Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Situation anpassen. Bowden weiß, dass du krank bist, also wird er nicht überrascht sein, wenn du etwas neben dir stehst. Gib vor, du würdest dich schwächer fühlen, als du wirklich bist. Bleib im Bett, wenn er hier ist. Schließ häufig die Augen, atme schwer, du kennst doch das Spiel.«
    Fast hatte er mich überzeugt. Dann hob ich die rechte Hand und streckte sie aus. Sie zitterte heftig.

    »Ich kann nicht. Nicht heute.« Mir versagte fast die Stimme, und er musste es bemerkt haben.
    »Hmm …«, brummte er, »so ernst also.«
    Dann klatschte er in die Hände, seine Augen leuchteten auf, und er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, ins Bett gehen und mich ausruhen.
    »Was hast du vor?«, fragte ich, als er schon auf dem Treppenabsatz war.
    Er drehte sich um, steckte den Kopf durch die Tür, grinste verschmitzt und antwortete: »Der Plan lautet ›aufhalten‹. Bowden wird feststellen, dass es ihm heute Abend leider nicht möglich sein wird, dir einen Besuch abzustatten.«
    Die Tür schnappte ins Schloss, und ich stellte fest, dass ich Holmes vertraute. Eigenartig.

Kapitel Achtzehn

    ange blickte ich in den Spiegel, dann nickte ich mir zu; versuchte mich selbst davon zu überzeugen, der Welt wieder als Dr. Anton Kronberg gegenübertreten zu können.
    Ich brauchte geraume Zeit, mich anzuziehen, hinunter auf die Straße zu gehen und eine Droschke zur Fakultät zu finden. Der kalte Schweiß juckte auf meiner Stirn, ich rieb ihn weg und verfluchte meine Kraftlosigkeit.
    Meine beiden Assistenten stellten frische Kulturmedien her, als ich ins Labor trat. Jeder hielt sich an die Etikette – ich wünschte ihnen einen Guten Morgen, und sie erkundigten sich höflich nach meiner Gesundheit.
    Dennoch fiel mir auf, dass die Überwachung verstärkt worden war. Beide Männer hielten sich permanent in einem Radius von drei Metern um mich auf. Ich hielt ein Streichholz an den Bunsenbrenner und fragte mich, wie viel Zeit mir noch bliebe.
    Mit dem Vergrößerungsglas untersuchte ich die Kolonien, die auf dem festen Medium gewachsen waren. Die Petrischalen klackten leise aneinander, während ich sie hin und her schob und ihre Deckel öffnete und schloss. Hinter mir beobachteten meine Assistenten mein Tun. Ihre Blicke prickelten in meinem Nacken.
    Unter beiden Bedingungen, anaerob und aerob, war eine Vielzahl von Bakterienkolonien in allen Farben und Formen entstanden. Wir würden eine Menge Mäuse benötigen, um sie alle zu testen. Ich wandte mich an die beiden Assistenten.
    »Mr Strowbridge, wir werden mindestens einhundert Mäuse brauchen, um diese neuen Kolonien zu testen. Bitte beschaffen Sie uns umgehend welche. Und stocken Sie auch die Käfige und das Futter auf«, ordnete ich mit dünner Stimme an und unterstrich damit meinen geschwächten Zustand.
    Strowbridge nickte und ging. Bonsell blieb zurück und rückte noch etwas dichter, um das Fehlen seines Kollegen zu kompensieren. Ich hörte entfernte Schritte im Flur und hoffte, es würde Bowden sein. Mittlerweile hatte Bonsell sich noch ein Stück näher herangeschoben.
    »Mr Bonsell, sind Sie immun gegen Cholera?« Ich hielt eine schlanke Eisenlanzette in die Flamme, kurz über dem Blau, wo es am heißesten war. »Ich weiß, dass Sie mich im Auge behalten sollen«, sagte ich mit gedämpfter Stimme und steckte die glühende Lanzette in das Kulturmedium. Beim Zischen schreckte er zurück. »Aber Sie übertreiben. Ich könnte stolpern und Sie versehentlich mit Cholera infizieren.«
    »Ich bitte Sie, Sir!«, rief Bonsell ungläubig und trat einen Schritt zurück, wahrscheinlich vor Angst, ich würde ihm das schwelende Metall in die Hände bohren, wenn er sie nicht von der Laborbank nahm.
    »Ich meine es ernst, Bonsell. Die Art, wie Sie mit der Frau umgegangen sind, war höchst unprofessionell«, blaffte ich ihn an, was mich all meinen schwachen Atem kostete. »Sie haben eine Spur höchst ansteckender Fäkalien hinterlassen, die mein gesamtes Labor kontaminiert haben. Oder, wo glauben Sie, hätte ich mich sonst mit Cholera angesteckt? Und was das Schlimmste ist, Sie haben die Kontamination unserer wertvollen Reinkulturenriskiert. Ihre Achtlosigkeit hat unsere Arbeit um mindestens eine Woche zurückgeworfen!«
    Ich war aufgestanden, mein Gesicht nun dicht vor Bonsells. »Sollten Sie mir zu nahe kommen oder sollten Sie auch nur daran denken, meine Kulturen anzufassen, breche ich Ihnen den Arm!«
    »Aber, aber, Dr. Kronberg!«, unterbrach mich Bowden und betrat mit langen