Teufelskreise (German Edition)
Menessos ihn geschlagen hatte, schwoll sein Auge bereits zu. Einer seiner Augenbrauenringe war durch die Wucht des Schlags herausgerissen worden. Blut lief über sein Gesicht. »Red –«
»Tu es einfach«, sagte ich. Wenn Nana und Beverley wegen ihm irgendetwas zustieß – ich wollte gar nicht daran denken.
Johnny musterte mich eingehend und ging dann ohne ein weiteres Wort rückwärts zur Tür. Jedes Mal, wenn er sich einen Schritt von mir entfernte, machte Menessos einen auf mich zu. An der Garagentür blieb Johnny stehen. Seine Hände sahen wieder ganz normal aus. Ares bellte noch immer wild in seinem Käfig.
Menessos glitt hinter mich, packte mich bei den Schultern und presste seine Lippen an mein Ohr. »An dem Funkeln in den Augen der Promenadenmischung erkenne ich, dass dein Wolf etwas ziemlich Dummes im Schilde führt. Siehst du, Persephone, wie sich seine Nase kräuselt wie bei einem Hund? Und wie er die Zähne bleckt und knurrt? Ich wäre nicht überrascht, wenn als Nächstes Geifer aus seinem ungehobelten Mund triefen würde. Dass seine niederen Instinkte zum Vorschein kommen, stützt nur meine Theorie. Und ich sage es noch einmal, damit du es auch nicht vergisst, mein kleiner Wolf: Die Dame ist meine Geisel. Du entscheidest, wie unser Spiel hier ausgehen wird. Hast du mich verstanden?«
»Ja«, sagte Johnny, den Blick fest auf mich gerichtet.
Menessos drehte sanft mein Gesicht zu sich. »Dann werde ich jetzt endlich zusehen, wie Vivians Pflock zerstört wird. Und du, Persephone, du wirst an meiner Seite stehen, wenn ich triumphiere.«
Johnny machte einen Schritt nach vorne. »Wenn du ihr etwas antust –«
»Mit einem gebrochenen Bein wird es dir schwerer fallen, deine Aufgabe zu erledigen, aber ich schwöre, das wird mich nicht davon abhalten, dir genau das anzutun.« Als Johnny sich weder rührte noch etwas sagte, fügte Menessos hinzu: »Hol das Stöckchen, mein Junge.«
Im blassen Licht des abnehmenden Mondes rannte Johnny durch den Garten. Ich fühlte mit ihm, als ich ihn durch das Küchenfenster beobachtete. Menessos hatte von mir abgelassen. Wahrscheinlich glaubte er, ich würde nicht so dumm sein, etwas … nun ja, Dummes zu tun. »Du bist grausam«, sagte ich.
Er schlenderte näher und machte ein Gesicht, als wäre ich ein uneinsichtiges Kind, das eine Rüge verdient. »Er ist nur ein Hund. Du kannst nicht erwarten, dass er je etwas anderes sein wird als eben das: ein Hund.«
Herausfordernd sagte ich: »Er ist ein Wolf.«
Menessos tat so, als müsse er gähnen.
»Setz ›unhöflich‹ mit auf die Liste.«
»Machen wir eine Liste, meine liebe Persephone?«
»Ich mache eine. Grausam. Unhöflich. Und ein Eidbrecher.«
»Ich bin kein Eidbrecher.«
»Doch, das bist du.« Johnny verschwand in der Nacht. Ich war besorgt, dass dort die Betrachter auf ihn warten könnten, aber die würden doch sicher den Schmerz, den der Pflock auslöste, ebenso fühlen wie ich, oder? Ich sah weg und starrte Menessos an, der nicht einmal beleidigt war. Tatsächlich schien ihm mein Blick zu gefallen. Vielleicht, weil ich damit zeigte, dass ich mich unterlegen fühlte. Es freute ihn bestimmt, mich geschlagen zu sehen. »Du hast geschworen, keinen magischen Kreis zu betreten, solange der Pflock nicht zerstört ist. Trotzdem hast du dich in meinen gestellt.«
Er runzelte die Stirn, als er überlegte, wer mir das verraten haben könnte. Ich glaube, er wollte mich fragen, hielt sich dann aber zurück. »Ich dachte schon, du würdest wieder von dem Bluteid sprechen.« Er flüsterte: »So viele Sorgen.«
Erlaubte ihm das Stigma, meine Gedanken zu lesen? Da ich nicht wollte, dass er meine Antworten vorhersehen konnte, schützte ich meine Gedanken.
»Komm schon, Hexe. Entfach ein Feuer für mich in deinem Kamin.«
Er bedeutete mir voranzugehen. Meine Füße bewegten sich schon, bevor ich noch eine Chance hatte, darüber nachzudenken, ob ich ihm gehorchen wollte oder nicht. Auf dem Tisch lag noch der Ordner mit den Kopien des Codex. Gott sei Dank hatte Nana ihn zugeklappt. Auf dem Etikett stand Recherche , also war zu vermuten, dass sich Menessos wohl kaum dafür interessieren würde. Ich berührte den Ordner nicht.
Nachdem ich den Abzug überprüft hatte, kniete ich mich vor den Kamin. Ich nahm ein Stück Papier aus dem Korb mit den alten Zeitungen, zerknüllte es und warf es auf den Rost. Dann wiederholte ich das Ganze mit ein paar weiteren Seiten. Als ich nach der letzten griff, sah ich, dass ich die
Weitere Kostenlose Bücher