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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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in einem Lederbeutel, ein Ring mit dem Wappen eines sich aufbäumenden weißen Löwen, eine Pilgermedaille aus Santiago de Compostela in Spanien, ein Dolch mit Elfenbeingriff in einer Scheide, auf der dasselbe Wappen war wie auf dem Ring, und ein Buch.
    »Das Wappen von de Montfort«, bemerkte Corbett. »Wahrscheinlich alles Andenken an den großen Earl.«
    Er nahm das Buch heraus und öffnete es. Es war in Kalbsleder gebunden, und kleine Edelsteine waren in den braunen Ledereinband eingelassen. Die Seiten waren fleckig und hatten Unterstreichungen, die Handschriften waren unterschiedlich. Corbett nahm das Buch mit ans Licht.
    »Eine Reihe von Traktaten«, meinte er, »gesammelt und in einem Band gebunden.« Er schlug die erste Seite auf. »Und es gehört nicht Appleston. Es ist Eigentum des College.«
    »War das das Buch, das Ascham gelesen hat?« fragte Ranulf.
    »Vielleicht?« erwiderte Corbett und blätterte. »Das hier sind Traktate«, erklärte er, »die in London zu einer Zeit geschrieben und verbreitet wurden, als de Montfort einen Bürgerkrieg gegen den König führte. Sie sind von verschiedenen Leuten verfaßt, die meisten von ihnen anonym.«
    »Irgendwas vom Bellman?« wollte Ranulf wissen.
    »Nein, aber einer der Schreiber nennt sich selbst Gabriel nach dem Erzengel«, antwortete Corbett. »Ah!« Er lächelte. »Das ist wirklich herbe Kritik an der Regierung des Königs«, fuhr er fort. »Nichts Originelles jedoch, die übliche Liste an königlichen Verfehlungen plus Solidaritätsbekundungen mit de Montfort.«
    »Und?« fragte Ranulf.
    »Was interessant ist, mein lieber Ranulf, ist, daß sie die Quelle für die Proklamationen des Bellman abgeben. Er hat sie einfach nur abgeschrieben, sie für den eigenen Gebrauch transkribiert.«
    »Und das hat Appleston getan?«
    »Ich weiß nicht. Aber etwas, was wir feststellen können, ist, wie lange Appleston dieses Buch in Händen hatte. Wir müssen in der Bibliothek in der Liste über entliehene Bücher nachsehen.« Corbett blätterte weiter. Auf die Rückseite von verschiedenen Traktaten war der Vermerk gekritzelt: » Ad dominum per manus P.P.«
    »Was soll das bedeuten, Herr?«
    »Nichts«, erwiderte Corbett. »Ich vermute, das diese Traktate von den Anhängern des Königs in London gesammelt und an Braose geschickt wurden. Er hat sie später in einem Band binden lassen.«
    »Ein weiteres Indiz gegen Appleston?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Corbett. »Ranulf, geh doch in die Bibliothek und schau dir das Verzeichnis über die entliehenen Bücher an. Sag ihnen auch, sie sollen uns noch nicht stören.«
    Ranulf eilte davon. War Appleston der Meuchelmörder? Corbett schloß die Augen und legte sein Gesicht in die Hände. Denk nach, ermahnte er sich. Appleston ist der uneheliche Sohn von de Montfort. Er haßt die Braoses und den König. Er beschließt, die Erinnerung an seinen toten Vater aufleben zu lassen. Er holt das Buch aus der Bibliothek des College, nimmt das Pseudonym Bellman an und fängt an, Traktate zu verfassen. Nachts verläßt er das College und schlägt diese überall in Oxford an. Er genießt es, den König zu reizen und Sparrow Hall in Verruf zu bringen.
    Corbett nahm die Hände vom Gesicht und schaute auf den Toten unter dem Laken, bei dem die Leichenstarre langsam einsetzte. Ascham war vermutlich mißtrauisch geworden, vielleicht hatte er das Buch vermißt. Er läßt sein Mißtrauen erkennen, und so geht Appleston eines Abends in den Garten und versteckt sich zwischen den Büschen und der Mauer zur Bibliothek. Er klopft an die Fensterläden. Ascham öffnet sie, und Appleston schießt einen Armbrustbolzen direkt in die Brust des Mannes. Aber was ist dann mit dem hingekritzelten Wort »PASSER...«? Corbett erinnerte sich an das Fenster der Bibliothek und verspürte ein Kribbeln im Magen.
    »Natürlich«, flüsterte er. »Appleston war athletisch und kräftig. Er konnte durch das Fenster klettern, Aschams Finger nehmen, ihn in eine Blutlache tauchen und selbst diese Buchstaben schreiben und damit dem armen Schatzmeister die Schuld in die Schuhe schieben. Schließlich war es auch Appleston, der dem armen Passerel gesagt hat, er solle in die Kirche fliehen. Ist Appleston dann etwa spät in der Nacht mit einem vergifteten Krug Wein dorthin gegangen? Und was ist mit Langton?« Corbett verstand nicht, wie dieser ermordete Lehrer einen Brief vom Bellman an ihn in der Tasche haben konnte. Es wäre jedoch niemandem in der Bibliothek schwergefallen, das

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