Teufelsjagd
Hochverrat und Mord handelt. Böse und wütend über die mangelnde Unterstützung des Königs, Lady Mathilda, habt Ihr dagesessen und nachgedacht. Besser als alle anderen habt Ihr die Alpträume gekannt, die unseren König heimsuchen. Ihr habt die richtige Melodie gewählt und sie meisterhaft gespielt. Ihr habt das Buch studiert, das ich in Applestons Kammer gefunden habe. Die Forderungen und Drohungen von de Montfort und seinen Anhängern. Ihr wurdet der Bellman.«
»Und wenn das so war, warum sollte ich dann Sparrow Hall in die Sache hineinziehen?«
»Oh, das war der Kern Eures Plans. Ihr wolltet dem König die Lektion erteilen, Sparrow Hall nie zu vergessen. Die Krise begann, und gleichzeitig habt Ihr dem König Eure Dienste als Informantin angeboten.«
»Und was hoffte ich damit zu erreichen?«
»Die Aufmerksamkeit des Königs. Vielleicht auch die Verabschiedung von bestimmten Lehrern, die planten, den Namen und den Status von Sparrow Hall zu ändern. Ihr wolltet Mißtrauen und Argwohn sähen, um Euren eigenen Einfluß zu erhöhen.«
»Und dann habe ich mich einfach aus der Sparrow Hall hinausgeschlichen, um die Proklamationen an die Kirchenportale zu heften?«
»Natürlich nicht. Dafür hattet Ihr Euren Diener — den immer schweigenden Master Moth. Ich habe gesehen, wo Eure Kammer liegt. Es ist für ihn kein Problem, von dort aus einem Fenster zu klettern, über den Hof zu gehen und über die Mauer zu springen.«
»Aber Master Moth kann weder lesen noch schreiben.«
»Oh, ich denke, er war trotzdem perfekt für Eure Pläne«, entgegnete Corbett. »Er ist jung, geschickt und stark. Er konnte sich wie ein Schatten die Straßen und Gassen von Oxford entlangstehlen und, wenn er das wollte, in der richtigen Verkleidung auch den Bettler spielen...«
»Was immer er ist, Sir Hugh, er kann trotzdem nicht lesen oder schreiben!«
»Natürlich kann er das nicht. Deswegen habt Ihr auch über jede Bekanntmachung eine Glocke gezeichnet. Das verstand er und wußte dann auch, wo er den Nagel Anschlägen mußte.« Corbett hielt inne. »Jede dieser Bekanntmachungen hat dasselbe Symbol. Bei jeder dieser Bekanntmachungen steckte der Nagel in diesem Symbol. Ich habe mich lange gefragt, warum. Nun kenne ich den Grund.«
Corbett war zufrieden, daß ihm jetzt endlich die ganze Aufmerksamkeit von Lady Mathilda gehörte. Sie hatte ihre Nadel ruhen lassen.
»Mord ist wie jedes beliebige Spiel«, fuhr Corbett fort. »Wie beim Schach beginnt man und plant seine Züge. Ich bezweifle, daß Ihr die Morde von Anfang an geplant hattet. Ihr wolltet die Aufmerksamkeit des Königs erregen und Eure eigenen Vorstellungen hier in Sparrow Hall durchsetzen... so lange, bis Ascham mißtrauisch wurde. Gott mag wissen, warum oder wie. Er war der Freund Eures Bruders. Er erinnerte sich ebenfalls an die Traktate und Schriften von de Montfort und von seinen Anhängern. Er wußte ebenfalls, daß Ihr so geschickt Dokumente aufsetzen könnt wie jeder Kanzleischreiber.« Corbett deutete auf ihre von Tinte fleckigen Finger. »Deswegen habt Ihr mir auch einmal Eure Finger entzogen, als ich Euch einen Handkuß geben wollte. Ihr seid eine vielbeschäftigte Schreiberin, oder, Lady Mathilda? Ascham fielen solche Dinge auf. Er wußte, daß sich der Bellman in Sparrow Hall aufhielt und auch mühelos Zugang zu den Schriften von de Montfort hatte. Vielleicht hat er seinen Verdacht sogar in Worte gekleidet? Und deswegen habt Ihr beschlossen, ihn zu ermorden. An dem Nachmittag seines Todes wart Ihr bei Tripham, das habt Ihr zumindest behauptet, aber ich vermute, Ihr habt Ascham ermordet, ehe Ihr Euch mit dem Konrektor getroffen habt. Ihr und Master Moth mußtet schnell handeln, ehe sich Aschams Verdacht in Gewißheit verwandelte. Ihr seid in den menschenleeren Garten gegangen und habt dort von den Büschen gedeckt zusammen mit Moth den fürchterlichen Mord begangen. Moth hat an die Läden geklopft, und als Ascham hindurchspähte, hat er ihn nicht für eine Gefahr gehalten und die Läden geöffnet. Aber Ihr wart ebenfalls dort, entweder unter dem Fenstersims oder seitlich. Wie auch immer, Ihr habt ihn mit einem Armbrustbolzen getötet und das Stück Pergament in die Bibliothek geworfen. Ascham, der schon nicht mehr ganz bei Sinnen war, hat dann versucht, den Namen seines Mörders mit seinem eigenen Blut auf dasselbe Stück Pergament zu schreiben. Er dachte in diesem Moment an Henry Braose und Mathilda, seine Schwester, des >parvus passer <. Er kam nie zu einem
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