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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Gift in Langtons Becher zu schütten.
    Corbett erhob sich. Und die Steine aus der Schleuder, die auf sie abgefeuert worden waren? Hatte Appleston seine Jugend nicht auf dem Land verbracht? Vielleicht hatte er dort ja gelernt, mit einer Steinschleuder umzugehen? Appleston wußte, daß Corbett von seiner Abstammung erfahren hatte. Hatte er sich etwa aus Angst davor, entdeckt zu werden, das Leben genommen? Corbett hörte draußen Schritte, und Ranulf kam zurück.
    »Und?« fragte Corbett.
    »Das Buch ist auf Applestons Namen ausgeliehen«, erklärte Ranulf. »Aber hört, Herr, der Eintrag ist erst von gestern morgen. Er kommt zwei Einträge nach meinem.« Corbett seufzte enttäuscht. »Und sonst ist da nichts?«
    »Nein. Der Titel des Buchs lautet: Litterae atque Tractatus Londoniensis. Briefe und Traktate aus London. Ich habe noch schnell das Register durchgesehen. Sonst hatte es niemand entliehen.« Ranulf deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Außerdem wird Tripham unruhig. Er will wissen, was er mit der Leiche machen soll.«
    »Sag ihm, er soll einen Diener hochschicken«, befahl Corbett. »Den, der sich um Appleston gekümmert hat.« Ranulf ging. Wenig später kam er mit dem Diener zurück, ein schlaksiges, ungesund aussehendes Individuum mit einigen wenigen roten Strähnen auf der Glatze. Er war aschfahl. Seine Wangen und seine krumme Nase waren pockennarbig und außerdem von Pickeln übersät. Seine Unterlippe bebte, und Corbett forderte ihn auf, sich zu setzen, und sagte, daß er nichts zu befürchten habe. Der Mann schluckte und ließ seine hervortretenden Augen ständig auf Ranulf ruhen, als fürchtete er, ihm würde hier auf der Stelle der Prozeß gemacht werden, damit er sofort hingerichtet werden könne.
    »Ich habe nichts getan, um ihm angst zu machen, Herr«, sagte Ranulf und lehnte sich gegen die Tür. »Offenbar heißt er Granvel. Er war Applestons Diener.«
    »Ist das richtig?« fragte Corbett mit sanfter Stimme.
    Der Mann nickte.
    »Und wie lang wart Ihr sein Diener?«
    »Ich bin jetzt seit zwei Jahren in Sparrow Hall.« Granvel hatte einen ländlichen Akzent. »Master Appleston war ein guter Mann. Er war immer freundlich. Er hat mich nie geschlagen, auch dann nicht, wenn ich einen Fehler gemacht habe.«
    »Hat er sich mit Euch unterhalten?« fragte Corbett. »Ich meine, über das, was er machte?«
    »Nein, nie, immer nur bitte und danke. Geschenke zu Ostern, Mittsommer und Weihnachten. Gelegentlich einen Shilling extra, wenn in Oxford Jahrmarkt war. Und dann hat er mich einmal mitgenommen, um einen Mummenschanz in der St. Mary’s Church anzuschauen. Sonst weiß ich nichts, Herr. Ich habe immer sein Zimmer saubergemacht, und er hat mir eingeschärft, seine Papiere und Bücher nicht anzufassen.«
    »Und gestern abend?«
    »Alles war normal, Herr, außer daß Master Appleston sehr wütend nach Hause kam. Es war dunkel »Entschuldigt«, unterbrach ihn Corbett, »hat Master Appleston je spät in der Nacht das College verlassen? Ich meine, um in die Stadt zu gehen?«
    »Nicht daß ich wüßte.« Der Mann legte den Kopf zurück. »So war er nicht, Sir. Nicht so wie Master Churchley, der heiß ist wie ein Spatz und außerdem noch geil. Master Appleston war ein Gentleman und ein Gelehrter. Er liebte seine Bücher. Ich meine, er war ein richtiger Gentleman, Sir. Er leerte sogar selbst seinen Nachttopf aus dem Fenster, ließ ihn nicht einfach voll stehen, damit ihn irgendein armer Diener wegräumt, wie die anderen.«
    Corbett versuchte, nicht auf Ranulf zu schauen, der, den Kopf gesenkt, leise lachte.
    »Aber gestern abend war etwas nicht wie sonst?«
    »O ja. Master Appleston kam nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Ich vermute, er war irgendwo essen gewesen.« Granvel sprach jetzt leiser. »Alle diese seltsamen Vorfälle, Herr, im College.« Er berührte die Seite seiner Nase. »Und ehe ihr noch fragt, ich weiß nichts darüber, und die anderen Diener auch nicht.« Er zwinkerte verschlagen. »Oh, wir haben alles über den Bellman gehört, Sir. Aber wie hätte jemand nachts das College verlassen sollen? Sämtliche Türen sind verschlossen und verriegelt.« Corbett verzog das Gesicht, aber Granvel beeilte sich, hinzuzufügen: »Oh, ich denke schon, Herr, wenn jemand wirklich das Haus verlassen wollte, dann ginge das. Ich will nur sagen, daß das schwierig ist, ohne gesehen zu werden.«
    »Ihr meint den Bellman?«
    »Natürlich! Wir haben alle von den Proklamationen gehört, aber wir können nicht

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