Teufelsmauer
sind voll verfügbar?«, bohrte Morgenstern nach.
»Natürlich.« Das Lächeln des Finanzoptimierers war nun geradezu unaristokratisch breit. »Das Geld wird auch bereits bestens verzinst.«
Morgenstern schüttelte den Kopf. »Beste Zinsen, ohne dass da oben von diesem Park auch nur ein einziger Stein steht.«
Hecht hatte sich bisher zurückgehalten. Mehr noch: Er war auf dem Ledersofa immer stiller und blasser geworden. Morgenstern sah besorgt zu seinem Kollegen hinüber.
»Gehtâs dir nicht gut?«, wisperte er.
»Geht schon«, flüsterte Hecht zurück, und Morgenstern wurde klar, dass der gute Spargel als überzeugter Nichtraucher den raumfüllenden Zigarrendunst des Barons nicht verkraftete.
»Und wie sieht es mit dem anderen Anteil aus, dem Löwenanteil, wie man das so nennt?«, führte Morgenstern die Befragung im Alleingang fort.
»Sie meinen unsere institutionellen Anleger?«
»Genau diese.« Morgenstern wusste allerdings nicht recht, was er sich unter solchen Investoren vorstellen sollte. Am ehesten kamen ihm irgendwelche chinesischen Staatskonzerne in den Sinn. Die steckten doch ihr Geld in den letzten Jahren unablässig in europäische oder amerikanische GroÃprojekte, kauften ganze Flughäfen auf und rohstoffhaltige Ländereien in aller Welt. Aber Chinesen in Hirnstetten? Oder saudi-arabische Ãlscheichs? Bislang, da war sich Morgenstern sicher, waren derlei exotische Herrschaften auf den Dörfern allenfalls an Fasching aufgetaucht: bei den Maskenbällen der örtlichen Vereine, wo der »Scheich« wegen der unkomplizierten Maskerade (Nachthemd, Sonnenbrille, Palästinensertuch) besonders gerne genommen wurde.
»Sprechen wir von internationalen Investoren?«, fragte Morgenstern, als der Baron schweigsam blieb.
Von der Tann rang sich zu einem Nicken durch.
»Europäisch oder global?«, hakte Morgenstern nach.
Der Baron schaute ihn gequält an. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das sagen darf.«
»Ganz wie Sie wollen. Aber eines würde mich doch interessieren: Diese GroÃinvestoren, woher auch immer sie sind ⦠haben die ihr Geld bereits vorgeschossen, also steht Ihnen das auch bereits voll zur Verfügung? So wie die Summen von den privaten Anlegern, die Sie so gut verzinsen?«
Von der Tann knetete seine dünnen, langen manikürten Finger und begann dann, mit einem grünen Bleistift zu spielen, indem er ihn wieder und wieder um seine Finger drehen lieÃ, erst langsam, dann immer schneller, was in Morgenstern nur umso mehr das Bild eines trickreichen Zirkuskünstlers, eines Jongleurs, verstärkte. Eines Zauberers, der mit schwarzem Zylinder nur so lange seriös wirkte, bis sich ein argloses weiÃes Kaninchen unter seinen Händen auf Nimmerwiedersehen in Luft auflöste. Nur gut, dass die Familie Morgenstern finanziell alles andere als auf Rosen gebettet und mithin nicht in der Verlegenheit war, den guten alten Sparstrumpf in irgendeiner Form »optimieren« zu müssen.
»Also gut«, sagte von der Tann nach einer schier endlosen Pause. »Wir halten auch dieses Geld bereits auf unseren Konten bereit. Wir haben die gesamte Summe zusammen. Sie müssen sich um die Finanzierung des Projekts Augustus-Park keine Sorgen machen.«
Morgenstern stand auf, um sich zu verabschieden und gleichzeitig den schon inzwischen käsweiÃen Kollegen Hecht an die frische Luft zu bringen. »Ich mache mir keine Sorgen wegen des Römerparks. Ich mache mir Sorgen wegen Barbara Breitenhiller.«
Er stand schon in der Tür, da fiel ihm noch eine letzte Frage ein. »Ihre internationalen Kreditgeber?«
Von der Tann drückte gerade den Rest seiner Zigarre in den noblen Aschenbecher. »Ja, was soll mit denen sein?«
»Haben die vielleicht einen Grund, sich Sorgen zu machen, Herr Baron?«
»Wie bitte?«
»Sie haben mich schon verstanden. Wir waren oben am Limes. Wie schon gesagt: Viel gibt es noch nicht zu sehen. Wenn man mal von ein paar Protestplakaten absieht. Wer steht am Ende dafür gerade, dass Ihr Park zustande kommt?«
Morgenstern glaubte ein kurzes Zwinkern in von der Tanns Augen zu sehen. Dann setzte der Baron sein unverbindliches Lächeln auf und sagte: »Das garantiert selbstverständlich die Immo World Limited mit Sitz in Luzern.«
»Und Herr Breitenhiller?«
»Zu einem geringeren Teil garantiert das auch Herr
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