Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)
in einem billigen Umschlag –, den ich am nächsten Morgen an Mr Sherlock Holmes, 221B Baker Street, schickte:
Schuldig der Entführung, Folter und unterlassener Hilfeleistung eines nicht identifizierten weiblichen Choleraopfers, das heute in der London Medical School verstorben ist: Dr. Gregory Stark, Dr. Jarell Bowden, Assistent Daniel Strowbridge, Assistent Edison Bonsell und ein unbekannter Arzt aus der Medizinischen Fakultät Dundee.
Schuldig des Mordes an derselben Frau: Dr. Anton Kronberg.
Kapitel Siebzehn
m nächsten Abend um sechs Uhr klopfte Dr. Jarell Bowden an die Tür meiner Wohnung.
»Ihr Besuch ehrt mich, Dr. Bowden«, sagte ich und deutete eine Verbeugung an. Ich winkte den alten Mann herein und bot ihm den Lehnstuhl an. Er war einmal burgunderrot gewesen, doch inzwischen war er nur noch rosa, abgesehen von den fast weißen Stellen. Nur zögerlich setzte sich Bowden auf das schäbige Möbelstück.
Ich goss Tee auf und legte im Kamin Holz nach, ohne meinen Gast aus dem Blick zu verlieren. Bowdens Gesichtsausdruck war kontrolliert, doch seine Augen wanderten durch das ärmliche Zimmer. Er konnte ein verächtliches Grinsen nicht unterdrücken.
Ich stellte einen Stuhl auf die andere Seite des Couchtisches und setzte mich. »Wie kann ich Ihnen helfen, Dr. Bowden?«, fragte ich respektvoll und fragte mich, ob Bowden das Thema offen ansprechen würde.
»Mir wurde berichtet, dass Sie vier meiner Kollegen bedroht haben«, sagte Bowden und klebte seinen Blick an meinem Gesicht fest. »Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen, Dr. Kronberg?«
Gut. Es gab immer noch Hoffnung, solange Bowden mich direkt damit konfrontierte.
»Gar nichts«, sagte ich. »Ich habe sie in der Tat bedroht.«
Bowdens Oberkörper zuckte kaum merklich zurück, seine Augen flackerten kurz. »Sie verteidigen sich nicht?!«
»Ich denke, dazu besteht keine Notwendigkeit. Die Vier haben mich beschattet; ich vermute, nicht in Ihrem Auftrag. Sie haben mich wissen lassen, dass sie mir nicht trauen. Aber das tangiert mich nicht. Keiner von ihnen ist für mich oder meine Arbeit von Belang.«
Bowden zeigte bei der abfälligen Bemerkung keinerlei Reaktion, und ich sprach weiter. »Einer von ihnen war im Begriff, ein Geheimnis zu verraten, das nicht für mich bestimmt war.«
Bei diesen Worten hob Bowden eine Augenbraue, nur um sie schnell wieder herunterzuziehen. Bemerkte er meinen prüfenden Blick?
»Das Verhalten der Männer war undiszipliniert und ihr Handeln nicht durchdacht«, sagte ich. »Sie sind einem bloßen Verdacht gefolgt und haben Glauben über Wissen gestellt. Mir erscheinen sie höchst unzuverlässig. Also habe ich ihnen gedroht, sie in die Themse zu werfen, wenn etwas Derartiges noch einmal vorkommt.«
»Mir haben sie eine andere Geschichte erzählt«, erwiderte Bowden leichthin, lehnte sich zurück und wartete offensichtlich auf die vernichtende Wirkung seiner Worte.
»Nun, dann liegt es an Ihnen zu entscheiden, wem Sie glauben«, antwortete ich und versuchte angestrengt, nur an die rote Mitte der Zielscheibe zu denken.
Nach einiger Überlegung antwortete er: »Sie kommen mir eigenartig vor. Jeder andere Mann hätte versucht, mich von seiner Unschuld zu überzeugen, und hätte um mein Vertrauen geworben. Warum Sie nicht?«
Um meine Angst zu verbergen, stand ich auf, legte Kohle ins Feuer und versuchte, mich zu sammeln. Dann drehte ich mich zu dem alten Mann um. »Ich bewerte Worte nicht höher als Taten. Wenn ich an Ihrer Stellewäre, würde ich diesem neuen Mann auch nicht trauen. Und das tun Sie nicht, was Sie zu einer Führungspersönlichkeit macht. Um ganz sicher zu sein, würde ich den Mann beschatten lassen. Sie haben das auch getan.«
Bowdens Atem stockte.
»Die beiden Männer, die mir fast jeden Tag hinterherlaufen, sind wirklich gut. Es hat eine Weile gedauert, bis ich sie bemerkte. Sie sollten bezeugen können, was ich Ihnen über Ihre vier Kollegen gesagt habe.«
Bowden nickte. Sein Gesichtsausdruck war grimmig. Ich fuhr fort: »Genauso wie Sie würde ich frühere Kollegen fragen, was für ein Mann der Neue ist. Doch an irgendeinem Punkt müsste ich eine Entscheidung treffen. Entweder kann ich ihm trauen, oder aber nicht. Doch diese Entscheidung müssen Sie fällen, denn Sie sind der Kopf der Gruppe. Nur Sie wissen, ob diese vier Gruppenmitglieder zu jeder Zeit in höchstem Maße vertrauenswürdig waren, Sie nie angelogen haben und nie etwas getan haben, das Ihre Ziele gefährden könnte. Es
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