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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Das allein hätte noch keine schlimmen Folgen ausgelöst, auch nicht, wenn man den Fehler in der Apparatur berücksichtigte. Erforderlich war noch etwas anderes – ein zufälliges Zusammenspiel von Faktoren: Irgend etwas hatte auch Challiers bewogen, sich ein wenig länger im Schacht aufzuhalten – und zwar so lange, bis die Radarantenne, die sich bei jeder Umdrehung um mehrere Grade hob, die Aluminiumstange über dem Abgrund gefunden hatte.
      Was hatte Challiers aufgehalten? Das war nicht bekannt. Ein Schaden des Ref ektors bestimmt nicht, das geschieht selten. Etwas jedoch hatte seine Rückkehr hinausgezögert, bis schließlich auf dem Schirm der fatale Schein aufgetaucht war, den Savage, wie später auch Langner, für einen Skaphander gehalten hatte. Die Verspätung betrug minde stens dreizehn Minuten – das wurde durch Versuche festgestellt.
      Savage ging zum Abgrund, um Challiers zu suchen. Challiers, der inzwischen vom Schacht zurückgekehrt war, fand die Station leer. Er erblickte das gleiche Bild wie Pirx und ging seinerseits hinaus, um Savage zu suchen. Vielleicht hatte Savage, als er am Sonnentor eintraf, zu spät bemerkt, daß das Radargerät nur die Metallstange erfaßt hatte, die im Geröll steckte. Vielleicht war er auf dem Rückweg gestürzt und hatte sich die Scheibe des Skaphanders zerschlagen. Andererseits war nicht auszuschließen, daß er den »Irrtum« der Apparatur nicht entdeckt hatte, sondern daß er nach vergeblicher Suche an eine steile Stelle geraten und abgestürzt war. All diese Einzelheiten ließen sich nicht auf ellen. Die beiden Kanadier waren jedenfalls umgekommen.
      Das Unglück konnte sich nur im Morgengrauen ereignet haben. Denn hätte es keine Störungen gegeben, wären die beiden jederzeit in der Lage gewesen, sich über Funk zu verständigen. Derjenige, der in der Station verblieben war, hätte zu diesem Zweck nicht einmal die Küche zu verlassen brauchen. Das Unglück konnte sich darüber hinaus nur bei of ener Klappe ereignen, denn der Fehler in der Apparatur stellte sich nur ein, wenn diese Klappe unverschlossen war. Wenn man es besonders eilig hat, erreicht man of das Gegenteil – man verliert mehr Zeit als gewöhnlich, man läßt einen Gegenstand fallen, man stößt sich …
      Das Radarbild ist nicht sehr deutlich. Eine Metallstange, die nahezu zwei Kilometer entfernt ist, läßt sich ohne weiteres mit einem Skaphander verwechseln. Wenn solche Umstände zusammentref en, ist ein Unglück nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Der Zurückbleibende – fügen wir es der Vollständigkeit halber hinzu – hätte sich innerhalb der Station auf alten können, wo immer er wollte, er hätte das Unglück nicht verhindert. Nur wenn er von Anfang an in der Funkstation gewesen wäre, hätte er gesehen, daß sein Gefährte keinesfalls in die Irre lief, und er hätte den Schein auf dem Schirm nicht für einen Skaphander gehalten.
      Challiers war nicht zufällig so nahe an der Stelle gefunden worden, an der schon Roget umgekommen war. Er war an der Stelle in den Abgrund gestürzt, die durch den Aluminiummast gekennzeichnet war. Der Mast stand dort, um vor dem Abgrund zu warnen; Challiers ging in diese Richtung, weil er glaubte, zu Savage zu gehen.
      Der physische Mechanismus des Vorfalls war von trivialer Einfachheit, er war das Ergebnis einer bestimmten Aufeinanderfolge von Zufällen – angefangen von der Funkstörung bis zur geöf neten Druckkammerklappe.
      Mehr Beachtung verdienten die psychologischen Faktoren. Als die Apparatur, ihrer äußeren Impulse beraubt, den »Atmungsschmetterling« in Bewegung setzte, hielt das zuerst Savage und dann Challiers für ein eindeutiges Zeichen. Savage glaubte Challiers in Gefahr, und Challiers bangte um Savage. Das gleiche wiederholte sich bei Langner und Pirx.
      Diese Schlußfolgerungen waren verständlich. Jeder der Männer kannten die Einzelheiten der Katastrophe, bei der Roget ums Leben gekommen war, jeder erinnerte sich an den entsetzlich langen Todeskampf des Unglücklichen, den das magische Auge festhielt.
      Wenn also – wie es in der Presse hieß – überhaupt ein bedingter Ref ex vorlag, dann war er nicht in der Apparatur zu suchen, sondern bei den Menschen. Halb unbewußt glaubte ein jeder, Rogets Unglück sei im Begrif , sich zu wiederholen; es habe sich diesmal einen der Ihren als Opfer ausgesucht.

    »Nun, da wir alles wissen«, sagte Taurow, der Kybernetiker von der Ziolkowski-Station,

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