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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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bauen lassen, ein exklusives Architektenhaus am Dorfrand. In der bayerischen Idylle. Unschlagbar günstige Grundstückspreise. Und wir haben gerne unseren Frieden. Stress habe ich an der Arbeit schon genug.«
    Â»Das idyllische Hirnstetten. Und jetzt sehen Sie Ihre Idylle bedroht?«
    Â»Bedroht ist gar kein Ausdruck, Herr Kommissar. Wenn man die Pläne für diesen Park nicht stoppt, erstickt unser Dorf im Verkehr.«
    Morgenstern konnte es sich nicht verkneifen. »Einen Verkehr, an dem Sie eine gewisse Mitschuld tragen. Ist es nicht Ihr Unternehmen« – er deutete ins weite Rund der Audi-Piazza –, »das ständig die unbegrenzte Mobilität und die Freude am Fahren, die Freiheit hinterm Steuer propagiert?«
    Â»Das hat damit gar nichts zu tun!«, schnappte Pietzka. »Und außerdem ist Freude am Fahren der Spruch von BMW .«
    Â»Für mich ist das alles dasselbe«, sagte Morgenstern provokant.
    Â»Für mich nicht. Und ich bin durchaus ein Verfechter des Individualverkehrs. Aber doch nicht, wenn sich die Autos sinnlos vor meiner Haustür stauen.«
    Â»Oh heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an.« Morgensterns Blick wurde hart: »Sei’s drum. Wir waren bei der ermordeten Barbara Breitenhiller. Sie können sich vorstellen, dass Sie, Herr Pietzka, uns da ins Blickfeld geraten. Wir suchen nach Menschen, die ein Problem mit Frau Breitenhiller hatten …«
    Â»Ich hatte kein Problem mit ihr, ich kannte sie kaum.«
    Â»â€¦Â oder die ein Problem mit ihrer Familie, speziell ihrem Vater, hatten«, schob Hecht nach.
    Â»Sie haben nachweislich ernsthaften Streit mit Herrn Albert Breitenhiller«, sagte Morgenstern. »Ich habe Ihren Briefwechsel mit ihm gelesen. Darin deutet nichts darauf hin, dass Sie beide in diesem Leben noch mal Freunde werden.«
    Â»Im nächsten Leben auch nicht«, sagte Pietzka. »Dieser Breitenhiller ist, mit Verlaub, ein Arschloch. Sie sollten mal hören, was der mir schon alles an den Kopf geworfen hat. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich wegen eines sturen Bauern so aufregen könnte. Meiner Frau geht es genauso. Die war sogar schon in psychologischer Behandlung, nur wegen dieses Römerparks. Das ist doch kein Leben mehr.«
    Â»Wie ist das nun mit Ihrer Bürgerinitiative?«, fragte Morgenstern. »Wenn ich Ihre Briefe so lese, dann kommt mir das vor wie eine One-Man-Show. Wie eine Heinrich-Pietzka-Solonummer. Ein Feldherr ohne Bataillone.« Er grinste. »So ungefähr wie die bayerische FDP .«
    Â»Nein, nein«, protestierte Pietzka. »Die Interessengemeinschaft ›Naturpark statt Römerpark‹ ist zwar von mir ins Leben gerufen worden …«
    Â»Wann?«
    Â»Vor gut einem Jahr. Und ich bin ihr Sprecher, ganz klar. Aber ich habe inzwischen eine ganze Reihe von Mitstreitern. In Enkering, Pfahldorf und auch hier in Hirnstetten habe ich Gleichgesinnte gefunden. Ich muss allerdings gestehen, dass manche Leute sich von diesem Park Arbeitsplätze erhoffen. Und ich musste leider feststellen, dass die ganze Aktion für mich als Auswärtigen, zumal als gebürtigen Norddeutschen, mitten in Bayern keine ganz einfache Sache ist.«
    Â»Wie norddeutsch?«, fragte Hecht.
    Â»Buxtehude.«
    Â»Oje!«, entfuhr es Hecht.
    Â»Vor drei Wochen sind meine Frau und ich ein ganzes Wochenende lang mit einer Unterstützerliste von Haus zu Haus gegangen. Da haben sich siebenundzwanzig Sympathisanten eingetragen.«
    Â»Respekt«, sagte Morgenstern, und Pietzka nahm das ironisch vergiftete Kompliment ernst.
    Â»Das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs. Ich spüre ganz deutlich, dass ich die breite Mehrheit hinter mir habe. Aber die Masse hat bedauerlicherweise die Angewohnheit, zu schweigen.«
    Â»Aha«, sagte Morgenstern höflich.
    Â»Genau. Ich habe einmal eine interessante Theorie gelesen, in der es genau darum geht. Die Mehrheit der Leute schweigt, und das ermuntert die Minderheit dazu, sich immer lautstärker zu artikulieren und so den Weg in die Zeitungen und ins Fernsehen zu finden. So lange, bis öffentlich der Eindruck entsteht, die Minderheit wäre die Mehrheit.«
    Â»Selten so einen Käse gehört«, sagte Morgenstern, der der Argumentation nicht recht gefolgt war.
    Pietzka ignorierte den Einwurf. »Das ist die Theorie von der Schweigespirale. Aber ich werde diesen Trend durchbrechen. Eines

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