Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
Vom Netzwerk:
haben nichts Eindeutiges gesehen. Man konnte die eigene Hand nicht vor Augen ausmachen. Ich segle schon fünfzig Jahre, Oberst, aber ich habe nie einen derartigen Nebel gesehen. Sargeras persönlich hätte übers Deck wandeln können, und ich hätte es nicht bemerkt. Das Letzte, was uns interessiert hat, war ein Haufen Grünhäute.”
    Mehrere Sekunden lang starrte Lorena dem Kapitän tief in die Augen. Dann seufzte sie. „Sehr gut, Kapitän, danke. Das ist alles.”
    „Verdammte Zeitverschwendung”, murmelte Avinal und verließ den Wachraum.
    Nachdem der Kapitän gegangen war, sagte Strov: „Der größte Teil der Mannschaft lässt genau das Gleiche verlauten, Ma’am.”
    „Natürlich tun sie das”, knurrte Davin. „Und zwar weil es die Wahrheit ist, so wie es für jeden, der auch nur kurz darüber nachdenkt, auf der Hand liegt.”
    Lorena wirbelte herum. „Sagt mir, Major, warum habt Ihr nicht erwähnt, dass Kapitän Avinal einem anderen Boot nahe kam oder dass es sein Nebelhorn blies?”
    „Ich dachte nicht, dass es wichtig wäre.”
    Lorena änderte ihren Brief im Geiste, sodass Davin nun doch eher zum Latrinendienst verdonnert wurde. „Es ist nicht Euer Job, Wichtigkeit zu werten. Es ist Euer Job, Eure Pflicht, den Befehlen Eurer Vorgesetzten zu folgen.”
    Davin atmete tief aus. „Oberst, Ihr wurdet hierher geschickt, um herauszufinden, ob Kapitän Avinal irgendetwas falsch gemacht hat. Das hat er nicht. Und was zählt es, ob eine Horde Grünhäute ihre Ladung verloren hat?”
    „Das haben sie gar nicht. Denn sie haben die Piraten selbst und sehr erfolgreich bekämpft.”
    Jetzt stand Davin ruckartig wieder auf. Er musterte Lorena, als zweifele er an ihrem Verstand. „Bei allem gebotenen Respekt, Ma’am, warum dann diese Befragung? Es ist ja nicht so, dass die Grünhäute unsere Hilfe nötig gehabt hätten. Weshalb werden wir also wie Verbrecher behandelt? Wie ich schon sagte, wir haben nichts Falsches getan und uns auch sonst nichts zuschulden kommen lassen!”
    Lorena schüttelte den Kopf. Sie konnte dieser Sicht der Dinge absolut nicht zustimmen.
     
     
    FÜNF
     
    Byrok hätte sich nie vorstellen können, dass er einmal die glücklichste Zeit seines Lebens beim Fischen verbringen würde.
    Auf den ersten Blick schien das nichts für einen Ork zu sein. Fischen hatte nichts mit Kämpfen zu tun, es gab keinen Ruhm zu ernten, keinen echten Kampf als Herausforderung, kein Ringen gegen einen gleichwertigen Feind. Es wurden keine Waffen benutzt, und Blut floss auch nicht.
    Aber es war weniger, was er tat, als vielmehr das, warum er es tat. Tun konnte. Byrok ging fischen, weil er frei war.
    In seiner Jugend war er auf die falschen Versprechungen von Gul’dan und dem Schattenrat hereingefallen, die eine neue Welt prophezeit hatten, wo der Himmel blau und die Bewohner leichte Beute für die hoch überlegenen Orks sein würden. Byrok war zusammen mit anderen seines Clans Gul’dans Befehlen gefolgt, niemals ahnend, dass Gul’dan und der Rat Sargeras’ Wünschen und denen seiner widerlichen Dämonen folgte. Und er hatte auch nicht erkannt, dass der Preis für diese neue Welt ihre Seelen sein sollten.
    Es dauerte ein volles Jahrzehnt, bis die Orks geschlagen waren. Entweder wurden sie von den Dämonen versklavt, die sie für ihre Wohltäter gehalten hatten, oder von Menschen unterworfen, die bewiesen, dass sie mehr Kampfgeist in sich trugen, als die Dämonen sich offenbar vorstellen konnten.
    Dämonische Magie hatte Byroks Erinnerungen an sein Leben in der alten Ork-Heimat gelöscht. Und der Wunsch nach Verdrängung hatte seine Erinnerungen an die Zeit in menschlicher Gefangenschaft getilgt. Er erinnerte sich höchstens noch daran, dass die Arbeit hart und erniedrigend gewesen war und dass sie auch noch das bisschen Geist erstickt hatte, das ihnen die Dämonen am Ende ließen.
    Dann aber war Thrall gekommen.
    Alles hatte sich von da ab geändert. Der Sohn des großen Durotan, dessen Tod auf viele Arten das Ende der alten Lebensweise der Orks bedeutet hatte, war ihrer aller Rettung aus dem Jammertal gewesen. Ihre Erlösung. Und Zukunft.
    Thrall war seinen Peinigern entkommen und wandte die Taktiken der Menschen in der Folge gegen sie an. Er erinnerte die Orks an ihre lange vergessene Vergangenheit, weckte längst Verschüttetes.
    An dem Tag, an dem Thrall und seine wachsende Armee Byrok befreit hatten, hatte er geschworen, dass er dem jungen Ork dienen würde, bis einer von ihnen beiden starb.
    Bislang

Weitere Kostenlose Bücher