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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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angesiedelt und kümmerten sich um die Kraftströme und Energien, die vom heiligen Berg der Kelten ausgehen sollten.
    Vielleicht hatte Walter recht. Das war verrückter als er gedacht hatte. Kopfschüttelnd betrachtete Kaltenbach das Foto, auf dem der selbst ernannte ›Diener des Bel‹ mit seiner Anhängerschaft zu sehen war. Der Schamane war ein Mann in undefinierbarem Alter mit wildem Bart und einer seltsamen Kopfbedeckung, die an einen indischen Turban erinnerte. Die Hände hielt er vor sich gespreizt, als streichele er über einen unsichtbaren Kinderkopf. Seine Gefolgschaft, drei Männer und eine Frau, machte auf Kaltenbach einen nicht weniger abenteuerlichen Eindruck. Alle trugen weite Umhänge und einen Gesichtsausdruck, der jedem Außenstehenden eine deutliche Warnung signalisierte.
    Kaltenbach sah auf die Uhr. Er hatte große Lust, sich weiter in die Mappe zu vertiefen, doch musste er unbedingt noch die Bestellung von heute Morgen richten. Er holte aus dem Lager einen geflochtenen Geschenkkorb, den er mit grüner Holzwolle aufpolsterte … Mitten in der Bewegung hielt er plötzlich inne.
    Das Bild.
    Es war etwas auf einem der Bilder, die er gerade angeschaut hatte. Kaltenbach sprang zurück zum Tisch, auf dem die Mappe mit der Belchengemeinschaft noch aufgeschlagen lag. Er hielt den Ausschnitt ganz nah vor seine Augen, dann streckte er ihn auf Armeslänge von sich. Der selbe Blick, die kühn geschwungene Nase, der ernste Ausdruck. Zitternd zog Kaltenbach das Foto aus der Jackentasche, das er seit Tagen mit sich herumtrug, und legte es daneben.
    Es gab keinen Zweifel. Auf dem Bild war der Mann, der die Triskele in das Grab geworfen hatte.

Donnerstag, 8. März
     
    »Hier muss es irgendwo sein.« Luise fuhr nun Schritttempo durch die Dreißigerzone in der Waldkircher Unterstadt. Kaltenbach verglich Geigers Skizze mit den Hausnummern, an denen sie vorbeikamen.
    »Da vorne links, das ist es!«
    Luise musste zwei Querstraßen weiter fahren, ehe sie am Rand eines kleinen Parks den Wagen abstellen konnten. Professor Oberberger wohnte nur wenige Gehminuten vom Waldkircher Stadtzentrum entfernt. Die Häuser mit ihren großzügigen Gartengrundstücken erinnerten Kaltenbach an Maleck. Auf den Straßen war kein Mensch zu sehen. Eine Amsel suchte ihr Abendessen und trippelte schimpfend unter einen Holzzaun, als Kaltenbach und Luise vorbeiliefen. Von Weitem hörten sie das Plätschern der Elz.
    »Es ist schade, dass er so wenig Zeit hat«, meinte Kaltenbach, als sie vor der Gartentür standen.
    »Dann lass sie uns gut nutzen. Hast du die Triskele dabei?«
    »Klar. Und das Foto.«
    Er klopfte auf seine Brusttasche, wo das Bild des Hageren steckte. Endlich wussten sie, wer es war. Endlich ging es vorwärts. Der große Garten war deutlich weniger aufgeräumt als bei den Grundstücken der Nachbarn. Die Hecken waren nicht geschnitten, einige abgeblühte gelbbraune Blumenstängel säumten den kurzen Weg bis zum Haus. Der Rasen war wohl im letzten Sommer zum letzten Mal gemäht worden. Ein einfaches Schild an der Haustür zeigte, dass hier Professor Doktor Wilfried Oberberger wohnte.
    Nach dem dritten Läuten öffnete ihnen der Professor und bat sie herein. Wie der Garten wirkte der Eingang ziemlich ungepflegt. Die herumliegenden Schuhe, ein paar wahllos über Garderobenhaken geworfene Jacken und Mäntel und ein mit Kartons halb zugestellter Hausflur vermittelten mehr das Bild einer Studenten-WG als der Wohnung eines Universitätsdozenten.
    Oberberger selbst bot keineswegs den Eindruck eines trockenen Akademikers. Er war jünger als Kaltenbach, hatte volles, rotblondes Haar und trug einen fein geschnittenen Kinnbart. Unter einem weißen Rollkragenpullover zeichnete sich ein gut trainierter Oberkörper ab. Kaltenbach hätte darauf gewettet, dass er unter dem Pulli ein Goldkettchen trug. Mit formvollendeter Höflichkeit half er Luise aus dem Mantel und legte ihn sorgfältig auf einen Stuhl. Dann bat er sie endgültig herein.
    Kaltenbach hatte das Gefühl, in eine andere Welt zu kommen. Er war weder Kunstexperte, noch hatte er sich bisher sonderlich für Altertümer uninteressiert. Was er jedoch hier sah, verschlug ihm den Atem.
    Sämtliche Wände des riesigen Zimmers waren mit dunklen, schweren Holzregalen zugestellt, die mit Büchern in allen Größen und Farben vollgestopft waren. Wo die Regale Lücken ließen, hingen fein gewebte Wandteppiche, Bilder und historische Landkarten. Ringsum reihten sich Podeste, Tische und

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