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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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dramatisches Ende, sondern steigt ins Bett.« Corbett schaute auf den Kerzenhalter und stellte fest, daß die Kerze ganz heruntergebrannt war. »Wenn Ihr bitte alle gehen würdet. Master Sheriff, Ihr auch.«
    Bullock wollte bereits protestieren.
    »Bitte«, sagte Corbett noch einmal. »Ich verspreche Euch, ich werde nicht lang brauchen.«
    Bullock verließ nach Tripham das Zimmer. Ranulf schloß die Tür hinter ihnen.
    »Ihr glaubt also nicht, daß es ein Selbstmord war, Herr?«
    »Nein, allerdings nicht«, antwortete Corbett. »Das ist nicht logisch. Die meisten Meuchelmörder schätzen ihr eigenes Leben sehr hoch. Der Bellman hat das Spiel genossen. Er hat heimlich und im Schutze der Dunkelheit gemordet. Warum sollte er sich dann so ruhig in die Nacht davonmachen? Oh«, Corbett nickte, »es gibt eine Menge Beweise gegen ihn, seine Herkunft, die Dokumente hier im Zimmer. Aber dann ist es doch auch wieder so, Ranulf, daß du stolz darauf sein würdest, wenn du der uneheliche Sohn von de Montfort wärst, oder etwa nicht?«
    »Ja, ja, das würde ich.«
    »Sag mir eines, Ranulf, wenn du Selbstmord verüben wolltest, wenn du deinen Abschiedsbrief schreiben würdest, dann würdest du doch sicher nicht gestört werden wollen? Du würdest die Tür verschließen und verriegeln. Aber Appleston tat keines von beidem. Er ging ins Bett und löschte nicht einmal die Kerze. Außerdem, warum hat er sein Nachthemd angezogen, wenn er sowieso sterben wollte?« Corbett trat zur Tür. An einem Haken hing Applestons Umhang mit dem Wappen des College, auf dem anderen ein Hemd, ein Wams sowie Strümpfe. Corbett betrachtete alles sorgfältig.
    »Sie sind alle sauber«, murmelte er.
    Er schaute sich im Zimmer um und entdeckte in der Ecke unter dem Lavarium einen Weidenkorb. Er zog ihn hervor und leerte seinen Inhalt, ein schmutziges Hemd und schmutzige Strümpfe, auf den Fußboden.
    »Das hier hatte Appleston gestern an«, Corbett legte alles wieder zurück in den Korb. »Appleston hatte auch schon die frischen Kleider für den nächsten Tag bereitgelegt.«
    »Vielleicht ist er ein Mann mit festen Gewohnheiten«, meinte Ranulf. »Ich habe von einem ähnlichen Fall in Cripplegate gehört, da hat eine Mutter noch Brot gebacken, obwohl sie vorhatte, sich vor dem Morgengrauen das Leben zu nehmen.«
    »Vielleicht.« Corbett ging durch das Zimmer. Er setzte sich an den Schreibtisch und betrachtete die Pergamentbögen. »Aber laß uns einmal annehmen«, er wedelte mit einem Stück Velinpapier, »disputandi causa, daß Appleston der Bellman war. Bullock kam hier herein und fand sofort alle Beweise. Warum sollte er es so offensichtlich machen?«
    »Appleston war bereits alles egal«, erwiderte Ranulf. »Ihr dürft nicht vergessen, Herr, daß er sich ausrechnen konnte, daß wir ihm auf den Fersen waren. Wir hatten sein Geheimnis herausgefunden
    »Aber ich bin ihm alles andere als auf den Fersen«, bemerkte Corbett trocken. »Ich taste mich wie ganz zu Anfang immer noch durch die Dunkelheit.«
    »Ja, ja. Doch laßt uns einmal annehmen, Herr, daß wir Oxford verlassen, mit unseren Pferden nach Woodstock reiten und dem König erzählen würden, was wir wissen. Was würde dann passieren?«
    »Dann würden alle Lehrer festgenommen werden.« Corbett nickte. »Ich weiß, worauf du hinauswillst, Ranulf. Der König hätte sich natürlich sofort für Appleston interessiert. Er hätte ihn wahrscheinlich in den Tower werfen und so lange foltern lassen, bis die Wahrheit ans Licht gekommen wäre. Edward wäre wahrscheinlich außer sich gewesen zu erfahren, daß ein unehelicher Sohn des großen de Montfort einen Aufruhr gegen ihn plant.«
    Corbett sah, wie Ranulf mit seinen Stiefeln die Bettvorhänge streifte, ging auf das Bett zu und hob Laken und Decken an. Unter der Matratze befand sich in das hölzerne Bettgestell eingebaut eine kleine Schublade. Corbett bat Ranulf einen Schritt beiseite zu treten, und beide knieten sich hin und versuchten sie zu öffnen. Sie war verschlossen, aber Ranulf zog eine Nadel aus seinem Beutel und schob sie vorsichtig in das Schloß. Beim ersten Versuch hatte er kein Glück. Er nahm sie wieder heraus und versuchte es noch einmal, vorsichtiger. Corbett hörte ein Klicken, und Ranulf öffnete die Schublade. Sie holten sie heraus und legten sie aufs Bett. Ranulf bemerkte Applestons leichenstarres Gesicht, kam sich mit einemmal ertappt vor und zog eine Decke darüber. In der kleinen Schublade waren nur einige wenige Dinge — eine Locke

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