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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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daß der Bellman eines Tages zurückkommen und sowohl für sie als auch für das ehrwürdige Angedenken von Earl Simon Rache nehmen würde.«
    »Was ist aus ihr geworden?« fragte Corbett.
    Lady Mathilda grinste. In dem flackernden Kerzenschein erinnerte sie Corbett mit ihren schmalen Augen an eine Katze. Ihre Haut spannte über den Wangenknochen, und eine ihrer Hände lag auf dem Tisch wie eine Kralle.
    »Das ist jetzt wirklich ein seltsames Zusammentreffen, Sir Hugh. Sie trat in das Kloster von Godstowe ein, mußte es aber wegen ihrer Überspanntheit wieder verlassen. Jetzt ist sie Anachoretin in der St. Michael’s Church. Ganz richtig! Das ist die Kirche, in der Passerel vergiftet worden ist.«
    »Warum der Bellman?« erhob Maltote die Stimme, der sonst immer schwieg, jetzt aber durch den Wein Mut bekommen hatte. »Warum hat die Anachoretin vom Bellman gesprochen?«
    »Weil der Bellman«, mischte sich Tripham hastig ein, »in London in der Nacht vor dem Hinrichtungstag vor den Gefängnissen von Fleet und Newgate steht. Er gibt den Gefangenen in den Zellen der zum Tode Verurteilten bekannt, daß sie sterben werden.«
    »Es ist nicht nur das, Sir Hugh«, meinte Langton schüchtern. »Vor vielen Jahren, als ich noch ein Grünschnabel war, war ich Lehrling bei dem öffentlichen Schreiber in der Nähe von St. Paul’s. Als de Montfort die Fahne der Revolution gegen den König hißte, wurden die Handwerksmeister von London von seinem Herold zur Unterstützung aufgefordert. Und dieser Herold nannte sich Bellman.«
    Corbett lächelte zustimmend und fragte sich gleichzeitig insgeheim, wer in Sparrow Hall wohl den toten Earl unterstützte oder bekämpfte.
    »Ihr wißt also nichts«, fragte er, »über den gegenwärtigen Bellman oder über diese grausamen Morde an den Bettlern?«
    »Kommt schon!« Churchley klopfte auf den Tisch. »Sir Hugh, Sir Hugh! Warum sollte es jemand hier auf die Köpfe dieser Notleidenden abgesehen haben?«
    »Oxford ist voll von Geheimbünden und Banden«, erhob Appleston die Stimme. »Die Jungen experimentieren mit seltsamen Riten und Praktiken. Außerdem haben wir Studenten aus den Mooren im Osten, deren Christentum, um es einmal deutlich zu sagen, nicht viel wert ist.«
    »Laßt uns zu Dingen zurückkehren, die uns mehr ange-hen«, erwiderte Corbett. »Was ist mit dem Tod von Master John Copsale?«
    »Er hatte ein schwaches Herz«, erklärte Churchley. »Ich bereitete ihm häufig ein Gebräu aus Digitalis, um seine Hitzewallungen zu mildern. Sein Blut floß dann auch gleichmäßiger. Ich war Copsales Arzt. Er konnte jederzeit sterben. Als ich seine Leiche für das Begräbnis vorbereitete, fiel mir nichts Außergewöhnliches auf!«
    »Wo liegt er begraben?« fragte Corbett.
    »Auf dem Friedhof von St. Mary’s. Passerel wird auch dort begraben werden. Das College besitzt da ein Stück Land, das direkt an den Friedhof angrenzt.«
    »Hat Passerel irgend etwas gesagt?« fragte Ranulf vom anderen Ende des Tisches. »Irgend etwas, was erklären könnte, warum Ascham seinen Namen oder zumindest den größten Teil davon auf ein Stück Pergament geschrieben hat?«
    »Er wies alle Beschuldigungen vehement zurück«, erwiderte Norreys. »Jedesmal, wenn er herüberkam, um die Vorräte zu inspizieren oder die Abrechnungen zu unterschreiben, begann der Ärmste mit einer Verteidigungsrede.«
    »Wir haben ihm alle zugestimmt«, sagte Tripham. »An dem Tag, an dem Ascham ermordet wurde, befand sich Passerel auf dem Rückweg von Abingdon.«
    »Aschams Leiche muß bereits kalt gewesen sein«, meinte Churchley, »als Passerel gegen fünf Uhr hier ankam. Er veranlaßte die Suche nach dem armen Robert, und als wir die Tür aufstemmten, war Ascham kalt wie Eis.«
    »Um welche Zeit ist er Eurer Meinung nach gestorben?« fragte Corbett.
    »Das wissen wir«, antwortete Tripham. »Er ging zwischen ein und zwei Uhr nachmittags in die Bibliothek, verschloß die Tür hinter sich und verriegelte sie auch noch. Er muß nach etwas gesucht haben, aber wonach, das ist uns nicht bekannt. Ich verbrachte einen Teil des Nachmittags damit, mit Lady Mathilda die Einnahmen des College zu besprechen.« Er warf einen vielsagenden Blick zur Seite. »Dann gingen wir hinunter in die Speisekammer. Passerel stürzte herein und sagte, die Bibliothek sei verschlossen und Ascham antworte nicht.«
    »Und wo waren alle anderen?«
    Die gemurmelten Antworten gaben nicht viel her. Norreys war gegenüber im Wohnheim gewesen und hatte sich um seine

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