Test: Phantastische Erzahlungen
ziere spielten Schach, der Sanitäter saß vor dem Fernsehgerät mit einem elektrischen Heizkissen auf dem Bauch.
Pirx schloß sich in der Kajüte ein. Er sah die Funksprüche durch, die er vom Piloten bekommen hatte, und bei dieser Beschäf igung übermannte ihn im Handumdrehen der Schlaf … Hin und wieder fuhr er auf – ihm war, als höre er die Triebwerke arbeiten … Er bemühte sich, die Augen zu öf nen, aber es wollte und wollte ihm nicht gelingen – jedesmal überschwemmte ihn bleierne Müdigkeit. Im Traum sah er sich im Steuerraum – er war menschenleer. Auf der Suche nach den Männern kreiste er schwerelos im stockf nsteren Labyrinth der Heckkorridore umher, fand aber keinen … Als er schweißüberströmt erwachte, ärgerte er sich – er ahnte, daß er des Nachts keinen Schlaf f nden würde.
Gegen Abend schaltete der Pilot die Triebwerke ein. Pirx nutzte die Gelegenheit und nahm ein heißes Bad. Angenehm belebt ging er in die Messe, trank einen Kaf ee und erkundigte sich telefonisch nach der Temperatur des Reaktors. Sie betrug tausend Grad, und es war unerklärlich, daß sie den kritischen Punkt noch nicht überschritten hatte. Gegen zehn erhielt er einen Anruf aus dem Steuerraum – sie waren einem Raumschif begegnet, das einen Kranken an Bord hatte. Als Pirx erfuhr, daß es sich um akute Blinddarmreizung handelte, empfahl er seinen Sanitäter nicht, zumal in einer Entfernung von höchstens drei Millionen Kilometer ein großes Passagierschif f og, das ärztliche Hilfe anbot.
So schleppte sich der Tag dahin, träge und ereignislos. Um elf wurde das weiße Licht gelöscht, das auf allen Decks brannte, mit Ausnahme des Steuerraums und der Atomsäulenkammer. Die bläulichen Nachtlämpchen f ammten auf, aber in der Messe blieb es noch bis Mitternacht hell – Sims saß am Schachbrett, er spielte gegen sich selbst. Pirx fuhr in die unteren Laderäume, um die Temperatur zu kontrollieren. Unterwegs begegnete er Boman, der gerade von der Säule kam. Der Ingenieur war guter Dinge – das Leck wurde nicht größer, und die Kühlung arbeitete zufriedenstellend.
Boman verabschiedete sich, Pirx blieb im leeren Gang zurück. Ein kühler Luf zug wehte, er brachte die Spinnwebenreste zum Zittern, die sich um die Öf nungen der Venti latoren spannten. Beiderseits des schmalen Korridors erhoben sich, hoch wie Kirchenschif e, die riesigen Laderäume. Pirx ging noch eine Weile auf und ab. Kurz nach Mitternacht verstummten die Triebwerke – Schwerelosigkeit trat ein.
Pirx vernahm Geräusche, schrille und gedämpf e, sie drangen aus verschiedenen Richtungen an sein Ohr und verebbten allmählich. Er wußte, daß der Lärm von unbefestigten Gegenständen verursacht wurde, die sich beim Eintritt der Schwerelosigkeit in Bewegung setzten, gegen Wände, Decken und Fußböden schlugen und ein vielstimmiges Echo erzeugten. Endlich verhallte das Getöse. Stille trat ein, nur noch das eintönige Rauschen der Ventilatoren war zu hören.
Pirx f el ein, daß das Schreibtischschubfach im Navigationsraum klemmte. Auf der Suche nach einem Stemmeisen schwamm er einen langen, darmähnlichen Flur entlang, der zwischen dem Backbordladeraum und dem Kabeltunnel hindurchführte, und geriet in die Abstellkammer, den schmutzigsten Winkel des ganzen Schif es. Der dichte Staub bedeckte nicht den Boden, sondern schwebte im Raum. Pirx wäre um ein Haar erstickt, mit Müh und Not fand er zur Tür zurück.
Als er sich dem Mittelschif näherte, hörte er Schritte im Gang. Schritte bei Schwerelosigkeit? dachte er. Das kann nur der Automat sein … Das Stampfen wurde lauter, die magnetischen Saugnäpfe an den Füßen des Roboters klickten. Pirx wartete. Am Ende des Flurs tauchte eine schwarze Silhouette auf, sie hob sich scharf vom schwach erhell ten Hintergrund ab. Der Automat schwankte, ruderte mit den Armen.
»He, Terminus!« rief Pirx und glitt aus dem Schatten.
»Ich höre.«
Die dunkle Gestalt blieb stehen, der Körper rückte träge in die Senkrechte.
»Was tust du hier?«
»Die Mäuse …«, schnarrte es hinter dem Brustpanzer, ein heiserer Zwerg schien in der Rüstung zu stecken. »… die Mäuse schlafen unruhig … Sie wachen auf … Sie laufen umher … Sie haben Durst … Wenn sie Durst haben, muß man ihnen Wasser geben … Die Mäuse trinken viel bei hoher Temperatur …«
»Und was tust du?« fragte Pirx.
Der Automat geriet wieder ins Schwanken. »Die Temperatur ist hoch
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