Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Titel: Teufel ohne Gnade Kommissar Mor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Brutalität hinzu, und bis zum Gewaltverbrecher war es dann kein weiter Weg mehr. Die Akten, die über das hier versammelte Quartett in den riesigen Archiven Scotland Yards lagerten, sprachen eine nur zu deutliche Sprache über das Vorleben dieser Männer. Der jüngste Entlassungsvermerk trug das Datum von vor über drei Jahren. Drei Jahre und mehr lebten diese Männer nun schon wieder auf freiem Fuß, ohne daß sie sich etwa gebessert hätten. Im Gegenteil, ihr Lebenswandel war der gleiche geblieben. Nur waren sie diesmal etwas vorsichtiger gewesen. Sie hatten frühzeitig ihr Arbeitsfeld von London nach Bringhton verlegt. Ein glücklicher Umstand kam ihnen gerade in dem Augenblick zur Hilfe, als der Londoner Boden für sie wieder einmal sehr heiß zu werden begann. Kurzerhand hatten sie das Angebot des Mannes angenommen, den Nat Fraeser zufällig in einer Hafenkneipe im Londoner Osten getroffen hatte und der nun schon seit zwei Jahren ihr Chef war. Sie hatten ja damals keine andere Wahl gehabt, und wenn der eine oder andere sich auch mit dem Gedanken befaßt hatte, bei nicht genügendem Verdienst wieder auszusteigen, so waren sie doch zusammengeblieben. Der Grund lag darin; ihr Chef war nicht kleinlich, und die Arbeit, die sie zu verrichten hatten, war nach ihrer Ansicht nur ein Kinderspiel. Was bedeutete es schon diesen Hartgesottenen, einmal im Monat fünf Minuten Nervenkitzel zu verspüren. Die klingende Münze, die ihnen ihr Chef dafür auf den Tisch warf, wog das dumme Gefühl, das sie bei der Übergabe der Ware einige Meilen draußen auf See im Magen hatten, tausendfach auf. Einen ganzen Monat hatten sie dann wieder Zeit, den lieben Tag lang faul auf der Haut zu liegen. „Ein Leben wie der König in Frankreich", so glaubte Bruce Olsen, der ehemalige Fürsorgezögling, bei jeder passenden Gelegenheit seine Komplicen auf ihr momentan sorgloses Leben hinzuweisen. John Corbey, ein. Mensch, der in gewissen Dingen sehr sensibel war, besonders dann, wenn er für sich irgendwo eine persönliche Gefahr witterte, stand jedesmal, wenn er das dumme Gewäsch des „Kleinen", wie sie den jüngsten ihrer Schmugglergang nannten, hörte, kurz vor der Explosion.  
    „Damn't, Kleiner", war er noch vor drei Tagen Bruce Olsen ins Wort gefallen, als dieser wieder einmal großspurig diesen Satz aussprach, „deine freche Backe möchte ich einmal sehen, wenn du einem Cop gegenüberstehst — und zwar in dem Augenblick, in dem du einige Päckchen unter dem Arm trägst!"
    „Daß ich nicht lache. Schau her John! Weißt du, was das ist?" hatte Bruce Olsen erwidert, und wie durch Zauberhand hatte er eine langläufige, amerikanische Smith und Wesson um seinen Finger kreisen lassen.
    Bevor John Corbey dem jugendlichen Revolverschwinger derb über den Mund fahren konnte, hatten sich dessen Augen zu zwei schmalen Schlitzen zusammengezogen. Seine Unterlippe hing schief nach unten, und zwischen geschlossenen Zähnen stieß er haßerfüllt hervor: „Den Cop möchte ich sehen, der die sechs Brummer aus dieser Pistole verdauen kann. — No — ein zweites Mal fangen die mich nicht mehr ein, das schwör ich euch! — Die Anstaltsjahre und zwei Jahre ,Z' haben mir gereicht. Lieber..."
    Der Rest des letzten Satzes war in einem unverständlichen Gemurmel untergegangen.
    Seit dieser Stunde wußte John Corbey, wie eines Tages das Ende Bruce Olsens aussehen würde. — Das Leben eines Menschen, der kaum richtig gelebt hatte, würde in der Gosse ausgelöscht werden. Bestenfalls gab ihm die Vorsehung noch eine Gnadenfrist, bis er den Weg zum Galgen antreten würde. Aber wie würde sein Ende aussehen? Jedesmal, wenn er eine solche Ahnung hatte, wie es im Augenblick wieder der Fall war, kamen diese Gedanken. — War es auch sein Schicksal?
    Ein leichtes Zittern durchlief seinen Körper. Hart preßte er seine Zähne aufeinander, um sich nicht vor seinen Komplicen zu verraten. Sollte er noch einmal mit Nat Fraeser über seine Befürchtungen sprechen? Ein fernes Brummen, das schnell näher kam, vermischte sich mit Robert Bedfoords tiefem Baß und verhinderte eine weitere Aussprache.
    „Nat, der Boß ist ja wieder einmal auf die Minute pünktlich", machte er der allgemein besinnlichen Stunde ein Ende.
    „Okay, gehen wir zum Treffpunkt und hören uns an, was er uns mitzuteilen hat!"
    Geräuschlos traten die vier Gestalten aus dem sie bisher vor neugierigen Blicken schützenden Schatten des Lagerschuppens heraus, überquerten einige Hinterhöfe und sahen

Weitere Kostenlose Bücher