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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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hinaus auf den Gang und verließ das College. Andere klopften — Appleston und Lady Mathilda — , aber Ranulf schickte sie weg und verriegelte die Tür. Er kniete sich neben das Bett und nahm Maltotes Hand. Dieser wandte ihm sein Gesicht zu. Ranulf schnürte es das Herz ab, als er die Qualen in den kornblumenblauen Augen sah.
    »Gibt es im Himmel Pferde?« fragte Maltote.
    »Sei nicht dumm!« antwortete Ranulf heiser. »Natürlich gibt es da Pferde!«
    Maltote öffnete den Mund, um zu lachen, aber der Schmerz war zu groß, und sein Körper krümmte sich. »Ich habe Angst, Ranulf. In Schottland... erinnerst du dich?« sagte er mit schwacher Stimme. »Der Bogenschütze, der einen Speer im Bauch hatte? Er starb erst nach Tagen!«
    »Ich bin bei dir«, erwiderte Ranulf.
    Er zog die Decke zurück. Maltotes Unterleib war inzwischen eine riesige Blutlache, und das Blut sickerte in die Laken und in die Matratze darunter. Ranulf schloß die Augen. Er erinnerte sich an eine der Maximen des heiligen Augustinus. Hier zitierte der Philosoph das Neue Testament: »Beurteile und behandle alle anderen, so wie du von ihnen beurteilt und behandelt werden möchtest.« Ranulf stand auf, ging zur Tür und bat Churchley herein.
    »Ihr seid Arzt, Master Aylric«, flüsterte Ranulf. »Ich will deutlich sein. Ich habe von Apothekern gehört, die ein Pulver herstellen können, das den ewigen Schlaf gibt.« Churchley schaute auf Maltote, der sich leise stöhnend im Bett hin und her warf.
    »Das kann ich nicht tun!« erklärte er.
    »Ich aber«, erwiderte Ranulf. »Es ist nichts Würdevolles dabei zu verbluten.« Ranulf griff an seinen Dolch.
    »Droht mir nicht!« fuhr ihn Churchley an.
    »Ich drohe nie, ich mache nur Versprechungen!« gab Ranulf zurück. Er zog seinen Stiefel aus, holte eine weitere Goldmünze hervor und drückte diese Churchley in die Hand. »Ich will, daß Ihr es sofort bringt!« befahl er. »Ein kleiner Becher Wein und das Pulver, das ich brauche. Ich weiß, daß Ihr es habt.«
    Churchley wollte sich schon weigern, eilte dann jedoch davon. Ranulf ging zurück und kniete sich neben das Bett. Er hielt Maltote die Hand und machte beruhigende Geräusche wie bei einem kleinen Kind. Churchley kam zurück, in der einen Hand einen Zinnbecher, in der anderen einen kleinen Beutel.
    »Nicht mehr als eine Prise«, flüsterte Churchley. Er drückte Ranulf beides in die Hand und verließ das Zimmer.
    Ranulf verriegelte die Tür. Er öffnete den Beutel, leerte den halben Inhalt in den Wein und schwenkte ihn etwas. Dann ging er zurück zum Bett und zog Maltote an den Schultern hoch.
    »Sag nichts«, murmelte Ranulf, »trink einfach.«
    Er hielt Maltote den Becher an die Lippen. Maltote nippte, hustete und würgte. Ranulf hielt ihm den Becher wieder hin, und diesmal trank er mit großen Schlucken. Ranulf legte ihn auf das Bett zurück. Maltote lächelte schwach. »Ich weiß nicht, was du getan hast«, flüsterte er. »Ich hätte dasselbe getan. Ranulf?« Er hielt inne und preßte die Lippen zusammen. »Ranulf, gestern, als ich zum Castle gegangen bin...« Er schnappte nach Luft. »Ich kam an einer Gruppe Studenten vorbei... Sie stritten... einer von ihnen fragte, ob es wirklich ein göttliches Wesen geben kann.«
    »Leute, die nichts wissen, fragen das immer«, erwiderte Ranulf.
    Er beugte sich vor und strich Maltote über die Wange. Die Augen des jungen Mannes hatten bereits etwas Glasiges. Maltote nahm Ranulfs Hand und hielt sie fest. Dann zitterte er einmal, schloß die Augen, wandte den Kopf zur Seite, und sein Unterkiefer fiel herab. Ranulf fühlte nach dem Puls in der Halsschlagader, aber der war nicht mehr zu spüren. Er nahm Maltotes Kopf zwischen beide Hände, küßte ihn auf die Stirn und zog dann die Decke über ihn. »Gott segne dich, Ralph Maltote«, betete er. »Mögen die Engel dich im Paradies willkommen heißen. Ich hoffe, daß es ein göttliches Wesen gibt«, meinte er noch bitter, »weil das hier unten alles doch nichts wert ist!«
    Eine Weile kniete er noch neben dem Bett und versuchte zu beten. Es gelang ihm jedoch nicht, sich zu konzentrieren. Er erinnerte sich daran, wie Maltote die Pferde gestriegelt hatte, und daran, daß er keine Waffe in die Hand nehmen konnte, ohne sich selbst zu verletzen. Er weinte und bemerkte dann, daß es das erstemal war, seit städtische Arbeiter die Leiche seiner Mutter in ein Massengrab in der Nähe von Charterhouse geworfen hatten. Ranulf trocknete seine Augen. Er leerte den Rest des

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