Test: Phantastische Erzahlungen
Die irdische kommt ihr nicht nahe, denn die Atmosphäre leuchtet immer mit der schwach erregten Strahlung des Sauerstof s. Pirx sah auf, er erblickte die Sternbilder, deren Muster an einigen Stellen unterbrochen war. Nur daran erkannte er die hoch aufragenden Felsen. Er stellte den Stirnref ektor an, dessen Lichtschein auf dem Boden tanzte, und erreichte den Schacht. Er setzte die Beine in den schweren Stiefeln über den Rand – an die geringe Schwere auf dem Mond gewöhnt man sich leicht; schwieriger ist es, sich nach der Rückkehr auf die Erde an Lasten zu gewöhnen –, ertastete blindlings die erste Sprosse, kroch hinunter und ging daran, die Klischees auszuwechseln. Als er sich niederkauerte und über den Ständer beugte, begann das Licht seines Ref ektors zu f immern und verlosch. Er bewegte sich, schlug mit der Hand gegen den Helm – das Licht f ammte wieder auf. Die Glühbirne war also heil, nur der Kontakt war defekt. Er begann die belichteten Platten einzusammeln. Der Schein des Ref ektors huschte ein paarmal über sie hinweg und verlosch ein zweites Mal. Pirx hockte ein paar Sekunden in absoluter Dunkelheit, er wußte nicht, was er tun sollte. Der Rückweg war kein Problem – er kannte ihn auswendig. Außerdem brannten auf dem Gipfel der Station zwei Lichter, ein grünes und ein blaues. Aber es konnte passieren, daß er die Klischees zerschlug. Noch einmal stieß er mit der Faust gegen den Helm – der Ref ektor f amm te auf. Rasch notierte er die Temperatur, steckte die belichteten Klischees in die Kassetten – aber als er die Kassetten ins Futteral steckte, verlosch der Ref ektor zum drittenmal. Pirx legte die Klischees beiseite und schlug ein paarmal hintereinander auf den Helm. Wenn er stand, brannte das Licht, aber sobald er sich bückte, verlosch es. Eine Weile war er gezwungen, in einer völlig unnatürlichen Haltung zu arbeiten, und schließlich brannte das Licht überhaupt nicht mehr, es halfen auch keine Schläge. Solange er die Klischees nicht eingesammelt hatte, konnte er nicht zur Station zurückkehren. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die tiefste Sprosse, schraubte den äußeren Deckel des Ref ektors ab, drückte den Quecksilberbrenner tiefer in die Fassung und drehte den Deckel wieder fest. Licht hatte er nun, aber der Zufall wollte es, daß das Gewinde sich immer wieder lockerte. Er versuchte es auf verschiedene Weise, hatte jedoch keinen Erfolg. Voller Ungeduld steckte er den Deckel mit dem äußeren Glas das Ref ektors in die Tasche, las rasch die Klischees auf, ersetzte sie durch neue und kletterte nach oben.
Als er etwa einen halben Meter von der Öf nung des Schachtes entfernt war, glaubte er einen zweiten Schein zu sehen, der sich in das weiße Licht seines Ref ektors mischte. Das Ganze dauerte nur einen Augenblick. Pirx schaute auf, aber durch die Schachtöf nung waren nur Sterne zu sehen.
Ach was, eine Täuschung! dachte er.
Er kroch aus dem Schacht, aber eine unklare Unruhe erfaßte ihn. Er ging nicht, er lief. Er lief in langen Sätzen, ob wohl diese Mondsprünge entgegen allem, was man darüber hört, durchaus nicht den Lauf beschleunigen: Die Sprünge sind weit, aber dafür schwebt man und bewegt sich viel langsamer als auf der Erde. Als Pirx die Station erreichte und schon die Hand auf das Geländer legte, erblickte er den seltsamen Lichtschein zum zweitenmal. Es war, als habe jemand eine Leuchtkugel in südlicher Richtung abgeschossen. Die Leuchtkugel selbst sah er nicht – die Station war im Wege –, er sah lediglich einen gespenstischen Widerschein, der die Felsabhänge erhellte. Sie tauchten aus der Schwärze auf und verschwanden wieder. Wie ein Af e kletterte er blitzschnell auf den Gipfel der Kuppel. Er hätte gern eine Leuchtkugel abgeschossen, aber er hatte keine Pistole bei sich. Er schaltete seinen Empfänger ein, hörte aber nur knackende Geräusche. Die Klappe war of en – Langner war also drinnen.
Ich Idiot! sagte er sich plötzlich. Das wird natürlich keine Leuchtkugel gewesen sein, sondern ein Meteor! Meteore kann man zwar nicht sehen, denn der Mond hat keine Atmosphäre, aber sie leuchten auf, wenn sie mit kosmischer Geschwindigkeit in die Felsen einschlagen.
Er sprang zur Kammer, verschloß von innen die Klappe. Das Einlassen der Luf nahm einige Zeit in Anspruch. Die Zeiger kletterten, bis der richtige Druck herrschte: 0,8 kg pro Quadratzentimeter. Dann öf nete er die Tür und stürzte in den Korridor. Im Laufen nahm er den
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