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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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dunkelhaarige Frau ein. Sie hatte ein eckiges Gesicht, eine spitze Nase und breite Schultern. Sie trug die Standard-Uniform, bestehend aus einem Brustpanzer mit grünem Waffenrock, auf dem das ankerförmige Symbol von Kul Tiras prangte, der früheren Heimat der Familie Proudmoore.
    Die rechte Hand zum Gruß an der Stirn sagte sie: „Oberst Lorena meldet sich wie befohlen, Mylady”
    Jaina erhob sich und erwiderte: „Danke, Oberst. Steht bequem. Hat Duree Euch gesagt, was benötigt wird?” Jaina fühlte sich auf sonderbare Weise immer klein neben Lorena. Deshalb zog sie es vor, in ihrer Gegenwart wenigstens zu stehen, wodurch sie glaubte, sich wenigstens das geringe Maß an eigener Stattlichkeit bewahren zu können, das sie sich selbst zugestand.
    Lorena senkte ihre Hand und verschränkte beide Arme hinter dem Rücken. Aber sonst blieb sie aufrecht stehen wie ein Ladestock, mit perfekter Haltung. „Ja, Ma’am, das hat sie. Wir brechen innerhalb einer Stunde nach Northwatch auf. Ich habe einen Läufer vorgeschickt, der Major Davin von unserer Ankunft informiert.”
    „Gut, das ist alles.” Sie blickte vom Oberst zu ihrem Kämmerer. „Das gilt auch für Euch.”
    Lorena salutierte, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Kristoff hingegen zögerte.
    Weil er nichts sagte, fragte Jaina: „Was ist denn noch, Kristoff?”
    „Es wäre eine gute Idee, wenn der Trupp, der Lorena nach Northwatch begleitet, dort bliebe, um die Festung zu verstärken.”
    Ohne Zögern sagte Jaina: „Nein.”
    „Mylady…”
    „Die Orks wollen uns komplett aus Northwatch heraushaben, Kristoff. Und da klar ist, warum wir diesem Wunsch nicht nachgeben können, werde ich mich nicht zu einer Provokation hinreißen lassen, wie sie die Verstärkung der Festung eindeutig darstellte. Ganz besonders nicht jetzt, da die Orks glauben, dass wir ihnen unsere Hilfe gegen die Piraten versagt haben.”
    „Ich denke immer noch…”
    „Ihr seid entlassen, Kämmerer”, fiel ihm Jaina eisig ins Wort.
    Kristoff blickte sie kurz finster an, dann verbeugte er sich knapp, breitete seine Arme aus und rang sich ein „Mylady” ab, bevor er ging.
     
     
    VIER
     
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, wo das Problem liegt, Oberst…”
    Lorena blickte aus dem Fenster des kleinen Wachraums in der Feste Northwatch. Die Antwort kam von Major Davin, dem Festungskommandanten, der Lorena frustrierte, seit sie und ihr Sechs-Mann-Trupp vor einer Stunde eingetroffen waren.
    Von seinem Platz an dem kleinen Tisch in der Mitte des Wachbüros hatte Davin, ein stämmiger Mann mit einem dichten Vollbart, Lorena eröffnet, dass sich ein Patrouillenschiff im Nebel verfahren hatte. Möglicherweise war es dieses Schiff gewesen, das die Orks behaupteten gesehen zu haben.
    Lorena drehte sich um. Sie schaute auf ihn herab - was leicht war, weil er saß. Aber auch stehend wäre Lorena größer als der Major gewesen. „Das Problem, Major, ist, dass die Orks von uns Hilfe erwarten. Und dass sie die auch hätten kriegen müssen.”
    „Wieso?” Davin klang ehrlich überrascht.
    „Sie sind unsere Verbündeten.” Lorena konnte nicht glauben, dass sie das erklären musste. Davin war ein Held im Krieg, der einzige Überlebende eines brutalen Massakers an der Eskorte eines Zauberers. Die Informationen, die er mitgebracht hatte, waren unbezahlbar gewesen.
    Aber jetzt zuckte der Kriegsheld nur die Achseln. „Sie haben mit uns zusammen gekämpft, sicher, aber das geschah aus purem Selbstzweck, Oberst. Diese Wesen sind nicht mal zivilisiert. Der einzige Grund, weshalb wir uns mit denen zusammentaten, war Thrall. Und der ist es auch nur deshalb wert, weil er von Menschen aufgezogen wurde… Was mit denen passiert, soll nicht unsere Sache sein.”
    „Lady Proudmoore ist nicht dieser Ansicht”, sagte Lorena mit gepresster Stimme, „und genauso sehe ich das auch.” Sie drehte sich wieder um. Der Anblick der Großen See hier oben vom Fenster aus war spektakulär, und Lorena hätte diesen Anblick jederzeit Davins verdrießlichem Gesicht vorgezogen. „Ich habe meine Leute losgeschickt, um Kapitän Avinal und seine Mannschaft zu finden, damit ich ihre Version der Geschichte erfahre.”
    Jetzt stand Davin auf. „Bei allem gebührenden Respekt, Oberst, es gibt keine Version. Avinals Boot hat sich verfahren. Sie haben zurück auf Kurs gefunden. Sie kamen heim. Wenn ein Ork-Boot von Piraten angegriffen wurde, dann gut, aber es ist nicht unser Problem.”
    „Doch, genau das ist es.”

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