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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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die Kapelle des Castles, einen schlichten schmalen Raum, mit einem Holzaltar an einem Ende. In einer Nische zur Linken stand eine Statue der Jungfrau mit dem Jesuskind. Die lächelnde Maria präsentierte ihren Säugling einer uninteressierten Welt. Corbett nahm einen Span und entzündete eine der Kerzen. Dann kniete er nieder und betete das Vaterunser, das Ave Maria und das Gloria. Da hörte er, wie Ranulf seinen Namen rief und eilte nach unten. Bullock und Boletus, der wie ein Frosch herumhüpfte, warteten auf ihn. Der Sheriff gab Corbett ein Zeichen, ihm in den Söller zu folgen.
    »Halt schon den Mund!« brüllte Sir Walter den Wildhüter an. »Halt den Mund, und hör auf, so herumzuzappeln!«
    Ranulf und Maltote kamen näher.
    »Eure Information war korrekt, Sir Hugh.« Bullocks Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Diese Geschichte fängt an, mir Spaß zu machen. David ap Thomas und seine Getreuen haben die Stadt heimlich verlassen. Sie haben gegen die Ausgangssperre verstoßen, sind über die Stadtmauer geklettert und haben sich in den Wald begeben, der im Südwesten der Stadt liegt.«
    »Erzählt ihnen das andere auch! Erzählt ihnen das andere auch!« rief Boletus.
    »Sie haben Gesellschaft«, fuhr der Sheriff fort und schaute auf seinen Wildhüter. »Sie werden von einem Luden, einem Zuhälter namens Vardel, begleitet und von einem halben Dutzend Huren aus einem Bordell in der Stadt.«
    »Und ich weiß, wo sie sind!« rief Boletus triumphierend. »Holt Eure Mäntel!« befahl Bullock. »Boletus, ich brauche vier von Euren Gefährten, sechs bewaffnete Soldaten und ungefähr zehn Bogenschützen. Wir gehen zu Fuß.«
    Wenig später verließen sie alle das Castle, und Boletus rannte wie ein Jagdhund vorweg. Sie eilten durch die engen Straßen, und die Bettler und Gauner, die die Kettenhemden funkeln sahen und die Schwerter klirren hörten, verschwanden eilig in den Seitengassen. Die Türen der Schenken wurden hastig geschlossen. Huren, deren orangefarbene Perücken in der Dunkelheit leuchteten, sahen sie kommen und flohen in Windeseile. Ab und zu öffnete sich ein Fensterladen, und lautes Schimpfen war zu hören. Bullock, der ganz in seinem Element war, schimpfte zurück.
    Sie verließen die Stadt durch eine Pforte und folgten einem staubigen Weg, der an ein paar Hütten und Gemüsegärten vorbeiführte. Die Dunkelheit nahm zu. Bald hatten sie den Lärm und die Geschäftigkeit der Stadt hinter sich gelassen. Der Abend war kühl, der Himmel klar, und außer dem Klirren der Waffen und irgendeinem kleinen Tier, das in einer Hecke oder in einem Graben verschwand, war nichts zu hören. Einige der Soldaten begannen sich zu beklagen, aber als sich Bullock mit erhobener Faust zu ihnen umdrehte, verstummten sie. Schließlich bogen sie auf einen Pfad ein, der in den Wald führte. Die Bäume kamen immer näher, und die Geräusche des Waldes wurden stärker — der Schrei der Schleiereule und der des Ziegenmelkers und heftiges Rascheln im Unterholz. Corbett und Ranulf versuchten mit Bullocks schnellem Gang Schritt zu halten, und Maltote humpelte hinter ihnen her. Der Wald wurde dichter, und Äste schienen in dem gespenstischen Mondlicht nach ihnen zu greifen. Boletus kam auf federnden Sohlen und vollkommen lautlos wieder zu ihnen. Er hob die Hand und flüsterte Bullock etwas zu, und dieser befahl seinen Soldaten, auszuschwärmen. Die Linie der Männer rückte langsam vor. Corbett hielt die Nase in die Luft — ein Feuer und ein eher unangenehmer Bratengeruch. Zwischen den Baumstämmen sah er jetzt auch die Glut des Feuers. In der Nachtluft war schwach das Geräusch einer Trommel zu vernehmen. Als sie näher kamen, wurde der Abstand zwischen den Bäumen größer, und schon bald blickten sie auf eine an einem Abhang gelegene Lichtung. Corbett schaute fasziniert zu. Bullock ermahnte seine Männer, die anfingen zu lachen und obszöne Bemerkungen zu machen. Vier Feuer brannten, und um diese herum tanzten nackte Männer und Frauen. Die Musiker waren nicht zu sehen. Corbett bemerkte jedoch eine weitere Gruppe, die dabei war, über einem Feuer am anderen Ende der Lichtung einen Braten zuzubereiten.
    »Wie ein Mummenschanz«, flüsterte Ranulf.
    »O mein Gott, was ist das?«
    Eine maskierte Gestalt trat in einem langen Gewand, auf das ein menschliches Auge gemalt war, vor.
    »Herr«, Ranulf mühte sich, sein Lachen zu unterdrücken, »ich denke nicht, daß wir mit so etwas gerechnet haben.« Bullock erhob sich neben Corbett und

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