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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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kennen. Diese Geschichte hatte für ihn etwas Tröstliches.«
    »Hat Ascham in den Tagen vor seinem Tod viel Zeit in der Bibliothek verbracht?« fragte Corbett.
    »Ja, das tat er«, antwortete Tripham. »Aber nach welchem Buch er suchte oder was er dort las, weiß keiner von uns.«
    »Ich würde die Bibliothek auch gerne besuchen«, erklärte Corbett. »Ist das möglich?«
    Tripham willigte ein, und Diener wurden losgeschickt, Kerzen zu entzünden. Als sie zurückkamen, befahl ihnen der Konrektor, Wein in die Bibliothek zu bringen. Er erhob sich, und Corbett und die anderen folgten ihm auf den Gang. Die Bibliothek lag zum Garten hinaus am anderen Ende des Gebäudes, ein langer, hoher und holzgetäfelter Raum, dessen Deckenputz mit kleinen goldenen und silbernen Sternen verziert war. Im rechten Winkel zu den Wänden standen die Regale, dazwischen Tischchen und Hocker. Ein langer Tisch nahm die Mitte des Raums ein. Die Luft roch süßlich nach reinem Bienenwachs, Pergament und Leder. Corbett gefiel dieser Geruch, und er zeigte sich überrascht von der großen Anzahl an Büchern, Manuskripten und Folianten.
    »Oh, wir haben hier die meisten bedeutenden Werke«, erklärte Lady Mathilda stolz. »Mein Bruder, Gott gebe seiner Seele Frieden, war Bücherliebhaber. Seine Bücher und seine Papiere werden hier aufbewahrt. Er kaufte viel im In- und Ausland.«
    Corbett wollte gerade nach der Quelle solchen Reichtums fragen, erinnerte sich dann aber noch rechtzeitig. Sir Henry Braose hatte wie viele, die den König gegen de Montfort unterstützt hatten, eine überaus großzügige Belohnung von der Krone erhalten, einschließlich der Einkünfte und des Grundbesitzes der Anhänger de Montforts. Kein Wunder, daß die Braoses hier in Oxford so unbeliebt waren, wo man den toten Earl unterstützt hatte.
    Die anderen Lehrer, die schon nicht mehr ganz sicher auf den Beinen waren, lehnten gegen die Tische oder setzten sich auf die Hocker, als Corbett die ganze Länge der Bibliothek abschritt. Er bewunderte Bücher, Regale und Truhen, die beiden mit Schnitzereien verzierten Lesepulte und das Wandgemälde, auf dem eine Szene aus der Offenbarung Johannes dargestellt war, und zwar der Engel, der Johannes das Buch des Lebens auftut, damit dieser darin lesen kann. Corbett trat wieder in die Mitte des Raums und betrachtete die noch schwach sichtbaren dunklen Flecken auf dem Fußboden.
    »Wurde Ascham hier gefunden?«
    »Nein. Als wir die Tür geöffnet hatten, sahen wir ihn vor diesem Tisch dort drüben liegen.«
    »Und wo befand sich das Pergament?«
    Tripham deutete auf eine Stelle in der Nähe des Tisches. »Es lag so, als hätte es Ascham von sich weggestoßen.«
    »Wir versuchten das Blut zu beseitigen«, erklärte Appleston. »Passerel sollte einen Schleifer für den Fußboden anstellen.«
    Corbett betrachtete die Blutflecken in der Mitte des Raums und neben dem Tisch.
    »Es hat also den Anschein«, sagte Corbett, »als wäre Ascham den Fußboden entlanggekrochen, um etwas vom Tisch zu nehmen?«
    »Auch auf dem Tisch waren Blutflecken«, erklärte Tripham. »So als hätte sich Ascham zur Tischplatte hochgezogen. Warum, Sir Hugh?«
    Corbett ging den Tisch entlang durch die Bibliothek und zu dem mit Läden verschlossenen Fenster an ihrem Ende. »Und diese Läden waren mit einem Riegel verschlossen?«
    »Ja«, antwortete Churchley. »Daran kann ich mich erinnern.«
    »Und das Fenster war ebenfalls verschlossen?«
    »Davon gehe ich aus«, sagte Tripham. »Warum, Sir Hugh?«
    Corbett hob den Riegel an, mit dem die Läden verschlossen waren. Er ließ sich mühelos bewegen, und Corbett bemerkte, daß er gut geölt war. Er zog die Läden zurück. Das Sprossenfenster dahinter war sehr groß. Corbett drückte den Federriegel hinunter, stieß das Fenster auf und schaute auf den mondbeschienenen Garten. Hier duftete es intensiv nach Rosen. Er blickte sich um. Das Fenster lag ziemlich niedrig. Jeder, der unten im Blumenbeet stand, konnte in die Bibliothek schauen, obwohl er hinter einer Hecke, die etwa einen Meter entfernt war, verborgen war. Corbett schloß das Fenster wieder — er warf die Läden mit einem Knall zu, und der Riegel fiel sofort an seinen Platz.
    »War das Fenster wirklich verschlossen? Waren die Läden wirklich verriegelt?« fragte er. »Ich meine, es war schließlich ein Sommerabend. Ascham wird doch Licht und frische Luft gebraucht haben?«
    »Ich war im Garten«, meldete sich Churchley zu Wort, »und zwar am frühen Nachmittag. Da

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