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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Titelseite mit der weinenden Beverley und der Schlagzeile zu dem Tod ihrer Mutter in Händen hielt. Ihre Trauer war noch so frisch. Fünf Tage war das erst her – mir schien viel mehr Zeit vergangen zu sein.
    Würde Beverley ein Exemplar davon behalten wollen? Schwer zu sagen. Irgendwie war das ein grausiger Gedanke, trotzdem könnte es später vielleicht einmal wichtig für sie sein. Ich faltete die Zeitungsseite säuberlich zusammen und legte sie beiseite, nahm ein anderes Blatt, zerknüllte es und legte anschließend auf den Eisenrost kleinere Stücke Kienspan, auf die ich wiederum dickere Holzscheite tat. Ich zündete ein Streichholz an und hielt die Flamme an das Zeitungspapier.
    Menessos machte es sich auf der Couch gemütlich, in derselben Pose, an der sich Samson so erfolglos versucht hatte. Als ich an den Reverend dachte, blitzte das Bild von seinem Kopf in meinem Kühlschrank vor meinem inneren Auge auf; mir wurde übel. Ich rutschte von dem heißen Feuer weg, sah aber weiter den flackernden und tanzenden Flammen zu. »Würdest du … «, ich schluckte bittere Galle, »würdest du bitte Samsons Kopf aus meinem Haus entfernen?«
    Menessos wartete einen Moment, bevor er antwortete: »Vielleicht. Wenn ich … zufriedengestellt bin … wenn ich gehe.« Das Raubtier in ihm beobachtete mich eine lange Zeit; ich spürte seinen Blick auf mir wie die Hitze des Feuers. »Weißt du, wenn das Wölfchen nicht gestanden hätte, dich hintergangen zu haben, hätte ich dich getötet, sobald ich den Pflock zerstört gewusst hätte.«
    »Heißt das, dass du mich jetzt nicht mehr töten wirst?« Ich drehte mich um, um ihn anzusehen. Dabei entdeckte ich aus den Augenwinkeln meinen Baseballschläger und die Flasche mit dem Baldriangemisch, die noch immer in der Ecke standen.
    Er studierte seine Finger, als würde er darüber nachdenken, ob er eine Maniküre nötig hatte. »Ja. Du hast dich an die Abmachung gehalten.«
    Obwohl er die Worte sagte, die ich hören wollte, konnte ich weder ihm trauen noch erleichtert sein. Ich wandte mich wieder dem Kamin zu. Würde das Baldrianwasser auch ihn einschlafen lassen? Er war sehr stark – wahrscheinlich wäre es nutzlos. »Was ist mit Johnny? Und Nana und Beverley?«
    »Deine temperamentvolle Großmutter und das Mädchen werden zu dir zurückkehren. Noch wurde ihnen nichts angetan, obwohl sie ihre persönlichen Grenzen der Angst möglicherweise überschritten haben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Körperlich sind sie unversehrt, Persephone, aber ich weiß nicht, wie sie mental das Gefühl ertragen, Geiseln zu sein.«
    Ich wartete, bis offensichtlich war, dass er nichts mehr sagen würde. »Und Johnny?«, hakte ich nach und schlug einen Ton an, der ihm deutlich machen sollte, wie wenig ich zu schätzen wusste, dass er keine klare Antwort gab.
    »Was das Hundchen angeht –«
    »Lass endlich die blöden Anspielungen. Er heißt Johnny.«
    Menessos lachte laut. Ich konnte nichts Komisches an meiner Bemerkung finden. Er beugte sich vor und rieb seine schlanken Finger aneinander. »Persephone, du bist eine interessante Frau, und deswegen bringe ich dir ein gewisses Maß an Geduld entgegen. Ich glaube, Laien nennen das auch eine ›Lernkurve‹. Aber meine Geduld hat schnell ein Ende, wenn du mir nicht mehr Respekt entgegenbringst.«
    Er war ein Lügner und ein Mörder. Wahrscheinlich würde er uns alle umbringen. So gesehen hatte ich nichts zu verlieren. »Du bist kein Gast mehr in diesem Haus. Meinen Sarkasmus wirst du wohl hinnehmen müssen.«
    »Ich glaube nicht, dass du die Situation richtig einschätzt.«
    Es klang wie eine Drohung. Ich stand auf und baute mich vor ihm auf. »Das tue ich. Mein Haus, ergo meine Regeln.« Mit verschränkten Armen schob ich die Hüfte in einer »Nun-komm-mir-mal-nicht-so«-Pose zur Seite. »Jeder, der hier einbricht, mir den Kopf eines Toten in den Kühlschrank stellt und meine Familie kidnappt, kann mich mal am Arsch lecken, wenn ihm meine Ausdrucksweise nicht gefällt.«
    »Ich würde nichts lieber tun als das.«
    Ich lief tiefrot an, erwiderte aber im selben Tonfall wie er: »Ich glaube nicht, dass du richtig einschätzen kannst, wann ein Flirt Erfolg versprechend ist. Jetzt jedenfalls nicht.« Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, des Schlägers und der Flasche habhaft zu werden und beides an ihm auszuprobieren, aber –
    Er erhob sich in einer geschmeidigen, flüssigen Bewegung und schlenderte auf mich zu. »Ich versichere dir, Persephone, ich

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