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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Lebenslauf. Irgendwie hatte sie sich an sämtlichen Schreibtischen vorbei in sein Büro gemogelt und plötzlich vor ihm gestanden.
    »Bitte bringen Sie mir das Schreiben bei!«
    So etwas war ihm noch nie passiert.
    Eine Woche später hatte sie beim KölnJournal angefangen.
    Gregory ließ sie an der langen Leine laufen.
    Traute ihr viel zu viel zu.
    Das jedenfalls war die Ansicht der meisten Kollegen. Dabei bewältigte das Mädchen schon jetzt beinah das Arbeitspensum einer Reporterin.
    In stillen Stunden fragte sich Gregory, ob Romy so viel Freiheit vertrug. So viele Erwartungen und so viel Stress. Er sagte sich dann, dass sie nur eines nicht aushalten würde, und das war, gebremst zu werden.
    Bewies sie ihm das nicht jeden Tag?
    Irgendwann war ein seltsamer Gedanke in seinen Kopf gelangt.
    Sie wird fortführen, was du begonnen hast.
    Gregory hatte den Gedanken augenblicklich in den hintersten Winkel seines Gehirns verbannt. Er war noch nicht mal fünfzig. Das war entschieden zu früh, um sich mit seinem geistigen Vermächtnis zu beschäftigen.
    Romy war die Tochter, die er sich gewünscht hätte, wenn er je bereit gewesen wäre, sein Leben mit einer Frau zu teilen. Doch dazu war es nie gekommen. Seine Bindungsangst war geradezu sprichwörtlich. Sie hatte jede Beziehung im Keim erstickt.
    Inzwischen hatte er sich in seinem Leben als Single dauerhaft eingerichtet. Er konnte tun und lassen, was er wollte, war niemandem Rechenschaft schuldig. Er verdiente eine Menge Geld und gab eine Menge aus.
    War beruflich an seinem Ziel angelangt.
    Stillstand …
    Er schaute auf seine Armbanduhr. Romy überspannte den Bogen wieder mal. Sie sollte sich wenigstens der Form halber häufiger in der Redaktion blicken lassen.
    Damit das Getuschel aufhörte.
    Es gab Kollegen, die insgeheim Buch führten, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Mach keinen Fehler, Mädchen, dachte Gregory. Bring mich nicht in eine Lage, in der ich meine Hand nicht länger über dich halten kann.
    Sie war in ihre Story eingetaucht.
    Sie recherchierte, war fleißig.
    Doch weil sie das Thema unter Verschluss halten wollte, wusste das niemand. Und deshalb gab es böses Blut.
    Es ist doch immer dasselbe, dachte Gregory. Die alten Hasen wollen den jungen Hüpfern zeigen, wo es langgeht, und wehe, die Jungen wissen es besser.
    Wenn Romy recht hatte und tatsächlich einer Story auf der Spur war, einer Story, so heiß wie keine andere in den vergangenen Monaten, dann wäre das ein kleiner Skandal. Er würde sie sämtliche Sympathien kosten, die sie noch besaß. Und das für lange Zeit.
    In diesem Moment sah er Romy die Redaktion betreten und an ihren Schreibtisch gehen. Unbefangen grüßte sie nach rechts und links, ohne mehr als ein knappes Nicken hier und ein flüchtiges Lächeln dort zu ernten.
    Gregory seufzte. Er verspürte das Bedürfnis, jegliches Unheil von ihr fernzuhalten, doch dazu war er nicht imstande. Also machte er ein strenges Gesicht und winkte sie zu sich ins Büro.
    Er würde ihr ein paar Aufgaben übertragen, um des lieben Friedens willen. Er würde sich ihren Unmut zuziehen und eine weitere unerquickliche Diskussion mit ihr provozieren. Aber so funktionierte das eben.
    Romy musste sich an die Spielregeln halten.
    Genau wie er.
    Genau wie sie alle.
     
    Kein Schneefall mehr. Der Himmel hing aber noch voller Wolken. Snoop schnüffelte auf dem Gehsteig hin und her, folgte unsichtbaren Spuren, lief voraus oder blieb zurück und kam dann voller Begeisterung wieder angerannt.
    Und wenn er doch ein Zuhause hatte? Wenn ihn jemand vermisste?
    Halbherzig hatte Pia versucht, ihn wegzuschicken, aber er hatte es nicht begriffen oder nicht begreifen wollen. Er hatte ihr die Hand geleckt und war geblieben. Pia war froh darüber. Sie hatte sich schon jetzt so sehr an ihn gewöhnt, dass sie sich kaum vorstellen konnte, wieder ohne ihn zu sein.
    Er machte ihr Mut. Und den brauchte sie nötiger als alles andere.
    Sie hatte kaum Geld bei sich und musste den Weg zum Kloster deshalb zu Fuß zurücklegen. Das störte sie nicht, denn solange sie lief, konnte sie nachdenken. Sie wusste noch immer nicht, was sie tun sollte.
    Wie viele Gespräche hatte sie im Kopf schon mit Vero geführt. Wie viele Variationen hatte sie sich überlegt. Doch keine wollte passen.
    Ich darf mich nicht so klein machen, dachte sie. Vero verabscheut Duckmäuser. Er will aufrechte Menschen um sich haben. Denk an Bruder Darius. Der kriegt kein Bein mehr auf die Erde. Er ist bei Vero unten

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