Teufelskreis
Hölle. Die Wirbelsäulen malträtierende Position ließ sich nur vermeiden, wenn er mit dem Gesäß nach vorn rutschte und sich zu einer Seite neigte. Nur sah das dann aus, als würde er den Thron wie ein Sofa benutzen, was nicht ganz der Eindruck war, den er vermitteln wollte.
Es war eine schwierige Situation. Kristoff wünschte sich inbrünstig, dass die Lady nicht ins Ork-Land verschwunden wäre, um irgendeiner aberwitzigen Sache nachzugehen. Schließlich waren die Bedürfnisse von Theramore deutlich wichtiger als die Umsiedlung irgendwelcher randalierenden Reptilien auf Durotar.
Lady Proudmoore hatte erstaunliche Dinge vollbracht. Nur wenige Personen ihres Geschlechts wären in der Lage gewesen zu erreichen, was sie geschafft hatte. Dabei spielte es keine Rolle, ob als Magier oder Herrscher. Natürlich, es gab viele weibliche Monarchen, aber sie erlangten ihr Amt durch Erbfolge oder Heirat, nicht durch bloße Willensstärke, wie es im Fall der Lady geschehen war. Medivh hatte die Absicht formuliert, aber Jaina Proudmoore hatte die unvorstellbare Aufgabe bewältigt, Menschen und Orks zu einen. Nach seiner Meinung als Experte war sie die größte Anführerin, die die Welt je erblickt hatte, und Kristoff betrachtete es als Ehre, einer ihrer vertrautesten Ratgeber zu sein.
Deshalb trieb ihn ihre Blindheit in Bezug auf die Orks auch in den Wahnsinn. Kristoff konnte sie ja verstehen. Von allen Anführern, die er getroffen und studiert hatte, war Thrall Lady Proudmoore am ähnlichsten. Wie er die Orks geeint und vom Joch des Dämonenfluchs, das sie so erniedrigte, befreit hatte, war noch beeindruckender gewesen.
Aber Thrall war einzigartig unter den Orks. In ihrer Seele waren die Orks unzivilisierte Bestien, kaum in der Lage, sich zu artikulieren. Ihre Sitten und Gebräuche waren barbarisch, ihr Verhalten inakzeptabel. Ja, Thrall hatte sie auf Linie gehalten und dabei das genutzt, was er in seiner Zeit gelernt hatte, als er unter Menschen aufgewachsen war. Dadurch hatte er ihnen etwas Zivilisation beigebracht.
Doch Thrall würde nicht ewig leben. Wenn er starb, würde mit ihm auch der Flirt der Orks mit den Menschen enden. Sie würden wieder zu den bösartigen Tieren degenerieren, die sie waren, als Sargeras sie erstmals hierher brachte.
Doch Lady Proudmoore würde diese Worte nicht hören wollen. Kristoff hatte es versucht, aber auch die größten Anführer konnten blind für gewisse Dinge sein, und dies war eben ihre Schwäche. Sie glaubte so fest daran, dass die Orks in Frieden mit den Menschen leben konnten, dass sie ihren eigenen Vater verraten hatte.
An diesem Punkt hatte Kristoff erkannt, dass er zu außergewöhnlichen Maßnahmen greifen musste. Die Lady ließ eher ihren eigenen Vater töten, als das Vertrauen der Kreaturen zu enttäuschen, die, mit Ausnahme von Thrall, ihr diesen Gefallen niemals vergelten würden.
Unter anderen Umständen hätte Kristoff niemals getan, was er jetzt tat. Jeden Tag wachte er auf und fragte sich, ob er den richtigen Weg verfolgte. Aber jeden Tag wachte er auch in Furcht auf. Vom ersten Moment an, da er nach Kalimdor gekommen war, vom Ende des Krieges bis hin zur Gründung von Theramore, lebte Kristoff in der fürchterlichen Panik, dass alles, was sie aufgebaut hatten, zerstört werden könnte. Mit Ausnahme des kleinen Forts an der Handelsküste reduzierte sich die menschliche Präsenz in Kalimdor auf eine kleine Insel vor der östlichen Küste, auf drei Seiten von Kreaturen umgeben, die ihnen im besten Fall gleichgültig gesinnt waren - und im schlimmsten feindlich. Auf der vierten Seite begrenzte die Große See ihr Hoheitsgebiet.
Trotz seiner Ängste und trotz seines lautstarken Rates, bevorteilte die Lady die Orks ständig - zum Schaden der Menschen. Sie bezeichnete es als Glücksfall für die Allianz, und dass sie verbündet stärker seien als getrennt. Das wahrhaft Tragische daran war, dass sie dies auch glaubte.
Aber Kristoff wusste es besser. Und als sich Lady Proudmoore als unfähig erwies, die Gesamtsituation zu erfassen, das große Bild, das Kristoff sein ganzes Leben lang bemüht war zu erkennen, holte er sich Hilfe von außen.
Duree streckte ihre verschrumpelte Hand in die Kammer.
„Sir, der magische Stein von Northwatch glüht. Ich glaube, er hat eine Botschaft.”
Trocken versetzte Kristoff: „Das bedeutet es für gewöhnlich, ja.” Er stand vom Tisch der Lady auf und ging hinaus in den Thronsaal, wo der Stein aufbewahrt wurde. Vermutlich war das
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