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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Berts Augen.
    Die ersten Befragungen hatten ergeben, dass der Tote ein ausgezeichneter Schwimmer mit dem Zeug zu einer Profikarriere gewesen war. Er hatte eine Zeitlang als Rettungsschwimmer auf Borkum gearbeitet, bevor er schließlich nach Köln gezogen war, um ein Studium anzufangen.
    Und so einer ließ sich ertränken?
    Thomas Dorau war einsdreiundachtzig groß gewesen. Er hatte den athletischen Körperbau eines geübten Schwimmers gehabt. In seinem Blut waren keinerlei Substanzen gefunden worden, die ihn wehrlos gemacht haben könnten. Die zahlreichen Hämatome deuteten klar darauf hin, dass ein Kampf stattgefunden hatte.
    Die Gerichtsmedizinerin ging von mehreren Tätern aus. Ein solcher Fall war Bert noch nicht untergekommen, aber es gab genügend Beispiele für Morde, die von mehreren Personen ausgeübt worden waren.
    Bandenmorde. Ritualmorde. Sogenannte Ehrenmorde.
    Allerdings war Thomas Dorau mit so etwas nicht in Verbindung zu bringen.
    Noch nicht, dachte Bert.
    Er setzte nach wie vor große Hoffnung auf die Entschlüsselung der Tätowierung.
    Noch immer hatte er die Mutter des Toten nicht befragen können. Verwandtschaft gab es kaum. Der Tote hatte keine Geschwister gehabt.
    Zudem war er anscheinend ein Mensch ohne enge soziale Kontakte gewesen, der sich auf seine Musik konzentriert hatte.
    »Die Arbeit und die Auftritte mit uns lagen ihm schon am Herzen«, hatte der Sänger der Band erklärt, »aber viel wichtiger war ihm die Musik selbst, das Komponieren. Darin ging er vollkommen auf. Das äußere Drumherum war für ihn zweitrangig. Er schielte auch nicht auf den Erfolg.«
    Schwimmen und Musik.
    Leidenschaftlich.
    Beides.
    Wieso hatte Bert den Eindruck, dass das nicht zusammenpasste?
    Weil du aus Vorurteilen bestehst, dachte er. Wasser und Musik harmonieren doch wunderbar.
    Auch Sport und Musik?
    Bert nahm sich vor, heute noch einmal einen Vorstoß im Krankenhaus zu machen, um die Mutter des Toten aufzusuchen. Jeder noch so winzige Hinweis war ihm willkommen.
     
    Natürlich war das Zimmer damals von der Polizei durchsucht worden. Doch daran erinnerte heute nichts mehr. Frau Kaufmann hatte es wieder in Ordnung gebracht.
    »Alles ist genau so, wie es war, als Alice noch lebte«, hatte sie Romy erklärt, als diese sie bat, sich das Zimmer noch einmal ansehen zu dürfen.
    Tatsächlich wirkte der Raum, als sei seine Bewohnerin nur mal kurz hinausgegangen. Sogar ein Paar Turnschuhe stand noch griffbereit neben dem Schrank, abgenutzt und ausgeleiert, die Sorte Lieblingsschuhe, die man bei jedem Menschen findet.
    Alice war jetzt seit gut vier Monaten tot, aber ihre Mutter schien sie noch immer nicht gehen lassen zu können. Indem sie die Erinnerung an ihre Tochter lebendig hielt, blieb auch das Mädchen am Leben.
    Hier. Zwischen diesen Wänden.
    »Vielleicht fällt Ihnen ja doch noch etwas auf, das helfen kann, den Mann zu finden, der ihr das angetan hat.«
    Wenn es ein Mann gewesen ist, hatte Romy gedacht, aber sie hatte es nicht ausgesprochen.
    Sie hatte sich mit den Fakten der Fälle vertraut gemacht und herausgefunden, dass Alice definitiv nicht vergewaltigt  worden war. Es hatte sie erleichtert. Wenigstens das war dem Mädchen erspart geblieben.
    Ihr Blick fiel auf eine Fotografie in einem silbernen Rahmen, der auf einer hellgrün gestrichenen Kommode stand. Alice mit zehn oder elf beim Ballettunterricht. Weiße Strumpfhose, schwarzes Trikot, das rechte Bein angewinkelt, die Arme hoch über den Kopf erhoben, die Hände grazil in der Luft.
    Und ein unendlich stolzes Lächeln auf den Lippen.
    Auf einem anderen Foto war Alice mit ihrem letzten Freund zu sehen. Sie waren nicht mehr zusammen gewesen, als Alice ermordet wurde.
    »Alice traf ihn immer seltener. Und dann machte sie Schluss«, hatte Frau Kaufmann erzählt. »Mein Mann und ich haben das damals sehr bedauert. Wir mochten den jungen Mann.«
    Tobias Kamenz.
    Romy hatte sich seinen Namen und die Anschrift notiert. Für den Fall, dass sich herausstellen sollte, dass er für ihre Recherchen interessant sein könnte.
    Das Zimmer war romantisch und verspielt und noch stark in der Kindheit verhaftet. Bis auf die ausdrucksstarken Bilder, die Romy erneut gefangennahmen.
    Ein schmales, schlichtes Holzkreuz über dem Kopfende des Betts. Ein Goldkettchen mit Kreuz am Hals der kleinen Ballerina auf dem Foto. Dieselbe Kette am Hals der Alice, die neben ihrem Freund in die Kamera lacht.
    Im Regal neben den anderen Büchern eine Bibel und ein Buch über die

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