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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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Folterkammer begeben und dort auf ihn warten.«
    »Ja, Meister.« Unter Beelzebubs stetigem Bedrängen richtete Wengodian sich zu seiner vollen, verkrüppelten Größe auf. Er machte Anstalten zu gehen, aber Beelzebub hielt ihn noch immer am Schopf fest.
    »Vorher wirst du mir sagen, was hier passiert ist«, forderte er.
    »Passiert ist …«, echote der Seelenfänger. Er hätte kaum ängstlicher aussehen können, als in diesem Moment. Beelzebub musste ihn noch zweimal heftig schütteln, ehe die Worte aus ihm herausplumpsten wie zentnerschwere Steine, die ihm auf dem Herzen gelegen hatten.
    Die letzten Ereignisse schockierten Beelzebub über alle Maßen. Auf der Flucht hatte Wengodian die Flasche zerstört, was nicht nur bedeutete, dass eine Seele frei durch die Gegend schwebte. Diese Situation brachte das komplette Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle in Gefahr. Im schlimmsten Fall konnte das sogar Krieg bedeuten, und er wusste aus Erfahrung, dass weder die Oberen noch die Unteren jemals gegeneinander siegen würden.
    Da gab es jedoch einen Punkt an der Erzählung, der ihn irritierte. »Du sagst, ein Engel ist hier unten?«, fragte Beelzebub nach.
    Wengondian nickte heftig. »Der Fährmann hat sie über den Fluss gebracht. Dieser miese Verräter!« Er spuckte aus.
    Beelzebub ließ ihn endlich los und schubste ihn von sich. »Geh jetzt!«
    Mit einem letzten Grummeln machte sich der Seelenfänger humpelnd aus dem Staub.
    Beelzebub verweilte vor der Wand und berührte die Stelle, an der die Flasche zerschellt war. Ein heller Fleck hatte sich dort in den Felsen gebrannt. Die Flugbahn konnte er allerdings nicht ausmachen, ganz gleich, wie sehr er sich darauf konzentrierte. Aber vielleicht, so sagte er sich, könnte es der Engel tun. Schließlich fiel die entfleuchte Seele in seinen Zuständigkeitsbereich, und wenn er schon einmal in die Hölle hinab gestiegen war, dann konnte er sich auch ebenso gut nützlich machen.

5.
    Marafella stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte die Nasenspitze so weit in die Höhe wie sie nur konnte.
    Als würde das etwas helfen
, musste sie sich eingestehen.
    Egal, ob sie weiterhin am Fluss entlang lief oder in einen der unzähligen Höllengänge hinein schritt, der Schwefelgeruch blieb konstant. Es existierte keine Fahne, der sie hätte folgen können, geschweige denn etwas anderes in der Art.
    Erneut war sie versucht, den Zauberspiegel aufzuklappen und Elarius um Hilfe zu rufen. Vermutlich saß der Einsiedler-Engel vor seinem Teleskop, beobachtete ihr klägliches Versagen und amüsierte sich dabei ganz prächtig. Marafella konnte sein schadenfroh grinsendes Gesicht regelrecht vor sich sehen. Sie hatte den Spiegel hervor gezogen und drehte ihn unschlüssig in einer Hand. Doch ehe sie ihn öffnen konnte, wehte ihr der Hauch eines stechenden Gestanks um die Nase. Sie würgte.
    »Mein Gott!«, entfuhr es ihr. Ein Husten schüttelte ihren schlanken Körper. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Engel fühlten nicht auf diese Weise. Die Hölle selbst musste der Auslöser für ihre Reaktionen sein, da war sich Marafella sicher.
    »Ja, wen haben wir denn da?«, hörte sie eine rauchige Stimme säuseln. Die dazu gehörige Gestalt trat aus einem der dunklen Gänge heraus und lehnte sich mit einem Arm lässig gegen die Felswand.
    Marafella verschlug es die Sprache. Sie hatte mit einem weiteren Knochenmann oder zumindest mit einem ähnlich grotesken Wesen gerechnet. Aber es war ein gewöhnlicher Mann, der ihr nun gegenüber stand, ein äußerst attraktiver noch dazu. Sein Gesicht wirkte zugleich düster und schön, und in seinen schwarzen Augen lag nicht die Verdammnis, die sie erwartet hätte. Er schenkte ihr einen freundlichen Blick.
    Die offenkundige Verwunderung des Engels amüsierte Beelzebub. Sicher hatte sie jemand anderes an seiner Stelle erwartet. Lediglich der ihn umgebende Schwefelgeruch musste sie kurzzeitig verwirrt haben, aber dem schaffte er schnell Abhilfe. Es bedurfte nur eines Zwinkerns, schon wurde er von einem anderen, für Engel weitaus erträglicheren, Duft umgeben. Ihr Aufatmen war förmlich spürbar.
    Ihre reinweiße Schönheit versetzte Beelzebub in Erstaunen. Zum ersten Mal begegnete er einem Engel, dessen Gesicht nicht vor Streitlust verzerrt war. Denn für gewöhnlich trafen Engel und Teufel nur aufeinander um ein klärendes Gespräch über das Gleichgewicht zu führen. In all der Zeit waren sie niemals in friedlicher Absicht zusammen gekommen. Die anmutige

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