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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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verspreche ich Ihnen: Ich werde durch alle Instanzen gehen. Wenn es nötig ist, bis zum Bundesverwaltungsgericht. Meine Rechtsschutzversicherung zieht mit, das ist schon geklärt. Und wenn es richtig hart wird, sorgen wir dafür, dass die UNESCO dem Limes den Titel ›Weltkulturerbe‹ entzieht.«
    Â»Wie bitte? Das ist doch nicht Ihr Ernst.« Morgenstern war ernsthaft empört über Pietzkas destruktive Entschlossenheit.
    Â»Selbstverständlich. Denken Sie mal an die Waldschlösschenbrücke von Dresden. Die UNESCO versteht keinen Spaß, wenn man mit dem Welterbe Schindluder treibt. Da wird ruckzuck der Status entzogen, wenn jemand meint, er könnte direkt neben dem Limes so ein Disneyland aufbauen. Und wissen Sie, wie man dann in Buxtehude sagt?«
    Hecht und Morgenstern verneinten.
    Â»Se sitt all wedder in’n Pissputt.« Pietzka zeigte ein boshaftes Grinsen, als freute er sich auf den Tag, an dem seine Befürchtung wahr werden und er recht behalten würde. Dann schaute er auf seine Uhr, eine dicke Breitling. »Also, was wollen Sie nun wissen? Fragen Sie bitte gerade heraus und nicht um den heißen Brei herum. Wie gesagt, ich habe in Kürze ein Meeting. Und wir Ingenieure sind gewohnt, Probleme direkt anzugehen.«
    Â»Sehr gut. Also dann: Was haben Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag zwischen Mitternacht und zwei Uhr gemacht?«, fragte Morgenstern.
    Â»Also in der Zeit, als Frau Breitenhiller ums Leben gekommen ist?«
    Â»Exakt. Um in Ihrer direkten Ingenieursprache zu bleiben: Haben Sie ein Alibi?«
    Pietzka verzog keine Miene. Er schien das Gespräch in der wärmenden Augustsonne sogar zu genießen. Hier, umgeben von all den Dingen, die ihm als Audianer wichtig waren, hatte er sein Heimspiel.
    Â»Sonntagnacht?« Er strich sich langsam über die blonden Haarstoppeln, blinzelte in die Sonne. »Ich war mit meiner Frau zu Hause. Wir hatten Besuch von Arbeitskollegen, mit denen wir im Garten gegrillt haben. Ich kann Ihnen die Telefonnummer geben, Sie können das überprüfen.«
    Â»Wann ist dieser Besuch wieder gefahren?«
    Â»Es ist ein langer Abend geworden, wir waren später noch im Haus. Sie sind erst gegen ein Uhr gefahren. Meine Frau und ich haben dann noch aufgeräumt und sind hundemüde zu Bett gegangen. Da war es dann schon zwei Uhr. Ein ganz und gar wunderbarer Abend.«
    Â»Das werden wir überprüfen«, sagte Hecht.
    Â»Tun Sie das.« Pietzka stand auf. »Jetzt muss ich aber wirklich los. Sollten Sie noch etwas fragen wollen, wissen Sie ja, wo Sie mich erreichen.«
    Â»Sie hören von uns«, versprach Morgenstern.
    Pietzka hatte bereits einige Meter Richtung Haupteingang zurückgelegt, als er mit einem Mal stehen blieb. Er drehte sich nach den regungslos verharrenden Kommissaren um, gab sich einen Ruck und kehrte mit raschen Schritten zurück.
    Â»Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«, fragte Morgenstern.
    Â»Da gibt es noch eine Sache, die ich Ihnen gerne sagen würde.« Pietzka zog das Sakko aus, ihm war wohl heiß geworden. »Wo Sie schon einmal hier sind. Ich habe bisher noch mit niemandem darüber gesprochen.«
    Er fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar. Morgenstern sah – und glaubte gleichzeitig zu riechen –, dass sich an den Achseln des dezent gestreiften Hemdes großflächige Schweißflecken gebildet hatten.
    Â»Noch nicht einmal meiner Frau habe ich davon erzählt. Ich will nicht, dass sie sich unnötig Sorgen macht.« Pietzka sah Hecht und Morgenstern mit einem um Verständnis heischenden Blick an.
    Â»Was haben Sie ihr nicht erzählt?«, drängte Hecht.
    Â»Vielleicht sollten wir uns dafür lieber ins Museumscafé setzen«, schlug Pietzka vor.
    Â»Und Ihr Meeting?«, fragte Morgenstern.
    Â»Ach, das Meeting. Lassen Sie das meine Sorge sein. Sie haben keine Ahnung, wie viele Meetings wir haben. Morgenmeeting, Mittagsmeeting, Nachmittagsmeeting. Hier eine Konferenz, da eine Gruppenbesprechung. Und an jeder Ecke haben sie neuerdings einen Meetingpoint mit Kaffeeautomaten eingerichtet, damit wir alle schön kommunizieren. Ich frage mich manchmal, wer überhaupt noch in Ruhe an seinem Schreibtisch arbeiten kann.«
    Morgenstern dachte an ihren Chef Adam Schneidt, der bestimmt in Kürze ebenfalls Rechenschaft einfordern würde, Zwischenergebnisse oder am besten gleich den Abschlussbericht, präsentiert auf

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