Teufelsjagd
Weins auf den Fußboden, legte den kleinen Beutel mit dem Pulver in seine Brieftasche und verließ das Zimmer.
Ranulf drückte Churchley den Becher in die Hand.
»Er ist tot. Und nun hört!« Er schnalzte mit den Fingern in Richtung Tripham. »Ich spreche für Sir Hugh Corbett und den König. Ich möchte nicht, daß Maltote hier beerdigt wird, nicht in dieser verdammten Jauchegrube! Ich möchte, daß die Leiche einbalsamiert, in einen richtigen Sarg gelegt und nach Leighton Manor geschickt wird. Dort wird sich Lady Maeve um sie kümmern.«
»Das wird Geld kosten«, meckerte Tripham.
»Das ist mir vollkommen egal!« erwiderte Ranulf. »Schickt mir die Rechnung. Ich zahle, was Ihr verlangt. Laßt den Toten noch eine Weile liegen. Sir Hugh wird ihm noch die letzte Ehre erweisen wollen.«
Ranulf verließ das College und ging über die Gasse. Corbett stand im Hof und sprach mit einem Reiter in der königlichen Livree. Der Mann war von Kopf bis Fuß mit dem Staub und Dreck der Landstraße bedeckt. Corbett warf nur einen Blick auf Ranulfs Gesicht und schickte den Kurier dann weg. Er sagte ihm, daß Norreys sich um Verpflegung und um sein Pferd kümmern würde.
»Maltote ist tot?«
Ranulf nickte. Corbett fuhr sich über die Augen.
»Gott gebe ihm seinen Frieden.« Er drückte Ranulf die Briefe, die er erhalten hatte, in die Hand. »Ich erwarte dich später oben.«
Corbett ging in Richtung College. Er hatte einen Verdacht, was Ranulf getan hatte, und war insgeheim einverstanden. Einige Minuten lang kniete er neben der Leiche und sagte sein eigenes Requiem. Tripham und Churchley standen hinter ihm bei der Tür. Corbett bekreuzigte sich und erhob sich. Er legte eine Hand auf das Kruzifix über dem Bett und die andere auf Maltotes Stirn.
»Ich schwöre beim lebendigen Gott«, erklärte er, »hier in Gegenwart Christi und des Ermordeten, daß der, der das getan hat, büßen und die volle Strenge des Gesetzes zu spüren bekommen wird!«
»Euer Diener hat uns bereits Anweisungen gegeben, was mit der Leiche geschehen soll«, beeilte sich Tripham, dem das bleiche, unerbittliche Gesicht dieses mächtigen königlichen Beamten angst machte.
»Tut, was er gesagt hat!« fuhr ihn Corbett an.
Er drängte sich an ihnen vorbei und ging in seine Kammer im Wohnheim und zu Ranulf zurück. Keiner der beiden sprach über das, was vorgefallen war. Statt dessen öffnete Corbett die Briefe, die er vom König und von Maeve erhalten hatte.
»Und da ist noch einer von Simon an dich.«
Er reichte Ranulf ein großes quadratisches Pergament, das in der Mitte mit rotem Wachs versiegelt war.
Corbett öffnete seine Briefe. Der des Königs enthielt die Nachricht, daß er mit seinem Gefolge in Woodstock eingetroffen sei und dort warte, bis sein »guter« Bevollmächtigter die Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit gelöst habe. Der zweite Brief war von Maeve. Corbett setzte sich an den Tisch und las ihn andächtig. Das meiste war Tratsch über Leighton Manor, Aussichten auf eine gute Ernte und die Untaten bestimmter Wilderer, die über den Fischteich hergefallen waren. Dann fuhr Maeve fort, wie sehr sie und Eleanor ihn vermissen würden und daß Uncle Morgan immer noch dauernd von dem Besuch des Königs spreche.
»Ich wünschte, er würde Eleanor nicht immer mit diesen Geschichten über die Waliser aufziehen«, schrieb sie, »wie sie ihre Feinde damit erschreckt hätten, daß sie die Köpfe der in der Schlacht gefallenen Gegner mit ihren eigenen Haaren an Ästen aufgehängt hätten. Ich glaube, sie fordert ihn manchmal regelrecht dazu heraus.« Corbett las weiter und schaute dann zu Ranulf.
»Lady Maeve läßt Euch grüßen. Was habt Ihr Neues?«
»Oh, nur Klatsch aus der Kanzlei.« Ranulf wich seinem Blick aus und steckte den Brief in seine Brieftasche. Corbett kehrte zum letzten Absatz von Maeves Brief zurück.
»Du fehlst mir sehr«, schrieb sie, »und jeden Tag gehe ich in die Kapelle und zünde eine Kerze dafür an, daß du schnell zurückkehrst. Dir sende ich meine Liebe und Ranulf und Maltote meine guten Wünsche! Deine Dich liebende Frau Maeve.«
Corbett nahm ein Stück Pergament und begann mit der Antwort. Er beschrieb den Tod von Maltote und hielt inne, als er sich daran erinnerte, wie Maltote Eleanor auf ihrem Pony hatte reiten lassen. Eleanor hatte geschrien und gelacht. Maltote hatte ihr alles über Pferde erzählt, und das meiste hatte Eleanor nicht verstanden, aber sie saß trotzdem in ihrem Kindersattel und nickte feierlich.
Weitere Kostenlose Bücher