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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Ranulf. »Ich hätte ihn ablösen sollen.«
    »Er stirbt«, erklärte Norreys. »Sir Hugh, Euer Diener stirbt. Master Churchley hat ihn hierher auf die Krankenstube gebracht, aber wir können gar nichts mehr für ihn tun.«
    Corbett schaute ihn nur an und verschränkte die Arme, da ihm auf einmal eiskalt war. Ranulf hatte sich jedoch schon an ihnen vorbeigedrängt und lief die Treppe hinunter. Corbett zog die Stiefel an, griff nach seinem Mantel und ging mit Norreys über die Gasse und in die Sparrow Hall.
    Churchley wartete auf sie im Aufenthaltsraum. Die anderen Lehrer standen um ihn herum. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann gab er ihnen nur ein Zeichen, ihm zu folgen, und führte sie die Treppe hinauf in eine weißgekalkte Kammer. Maltote lag direkt hinter der Tür in einem Bett. Sein Gesicht war so weiß wie das Laken, das bis an sein Kinn reichte. Seine Augen waren halb geschlossen, und etwas Blut floß aus seinem Mundwinkel. Ranulf schlug die Decken zurück und stöhnte bei dem Anblick der durchweichten Bandagen, mit denen Churchley Maltotes Bauch verbunden hatte.
    »Ich habe mein Bestes getan«, meinte der Arzt.
    Maltote wandte den Kopf und öffnete langsam ein wenig die Augen. Seine Worte überschlugen sich. Corbett beugte sich vor, um die gehauchten Worte überhaupt verstehen zu können.
    »Ich habe Durst, Herr, der Schmerz...«
    »Wer hat das getan?« fragte Corbett.
    »Der Bettler. Kein Gesicht. Leise wie ein Schatten.« Corbett mußte Tränen der Wut niederkämpfen.
    »Ich muß sterben, oder?«
    Corbett nahm Maltotes eiskalte Hand.
    »Lügt mich nicht an«, flüsterte Maltote. »Ich habe keine Angst, zumindest jetzt noch nicht.« Er verzog das Gesicht, als die Schmerzen stärker wurden.
    »Ich habe ihm ein Schlafmittel gegeben«, erklärte Churchley. Er zog Corbett etwas vom Bett weg. »Sir Hugh, Ihr müßt solche Bauchwunden auf dem Schlachtfeld gesehen haben. Das Schlafmittel verliert bald seine Wirkung, und dann werden die Schmerzen fürchterlich sein, und er wird einen rasenden Durst bekommen.«
    »Könnt Ihr irgend etwas tun?«
    Churchley schüttelte den Kopf. »Sir Hugh, ich bin Arzt, kein Wunderheiler. Er wird verbluten, und das unter großen Qualen.«
    Corbett schloß die Augen und atmete tief durch. Er ging zu Maltote zurück.
    »Brauchst du einen Priester?« fragte er.
    Maltote mühte sich zu antworten. »Pater Lukas hat mir die Beichte abgenommen, ehe ich Leighton verlassen habe, doch die letzte Ölung?«
    Tripham kam ins Zimmer. »Sir Hugh, ich entschuldige mich, daß ich Euch störe, aber im Wohnheim wartet ein Bote des Königs aus Woodstock. Ich habe bereits nach Pater Vincent schicken lassen«, fügte er noch hinzu. »Er ist schon auf dem Weg.«
    Corbett ging zum Bett zurück. Er drückte Maltote die Hand und küßte ihn vorsichtig auf die Stirn. Dann wischte er sich die Tränen aus den Augen und verließ eilig das Zimmer. Im Vorbeigehen flüsterte er Ranulf zu, er solle bei Maltote bleiben.
    Wenig später kam Pater Vincent. Ein kleiner Junge ging vor ihm her und trug eine brennende Kerze und eine Glocke. Über die Schultern des Priesters hing ein silberner Chormantel mit goldenen Fransen mit dem Agnus Dei in der Mitte. Churchley verließ das Zimmer, aber Ranulf blieb. Es ging alles ziemlich schnell. Pater Vincent erteilte Maltote die Absolution und legte ihm aus einer silbernen Pyxis die heilige Hostie auf die Zunge. Dann zog er ein goldenes Fläschchen aus der Tasche und salbte Maltotes Augen, seinen Mund, seine Hände, seine Brust und seine Füße. Der kleine Junge stand wie ein Wachsbild daneben. Der Priester schaute Ranulf kein einziges Mal an, so sehr war er mit der Erteilung des Sakraments beschäftigt. Anschließend kniete er neben dem Bett nieder und rezitierte das De profundis: »Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir.« Ranulf wiederholte seine Worte. Erst als das beendet war, wandte sich der Priester auch an ihn.
    »Es tut mir leid.« Er nahm Ranulfs Hand und schaute auf das Bett, in dem sich Maltote inzwischen, weil die Betäubung nachließ, vor Schmerz hin und her warf. »Gibt es noch etwas, was ich tun kann?«
    Ranulf vermochte nur mit Mühe seine Tränen zurückzuhalten. Er zog einen Stiefel aus und nahm eine Goldmünze aus einem Seitenfach. »Lest Messen für ihn«, flüsterte er. »Bis zum Michaelitag.«
    Der Priester wollte die Münze nicht annehmen, doch Ranulf bestand darauf.
    Pater Vincent ging zusammen mit dem kleinen Jungen, der die Glocke läutete,

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