Teufelskreis
ein Dorftrottel mag ab und zu über wertvolle Ideen stolpern. Wenn mein Nachfolger gefunden ist, werdet ihr von mir informiert. Das ist alles.”
Ohne darauf zu warten, entlassen zu werden, teleportierte sie zurück auf die Balkonbrüstung, wo der Ruf sie ereilt hatte. Auch wenn der Hinweis des Rates tatsächlich vernünftig war, musste sie doch immer noch in erster Linie ihre Pflicht erfüllen.
Sie sprach noch einmal den Suchzauber, um zu überprüfen, ob wirklich ein Dämon Lordaeron unsicher machte. Aber es stellte sich heraus, dass kein solcher hinter den aktuellen Geschehnissen steckte, nur ein paar Halbwüchsige, die mit Magie herumspielten. Hätten sie weitergemacht, wäre der Dämon vielleicht gerufen worden, aber Aegwynn kam den Bemühungen der Unwissenden zuvor.
Danach reiste sie nach Stormwind ins Haus von Nielas Aran.
Aran war schon seit vielen Jahren einer ihrer Verehrer. Aegwynn schenkte ihm kaum Aufmerksamkeit, obwohl er über mehr Talent verfügte als die meisten anderen Magier, die zu den Tirisfalen gehörten. Glücklicherweise teilte er die Vorurteile des Rates nicht und beherrschte - als Hofmagier von König Landan Wrynn - sein Handwerk hervorragend. Wäre sie mehrere Jahrhunderte jünger gewesen, hätte sie vielleicht die stahlblauen Augen, seine breiten Schultern und sein angenehmes Lachen mehr geschätzt.
Aber sie war nicht mehrere Jahrhunderte jünger und hatte deshalb weder Lust noch Verlangen, auch nur sein Interesse an ihr anzuerkennen. Sie hatte zahlreiche Liebschaften in ihren jüngeren Tagen gehabt, angefangen bei Jonas, aber sie hatte schon lange die Geduld dafür verloren.
Nach achthundert Jahren war für sie Romantik nur eine Anhäufung von Täuschungen und Tricks, auf die sie mittlerweile keine Zeit mehr verwenden wollte.
Aber immer noch konnte sie ihren Charme einsetzen, den sie als Halbwüchsige zuerst an Jonas erprobt hatte, und so begann sie, mit Aran zu flirten. Urplötzlich war sie von seinen Hobbys fasziniert und teilte sein Interesse für zwergische Musik. All das diente nur einem einzigen Zweck - und lief darauf hinaus, dass er das Bett mit ihr teilte.
Am nächsten Morgen wusste sie, das sie schwanger geworden war. Sie war ein wenig niedergeschlagen, als sie erkannte, dass die Frucht in ihrem Leib zu einem männlichen Kind heranwachsen würde, denn insgeheim hatte sie auf eine Tochter gehofft - als weiteren Dorn im Auge des Rates. Aber nichtsdestotrotz würde dieser Junge den Zweck erfüllen, für den er gedacht war.
Sie trennte sich von dem mehr als enttäuschten Aran, der sich sehr viel mehr erwartet hatte, und verließ Stormwind. Neun Monate lang erledigte sie ihre Aufgabe als Wächterin so gut sie es vermochte und gebar schließlich Medivh.
Erst dann kehrte sie zu Aran zurück, übergab ihm das Kind und erklärte es zu ihrem Nachfolger.
„Ich kann von Eurem Gesicht ablesen, dass Ihr entsetzt seid.” sagte Aegwynn mit einem boshaften Grinsen.
„Allerdings.” Jaina hatte zusammen mit Medivh gekämpft. Er war es gewesen, der sie ermutigt hatte, sich mit Thrall gegen die Brennende Legion zu verbünden. Aber sie hatte nicht geahnt, dass die Herkunft des Propheten derart… geschmacklos war. Eigentlich wusste sie sehr wenig über ihn. Nur dass er von den Toten zurückgekehrt war und versuchte, für seine Sünden zu büßen, indem er alles in seiner Macht Stehende tat, um die Legion zu stoppen.
„Deshalb habe ich Euch diese Geschichte erzählt”, sagte Aegwynn. „Ich bin keine Heldin, ich bin kein Vorbild, ich bin keine Lichtgestalt, die Zauberer gleich welchen Geschlechts inspiriert. - Ich bin ein arrogantes Arschloch, das zugelassen hat, dass die eigene Macht und die List eines cleveren Dämons sie zerstörten… und mit ihr den Rest der Welt.”
Jaina schüttelte den Kopf. Sie erinnerte sich an viele Gespräche mit Kristoff, in denen klar geworden war, dass man die Lehren der Geschichte selten aus den niedergeschriebenen Worten zu ziehen vermochte. Weil solche Darstellungen immer von den Meinungen des Verfassers beeinflusst wurden. Und jetzt sah sie sich darin bestätigt, dass dies tatsächlich so war - dass dies auf die Geschichten, die sie in Antonidas Bibliothek über die Wächter von Tirisfal gelesen hatte, ebenso zutraf wie auf die historischen Schriften, von denen Kristoff gesprochen hatte.
Dann, plötzlich, spürte sie ein Prickeln in ihrem Nacken. Jaina stand auf.
Aegwynn tat es ihr gleich. Zweifellos spürte die alte Frau dasselbe. Was sich
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