Teufelspfad
sah er, dass sich ihre Brust ein winziges Stück hob und senkte. Er zog sie so nah an sich heran, wie er konnte, und nahm ihre Hand, die immer noch das Lenkrad umklammerte, als wenn sie dem Tod davonfahren könnte.
„Colleen?“, fragte er.
„Tommy, bist du das?“
Ihre Stimme war rau. Lincoln griff an ihr vorbei und nahm das Handy von der Klebematte auf dem Armaturenbrett. Er klappte es auf und rief am Empfang des CJC an. Machte es offiziell. Erzählte ihnen, dass ein Officer in eine Schießerei verwickelt worden war. Bat um Unterstützung, Sanitäter, alles, was sie herschicken konnten. Code drei.
Colleen sprach wieder.
„Tommy, du hättest nicht … hättest nicht kommen sollen. Flynn. Wir müssen uns um Flynn kommen.“
Lincoln zog seine Jacke aus und drückte sie zusammengerollt gegen ihre Halswunde.
„Pst, Colleen, nicht reden. Bleib einfach hier, bleib bei mir, okay?“
Sirenen heulten, er hörte sie wie durch einen Nebel. Es waren Menschen in der Nähe, doch er ignorierte sie, konzentrierte all seine Energie auf Colleen.
Colleen schüttelte den Kopf, den Blick starr auf Lincoln gerichtet. „Tommy. Ich bin so froh, dass du da bist. Du hast mir gefehlt. Du hast mich immer so glücklich gemacht. Bei dir habe ich mich sicher gefühlt.“
Sie lächelte. Ein seltsamer Glanz lag auf ihrem Gesicht.
„Colleen …“
Sie legte einen Finger auf seine Lippen.
„Nein, nein, Colleen, halt durch. Flynn ist auf der anderen Straßenseite, er wartet auf dich. Bitte, Colleen, tu mir das nicht an. Wage es ja nicht, zu sterben. Hilfe ist schon unterwegs.“
„Tommy, ich liebe dich.“
Ihre Augen schlossen sich sanft, und dann war sie fort. Er spürte es, den Moment, in dem ihr Körper leichter wurde, als ihre Seele floh. Er glaubte nicht, dass er je die genaue Form und den Geschmack des Augenblicks vergessen würde, wie die Stimmen näherkamen, wie Colleens Augen einen winzigen Spalt offen standen, als müsse ihre Seele den Weg aus dem Körper heraus sehen, wie das Blut in den dunklen Stoff seiner Jacke sickerte, der Geruch von staubigem Beton vermischt mit sterbendem Blut. Lincoln kämpfte gegen die Tränen an. Wehrte sich kurz, als jemand an seiner Schulter zog. Dann ließ er das Jackett fallen und trat zur Seite, um die Sanitäter ihre Arbeit machen zu lassen. Er wusste, dass es zu spät war. Es war für sie alle zu spät.
47. KAPITEL
Taylor wollte gerade auf den Parkplatz hinaustreten, als sie Schüsse hörte. Sie zog ihre Glock.
„Lieutenant, haben Sie das gehört?“, quiekte Kris erschrocken.
„Ja, habe ich. Geh nach drinnen ins Hauptbüro und schließ die Tür hinter dir.“
Kris verschwand im Flur. Dort war sie in Sicherheit. Man brauchte eine Schlüsselkarte, um sich Zutritt zu verschaffen.
Taylor schaute aus der Tür und sah ihre beiden Bodyguards über einen Mann gebeugt stehen. Was auch immer passiert war, es war vorbei, die Bedrohung war neutralisiert worden. Sie steckte ihre Waffe wieder ein und lief nach draußen.
„Was ist passiert?“, rief sie. „Wer ist das?“
Wells drehte sich zu ihr um, seine Augen waren ruhig und eiskalt. „Ich bin sicher, dass er einer der Nachahmer ist. Das Nummernschild passt. Und er hat nach seiner Waffe gegriffen. Ich hatte keine andere Wahl.“
Sie schaute den Mann an, der flach auf dem Rücken lag. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, seine Augen waren für immer auf einen Himmel gerichtet, den nur er sehen konnte. Sie empfand nichts für ihn.
„Welcher war er?“
Rogers warf ihr die Brieftasche des Mannes zu. „Der Führerschein ist auf William Reiser ausgestellt. Ich nehme an, er ist der Zodiac-Nachahmer aus Kalifornien.“
„Was zum Teufel macht er hier? Hatte er es auf mich abgesehen?“
„Das wissen wir nicht, Ma’am. Wir haben ihn die Straße entlangkommen sehen. Er hielt eine Minute vor dem TBI-Gebäude, kam dann hierher, blieb auf dem Parkplatz stehen und holte sein Blackberry heraus.“
Er gab ihr das Smartphone. Sie drückte auf den Home-Knopf, und das Display erwachte zum Leben. Er hatte eine E-Mail an jemanden namens Troy angefangen.
Sie scrollte runter und sah die Nachricht, auf die er geantwortet hatte. Ein Schauer überlief sie.
Komm zu Papa .
Er hatte auf eine direkte Anweisung von Copeland reagiert. Wells hatte recht, dieser Mann war einer der Nachahmungstäter.
„Sehr gut gemacht“, sagte sie zu ihm und holte ihr Handy heraus, um Commander Huston anzurufen.
Bevor sie noch Hallo sagen konnte, fuhr Huston
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