Testplanet Kratos
mit beiden Schädeln vorn auf sie warteten. Die Jäger rückten nach, bis es für die Opfer keinen Fluchtweg mehr gab. Und dann setzte das große Schlachten ein.
In dieser Zeit untersuchten Chantana Le Gros und Lieutenant Smith gründlich die verschiedenen Flora- und Faunaproben, die ihnen mittlerweile zur Verfügung standen und die neu gefunden wurden. Die größeren Tiere waren mittlerweile wieder in die angestammten Gebiete rund um Basis Eins zurückgekehrt. Conrad zeigte den Robotern, wie sie Fallen zu bauen, Köder auszulegen und Fanggruben anzulegen hatten. Das größte Tier, das ihnen in die Falle ging, ähnelte am ehesten einer irdischen Giraffe. Die kratosische Ausgabe war ebenfalls Wiederkäuer und lieferte ein saftiges Fleisch, das an Schmackhaftigkeit das beste irdische Rindfleisch übertraf.
Batistas Genesung verlief zufriedenstellend. Die Hoffnung auf eine Arm-Prothese blieb ihm – wenn überhaupt – bis zur Rückkehr auf die Erde versagt. Doch er fügte sich in sein Schicksal und hatte bald seinen liebevoll gemeinten Spitznamen weg: der einarmige Bandit.
Conrad sandte über den Halbraum-Funk einen Zwischenbericht an die Erde. Er hielt die Nachricht so kurz wie möglich, denn der Energieverbrauch bei Sendungen durch den Halbraum war enorm. Die Generatoren an Bord der Santa Maria konnten den erforderlichen »Saft« nur für wenige Sekunden liefern, sonst wären sie unweigerlich ausgebrannt.
Die Nachricht lautete: »Kratos-Kolonisierungs-Projekt verläuft vielversprechend. Die ersten hundert Kolonisten drei Monate nach Erhalt der Nachricht zur MT bereitmachen. Ende der Mitteilung. Antwort erbeten. Conrad.«
An diesem Abend erwartete die ENTS ein fast schon festliches Menü, das zu hundert Prozent aus kratosischen Pflanzen und Fleischsorten bestand. In der folgenden Gesprächsrunde diskutierte Conrad mit Batista über eine begrenzte Bohr- und Abbau-Operation zur Gewinnung von Mineralien, die für die Aufstockung der stark angegriffenen Vorräte an Explosivstoffen erforderlich waren. Auf einmal sah er genau in die Augen Indiras. Sie tauschten kurze, aber inhaltsschwere Blicke aus, und dann wußte Conrad plötzlich nicht mehr, worüber er gerade gesprochen hatte. In seinem Gehirn stand nur noch der Gedanke, daß er mit den Augen eine Frage gestellt und auf die gleiche Weise Antwort erhalten hatte.
Batista war zunächst verwirrt. Dann sah er auf Conrad und Indira und wußte Bescheid.
Der Commander erhob sich und fühlte sich recht unbehaglich. »Ich habe die Spielregeln erlassen«, verkündete er, »also habe ich mich auch daran zu halten. Ich möchte die Nacht zusammen mit Lieutenant Smith verbringen. Erhebt irgend jemand Einwände dagegen?«
Chantana lächelte und schüttelte den Kopf. Andreas fragte fröhlich: »Eine Sonderration Brandy für die, die draußen bleiben?«
Conrad lächelte matt. »Das scheint sich inzwischen wohl auch als Spielregel eingebürgert zu haben.«
Kwango stand auf, ging zu Indira und gab ihr einen Kuß. »Ein anderes Mal, Lieutenant?«
Indira hielt seine Hand. »Ja, Kurt, ein anderes Mal.« Kwango seufzte. Dann tauchte er einen Finger in sein Glas Wein und berührte dann Indiras Stirn. »Das ist vielleicht eine Frau. Sie hat mich aus dem Reich der Toten zurückgeholt, und sie hat hier ihre unvergleichliche Show aufgeführt, als unser armer Commander mit diversen Bazillen und so weiter zu ringen hatte. Ich möchte einen Toast ausbringen, Freunde. Gottes Segen auf all die, die unter ihr fahren.«
Und natürlich verstanden ihn alle falsch und begannen laut zu lachen.
Es wurde eine wunderbare Nacht, eine, an die beide sich lange zurückerinnern würden. Bei Indira wurde so mancher böse Geist ausgetrieben. Conrad war erstaunt, wieviel Leidenschaft und Genuß sie sich gegenseitig bereiten konnten; entdeckte zu seiner Verwunderung einen besonders gelösten und heiteren Frieden in sich, den er vorher nie erlebt hatte.
Conrad fürchtete sich vor dem Morgen, hatte Angst davor, daß er Komplikationen mit sich bringen könnte. Aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen. So leidenschaftlich Indira auch in der Nacht gewesen war, am Morgen verwandelte sie sich wieder in Lieutenant Smith, seine Stellvertreterin.
Die Bestätigung von Conrads Nachricht traf sechsundvierzig Kratos-Tage nach der Übertragung ein. Keine schlechte Zeit, wenn man die geschätzte Halbraum-Verzögerung von fünfzig Tagen in Betracht zog.
Die Antwort lautete: »Nachricht empfangen. Die ersten hundert
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