Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall
irgendeinem Abenteuerfilm hängen geblieben. Die Werbepausen hatte Kaltenbach genutzt, am Kühlschrank sein Glas nachzufüllen. Die späteren hatte er verpasst und war morgens um drei bei der Wiederholung einer Gerichtsshow aufgewacht, weil ihm der Nacken wehtat.
Schon in dem kleinen Waldstück vor Windenreute war er eingenickt, bis er bei der Endhaltestelle am Finanzamt vom Fahrer freundlich, aber mit Nachdruck geweckt wurde.
Beim Bahnhofsbäcker trank er einen weiteren Kaffee und ließ sich zwei Brezeln einpacken. Als erstes schaute er bei der Zeitung vorbei. Der junge Mann in der Geschäftsstelle der Badischen Zeitung war sehr hilfsbereit. Leider müsse er auf seine Chefin warten und könne im Moment nichts machen. Doch er versprach, das Gewünschte bis über Mittag zu besorgen.
Eine halbe Stunde später saß Kaltenbach in seinem Laden. Er kaute an seiner Brezel herum und las gerade den täglichen Befindlichkeitsbericht über die Spieler des Freiburger Bundesligisten, als die Türglocke bimmelte und Walter vor ihm stand.
Kaltenbach ließ die Zeitung sinken. »Sali, Walter. Hast du nichts zu tun an einem Vormittag unter der Woche?«
»Das sagt der Richtige.« Walter setzte sich. »Nennst du das arbeiten?« Er deutete auf den Tisch. »Du darfst mich auf eine Tasse einladen. Ich habe eine Überraschung.«
Tatsächlich war Kaltenbach nicht sonderlich erstaunt, dass Walter vorbeikam. Er hatte als freischaffender Filmemacher alles andere als geregelte Arbeitszeiten. Wenn er mit einem Projekt beschäftigt war, sah man ihn oft wochenlang nicht. Selbst Regina wusste dann nicht immer, ob er sich nun gerade an einem Drehort irgendwo in Deutschland oder im Freiburger Studio aufhielt. Ebenso gut konnte es sein, dass er einen Tag ganz frei hatte.
Kaltenbach schüttete den Rest seines Kaffees weg und brühte zwei frische Tassen auf. »Jetzt bin ich aber mal gespannt.« Dabei ahnte er bereits, was kommen würde. Walter hatte das Gesicht aufgesetzt, dem man ansah, dass er etwas im Schilde führte. Wahrscheinlich würde er ihn als Erstes fragen, ob er am Wochenende schon etwas vorhabe.
»Hast du am Wochenende schon etwas vor?«
Kaltenbach verkniff sich ein Grinsen. »Kommt drauf an«, antwortete er und dachte an Luise.
Walter strahlte vor Vorfreude. »Wir wollen uns treffen. Mein Drehtermin in Düsseldorf ist verschoben, und Michael hat auch Zeit.«
Kaltenbach blickte ihn verständnislos an. Sein Denkapparat war nach den zurückliegenden Stunden noch nicht ganz auf Touren.
»Musik machen! Was ist, du kannst doch hoffentlich? Ich dachte an Samstagabend, da können alle am nächsten Tag ausschlafen.«
Das war typisch Walter. Während die anderen in freundlicher Unverbindlichkeit blieben, machte er Nägel mit Köpfen. Aber der Vorschlag gefiel ihm. Es würde ihm helfen, den Kopf wieder frei zu bekommen. Kaltenbachs Laune hob sich spürbar. Er hatte seit Jahren nicht mehr mit anderen Musik gemacht, wenn man von seltenen Gelegenheiten wie am letzten Freitag absah.
»Gute Idee. Wo soll das Ganze stattfinden?«
»Ihr kommt zuerst zu mir, dann sehen wir weiter. Ann-Kathrin kommt nicht. Sie hat eine größere Sache an der Uni und wenig Zeit. Aber vielleicht macht Andrea mit.«
»Hört sich gut an. Ich bin dabei!«
Die Ladenglocke bimmelte erneut. Eine Frau mit einer überdimensionalen Einkaufstasche betrat den Laden. An ihrer unsicheren Haltung erkannte Kaltenbach, dass sie noch nicht oft in einem Weinfachhandel eingekauft hatte. Er ließ ein paar Augenblicke verstreichen, ehe er aufstand.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Die Frau war sichtlich erleichtert und erkundigte sich nach einem geeigneten Präsent zum Geburtstag ihres Schwiegervaters. »Ein hervorragender Weinkenner«, betonte sie ehrfürchtig, offensichtlich war sie das genaue Gegenteil. Kaltenbach beschränkte daher seine Beratung auf einen deutlichen Hinweis auf die für diesen Zweck zusammengestellten Präsentgebinde. Zweimal musste er versichern, dass dies auch wirklich gute Qualität sei. Erst dann durfte er die Lieferadresse notieren.
»Billig ist das aber nicht!«, meinte die Frau, als er sie zur Tür begleitete.
»Wir führen nur beste Ware, meine Dame«, entgegnete er ungerührt.
Als die beiden Männer wieder unter sich waren, war Walter bereits bei einem anderen Thema.
»Und du? Bist du inzwischen zum Keltenforscher geworden? Erzähl mal. Hast du etwas über die Triskele herausgefunden?«
Mit kurzen Worten berichtete Kaltenbach von den Ereignissen
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