway stand, sagte irgend etwas zu ihm. Er verstand es nicht, durch die Haube könnte er schlecht hören.
      »Wie?« fragte er mechanisch.
      »Die Luf ! Laß die Luf aus der Kombination!«
      »Ach so, die Luf …«
      Er drückte auf das Ventil – es zischte. Er stand auf der Plattform. An den Seilen der Barriere warteten zwei Leute in weißen Kitteln. Seine Rakete sah aus, als habe sie einen gespaltenen Schnabel. Eine merkwürdige Schwäche überkam ihn – Verwunderung, Enttäuschung, die sich immer deutlicher in Ärger verwandelten.
      Sie öf neten die Klappe des zweiten Projektils. Der Chef stand auf der Gangway, weißbekittelte Menschen unterhielten sich mit ihm. Aus dem Innern der Rakete drang ein schwaches Knacken.
      Ein braunes, taumelndes Bündel Mensch stürzte heraus, der Kopf ohne Helm pendelte wie ein verschwimmender Fleck hin und her.
      Die Beine unter ihm knickten ein.
      Dieser Mensch dort, Boerst, war mit dem Mond zusammengestoßen.

    *

    Der bedingte Reflex

    Es geschah im vierten Jahr, kurz vor den Ferien. Pirx, der alle praktischen Übungen hinter sich hatte, stand nun vor weiteren Bewährungsproben: Es galt, mehrere Flüge auf Simulatoren zu bestehen, danach zwei echte Raumstarts und schließlich einen sogenannten »Kreis selbständig« – einen Mondf ug mit Landung und Rückkehr. Er kam sich bereits vor wie ein »alter Hase«, der auf den Planeten zu Hause ist, wie ein ausgefuchster Weltraumfahrer, der sich nur in seinem abgetragenen Skaphander wohl fühlt, wie ein kühner Retter, der mit dem beschwörenden Ruf »Achtung, ein Meteoritenschwarm!« und einem blitzschnellen Wendemanöver das Raumschif , sich selbst und die weniger aufmerksamen Gefährten vor dem Untergang bewahrt. Wenigstens stellte er sich das so vor, aber zu seinem Bedauern mußte er beim Rasieren immer wieder aufs neue konstatieren, daß man ihm die vielen schweren Erlebnisse so gar nicht ansah. Keines seiner Abenteuer hatte ihm bisher auch nur ein einziges graues Haar eingebracht – nicht einmal das schauderhaf e Mißgeschick mit dem Harrelsbergerschen Apparat, der ihm bei der Landung auf dem Sinus Medii unter den Händen explodiert war. Ach was! Pirx erkannte betrübt, daß es sinnlos war, in dieser Hinsicht irgendwelchen Illusionen nachzuhängen – der Traum von den graumelierten Schläfen wollte sich nicht erfüllen. Wenn sich doch wenigstens um die Augen ein paar Fältchen bilden würden, die auf den ersten Blick erkennen ließen, wie mühevoll er, Pirx, nach Kurssternen Ausschau hielt! Aber nicht einmal das war ihm vergönnt, er blieb glatt und pausbäckig wie eh und je. So schabte er sich denn mit der stumpfen Klinge das Kinn, schämte sich seines vollen Gesichts und dachte sich immer gefährlichere Situationen aus, die er samt und sonders meisterte.
      Matters, der diesen Kummer kannte oder zumindest ahnte, riet Pirx, sich einen Schnurrbart wachsen zu lassen. Ob er es ehrlich meinte, ließ sich kaum feststellen – Pirx jedenfalls machte die Probe aufs Exempel. Er hielt sich eines Morgens einen schwarzen Schnürsenkel an die Oberlippe, sah in den Spiegel – und fuhr entsetzt zurück: Er blickte in eine Visage, die noch idiotischer wirkte als vorher. Von Stund an begann er an Matters zu zweifeln, obwohl gar nicht erwiesen war, daß der es böse gemeint hatte. Matters’ hübscher Schwester konnte man erst recht keine Böswilligkeit nachsagen, und dennoch hatte es Pirx den Rest gegeben, als sie einmal zu ihm sagte, er sehe »sehr, sehr rechtschaf en« aus. In dem Lokal, in dem sie tanzten, geschah zwar nichts von dem, was Pirx befürchtet hatte. Nur einmal verwechselte er einen Tanz, aber seine Partnerin war taktvoll genug, das mit Schweigen zu übergehen. Als er schließlich merkte, daß die übrigen Paare etwas ganz anderes tanzten, korrigierte er sich und gab sich Mühe, ernst und würdig dreinzuschauen, denn er wußte, daß sich die Menschen auf der Straße umdrehten, wenn er grinste. Abends brachte er sie nach Hause. Von der letzten Haltestelle hatten sie noch ein gutes Stück zu laufen. Pirx zermarterte sich das Hirn, er wollte irgend etwas tun, um ihr zu beweisen, daß er gar nicht so »sehr, sehr rechtschaf en« sei, aber ihm f el nichts Passendes ein. Da er so intensiv nachdachte, blieb er stumm wie ein Fisch, und je länger

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