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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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getauscht. Das Mädchen mit den endlos langen, blauschwarzen Haaren und den atemberaubend schönen Beinen, das ihn bedient hatte, ließ sich keinen Hinweis entlocken.
    Er arbeitete, während er einen Kaffee nach dem andern trank, aber so ganz war er nicht bei der Sache. Dass Romy für einen Artikel über Wasserleichen recherchierte, war natürlich blanker Unsinn. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass sie das Gespräch vor zwei Wochen nur aus einem einzigen Grund gesucht hatte: Sie war hinter einer großen Sache her.
    Sie hatte ihn nach seinen Kenntnissen im Fall Thomas Dorau ausgefragt. Das konnte nur eines bedeuten. Romy Berner recherchierte die Kölner Morde, die ihn selbst beschäftigten.
    Nachdem sie ihm offenbar eine Weile aus dem Weg gegangen war, hatte er beschlossen, sich für heute mit ihr zu verabreden, und sie hatte ohne Zögern zugestimmt.
    Und da saß er nun und wartete.
    Ingo hasste es zu warten.
    Nach einer halben Stunde hatte er in der Redaktion des  KölnJournals angerufen, wo man ihm mitgeteilt hatte, Romy sei unterwegs. Seiner angeborenen Hartnäckigkeit hatte er es zu verdanken, dass man ihm eine zusätzliche Information gegeben hatte: Gregory Chaucer sei fuchsteufelswild, weil Romy den ganzen Tag noch nicht aufgekreuzt sei.
    Ingo hatte es auf ihrem Festnetzanschluss und dann auf ihrem Handy versucht, war jedoch in beiden Fällen nur ihrer Stimme begegnet, die ihn gebeten hatte, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Draußen schwand das spärliche Novemberlicht, die Kerzen auf den Tischen warfen dramatische Schatten an die Wände des Alibi. Ingo bestellte sich einen weiteren Kaffee und ließ ihn dann kalt werden.
    Man konnte Romy vorwerfen, was man wollte, Unzuverlässigkeit aber nicht. Und sie war heiß auf Informationen. Sie hatte ihn ganz sicher nicht versetzt.
    Was, wenn sie in irgendeinen Schlamassel geschlittert war?
    Die Nummer dieses Calypso herauszufinden, war ein Klacks.
    »Ingo Pangold hier. Bitte ruf mich zurück. Es geht um Romy. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    Er nannte langsam und deutlich seine Nummer und legte das Handy neben seine Tasse. Ihm ging auf, dass er sich tatsächlich Sorgen um Romy machte. Für einen, der sich die halbe Welt zum Feind gemacht hatte, war das eine schockierende Erkenntnis. Er würde doch wohl nicht damit anfangen, ein Gewissen zu entwickeln?
     
    Bruder Arno hatte Romy ins Haupthaus geführt und stieß sie nun unsanft in einen Raum im dritten Stock, der wie ein  Hotelzimmer eingerichtet war. Er schloss die Tür und wandte sich zu Romy um. »Fühl dich bei uns wie zu Hause«, sagte er. »Und spar dir den Atem - hier hinten hört dich kein Mensch schreien.«
    In seiner Stimme schwang eine Spur Verachtung mit. Als hätte Romy ihr Recht auf seinen Respekt verwirkt.
    »Was soll das?«, fragte sie. »Das ist doch lächerlich.«
    »Du hast die Angewohnheit, dich zur falschen Zeit am falschen Ort aufzuhalten«, sagte er. »Das dritte Mal ist dir zum Verhängnis geworden.«
    Er hielt inne und überlegte. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, und ganz kurz blitzte auf, was Romy zuvor so hinreißend gefunden hatte.
    »Eine biblische Zahl übrigens. Denk nur an die Dreifaltigkeit.«
    Er war irre. Weshalb war ihr das nicht aufgefallen?
    Langsam näherte Romy sich der Tür. Wenn sie sich überraschend auf ihn stürzte, würde er vielleicht das Gleichgewicht verlieren, und der Weg nach draußen wäre frei.
    »Vergiss es.«
    Er drückte die Tür ins Schloss und stellte sich breitbeinig davor.
    »Das ist nämlich deine zweite gefährliche Angewohnheit: Du legst dich mit den falschen Gegnern an.«
    Das Fenster bot auch keine Fluchtmöglichkeit, denn das Zimmer befand sich im dritten Stock. Es aufzureißen und um Hilfe zu schreien, war sinnlos. Wer sie hier schreien hörte, war einer von ihnen und würde ihr nicht helfen.
    Romy betrachtete Bruder Arno, der so selbstherrlich vor ihr stand und ihr den Weg versperrte, nachdem er eben noch vor Vero gekatzbuckelt hatte.
    Immerhin habe ich durch ihn Pia aufgespürt, dachte sie.
    Pia wurde in einem der Gebäude gefangen gehalten. Vielleicht ganz nah. Vielleicht sogar in diesem Haus.
    Aber weder sie noch Romy hatten etwas davon.
    Ebenso gut könnte Pia in Timbuktu sein.
    Erst als ihr das bewusst wurde, bekam Romy wirklich Angst.
     
    Bert quälte sich im Feierabendverkehr über die Zoobrücke. Die Seilbahn hatte den Betrieb für die Dauer der Winterpause eingestellt. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt. Die

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