Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
Vom Netzwerk:
dem Silbertablett. Doch damit konnten er und Hecht nicht dienen. Was sie bisher hatten, war eine Handvoll loser Fäden. Auf dem Eichstätter Volksfest hatte er eine Bude gesehen, die nach genau diesem Prinzip funktionierte. Ein Bündel langer Schnüre, die über eine Rolle nach oben führten und mit verschiedensten Gewinnen verknüpft waren. Mit welcher Schnur sich letztlich der Hauptgewinn, ein riesiger Plüschteddybär aus vermutlich südostasiatischer Kinderarbeit und mit aberwitziger Schadstoffbelastung, ziehen ließ, das wusste nicht einmal der Budenbesitzer selbst.
    Im Café rückte Ingenieur Pietzka, nachdem er einmal seinen Entschluss gefasst hatte, ohne Umschweife mit seiner Information heraus.
    Â»Ich fühle mich verfolgt.«
    Â»Verfolgt?«, fragten Hecht und Morgenstern wie aus einem Munde.
    Â»Ja, verfolgt. Oder beobachtet. Nennen Sie es, wie Sie wollen.« Pietzka schaute sich um, ob sie von jemandem an den Nachbartischen belauscht werden konnten. Morgenstern tat es ihm gleich, als suchte er bereits das Café nach dem ominösen Verfolger ab.
    Â»Wie soll ich es Ihnen erklären? Das ist jetzt vielleicht drei Wochen her, möglicherweise auch schon einen Monat.« Pietzka strich sich nervös durchs Stoppelhaar. »Man kennt die Leute aus dem Dorf, das habe ich Ihnen bereits erklärt. Man weiß, wer dazugehört und wer nicht. Und man hat ein Gefühl, wenn da irgendwo ein Fremder ist, der einen beobachtet.«
    Â»Wo haben Sie diesen Fremden gesehen?«, fragte Hecht.
    Â»Richtig gut gesehen habe ich ihn nie. Es war wie ein Schatten.« Pietzka tupfte sich mit einer Papierserviette die Stirn, dabei war es im klimatisierten Café angenehm kühl.
    Â»Der große Unbekannte also«, sagte Morgenstern und hatte das ungute Gefühl, dass der Ingenieur sie mit seiner nebulösen Geschichte auf ein Abstellgleis lotsen wollte. Weg vom möglicherweise verdächtigen Querulanten Pietzka hin zum armen Opfer Pietzka.
    Â»Ein Schatten«, wiederholte Hecht, der sich Notizen gemacht hatte. »Das ist ein bisschen wenig, finden Sie nicht auch?«
    Â»Nein, da war bestimmt dreimal jemand am Waldrand, der zu meinem Haus herübergeschaut hat. Ich hatte den Eindruck, dass er sogar ein Fernglas benutzt hat. Denn einmal haben die Gläser in der Sonne aufgeblitzt.«
    Â»Ein Jäger«, sagte Hecht.
    Â»Nein, das war bestimmt kein Jäger. Einmal war es am helllichten Tag. Was soll denn da ein Jäger? Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht. Beim ersten Mal war es am frühen Morgen. Ich war kurz im Garten, da stand er am Waldrand und schaute herüber. Dann hat er sich weggedreht und ist verschwunden.«
    Â»Woher wissen Sie, dass es ein Mann war?«, fragte Hecht.
    Â»Das war einfach mein Eindruck.«
    Â»Welche Kleidung trug er?«
    Â»Jeans, eine dunkelblaue Trainingsjacke. Ich kann mich aber auch täuschen.«
    Â»Ein Jogger«, sagte Morgenstern.
    Â»Ein Jogger mit Fernglas?«, fragte Pietzka zurück.
    Â»Ein Jogger mit Brille«, präzisierte Morgenstern. »Auch Brillengläser können in der flach stehenden Morgensonne aufblitzen. Ich glaube, Sie bilden sich da etwas ein, Herr Pietzka. Ich sehe nicht, dass jemand Sie gezielt verfolgen würde.«
    Â»Sie glauben mir also nicht?«
    Â»Doch, doch«, sagte Morgenstern. »Aber ich an Ihrer Stelle würde nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ich schlage vor, dass Sie die Sache im Auge behalten. Sie dürfen sich gerne wieder bei uns melden, sobald es etwas Neues gibt.«
    Â»Es war ein Gefühl«, beharrte der Ingenieur. »Man sagt uns Technikern immer nach, dass wir keine Ader für Gefühle hätten. Aber in diesem Fall war das für mich ganz deutlich zu spüren.«
    Â»Was haben Sie gespürt?«, fragte Hecht.
    Pietzka ließ sich mit der Antwort Zeit. Viel Zeit. Als die Kommissare schon nicht mehr damit rechneten, beugte er sich vor und flüsterte nur ein einziges Wort: »Bedrohung.« Dann kramte er nach seiner Geldbörse, legte drei Euro auf den Tisch und stand auf. »Meine Herren, jetzt muss ich aber wirklich zu meinem Meeting.« Er klopfte zum Abschied mit den Knöcheln der rechten Hand auf die Tischplatte, sah sich dann aber doch noch zu einem abschließenden Kommentar genötigt: »Es geht mir nicht darum, dass ich in irgendeiner Form Schutz bräuchte, gar von der Polizei. Ich wollte

Weitere Kostenlose Bücher